Auf ihrer letzten Sitzung überraschte die Bank of England (BoE) die Märkte mit einer Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte. Die seitdem veröffentlichten Daten haben der „Old Lady“ jedoch etwas Luft verschafft. Die Juli-Inflationsdaten aus dem Vereinigten Königreich fielen überraschend niedrig aus, was im starken Kontrast zu den hohen Aufwärtsüberraschungen der vorhergehenden vier Monate steht. Gleichzeitig deuten die kürzlich veröffentlichten schwachen Umfragewerte zu Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen in Großbritannien darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum wieder abschwächt. Zudem gibt es klare Anzeichen dafür, dass die höheren Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt zu belasten beginnen. Die Preise dort sind mittlerweile so stark gefallen wie seit 2009 nicht mehr.
Da die Inflation im Vereinigten Königreich nach wie vor unangenehm hoch ist, werden die Leitzinsen sicherlich weiter steigen. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass die BoE die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 Prozent anheben wird, als um 0,5 Prozentpunkte, wie noch vor einigen Wochen von den Märkten befürchtet. Die Märkte gehen davon aus, dass der Zinsgipfel zu Jahresende bei 5,75 Prozent liegen wird, was durchaus richtig sein kann. Aber auch in den Jahren danach dürften die Zinssätze für längere Zeit recht hoch bleiben. Wenn es der BoE gelingt, das Wachstum zu bremsen und die Inflation zu senken – und wir sind davon überzeugt, dass ihr dies gelingen wird – dann sollte die Bank in der Lage sein, die Zinsen im nächsten Jahr erstmals zu senken. Unserer Einschätzung nach bieten Gilts und indexgebundene Gilts derzeit ein recht gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Zum ersten Mal seit 18 Monaten haben wir daher vor kurzem unsere Portfolios umgeschichtet, um von steigenden Gilts-Kursen zu profitieren.
Von Mike Riddell, Head of Macro Unconstrained Fixed Income Strategie bei Allianz Global Investors