- Wir erwarten keine geldpolitische Ankündigung auf der FOMC-Sitzung am 30. und 31. Januar
- Angesichts der Robustheit der US-Wirtschaft dürfte die Fed keinen genauen Zeitpunkt für ihre erste Zinssenkung nennen, sondern auf einem datengestützten Ansatz für die Inflation bestehen. Wir erwarten Zinssenkungen erst in der zweiten Jahreshälfte
- Wir gehen außerdem davon aus, dass diese Sitzung keine größeren Marktanpassungen zur Folge haben wird. Da die langfristigen Zinssätze 30 Basispunkte über ihrem Tiefststand vom Dezember 2023 liegen, scheint das Potenzial für eine weitere Korrektur der Zinssätze begrenzt.
Ende 2023 führte die Einschätzung des Marktes, dass die US-Notenbank das Ende ihres geldpolitischen Straffungszyklus erreicht hatte, zu einer kräftigen Anleiherallye, die durch immer aggressivere Erwartungen von Zinssenkungen angetrieben wurde. Auf dem Höhepunkt dieser Erwartungen rechneten die Märkte mit einer Zinssenkung um 160 Basispunkte im Jahr 2024, wobei eine erste Senkung im März 2024 von fast allen Marktteilnehmern erwartet wurde.
Seitdem haben die Fed-Mitglieder versucht, den Optimismus der Anleger zu dämpfen, indem sie für einen längeren Zinssenkungszeitplan plädierten, als ihn die Märkte erwartet hatten. Obwohl die Anleger den Umfang der Zinssenkungen bis 2024 (142 Basispunkte) und den Zeitpunkt der ersten Senkung nun revidiert haben (nur noch 52% erwarten eine Senkung auf der März-Sitzung), sind diese Erwartungen nach wie vor überzogen.
Wir halten es für verfrüht, dass die Fed eine Änderung ihrer Geldpolitik ins Auge fasst.
Trotz der massiven Straffung der Geldpolitik in den letzten zwei Jahren bleibt das US-Wachstum erstaunlich robust. Mit +3,3% im vierten Quartal 2023 gegenüber den erwarteten +2%, gestützt durch den Konsum der privaten Haushalte - der von einem positiven Reallohnwachstum profitiert -, aber auch durch Investitionen dank einer konjunkturstützenden Finanzpolitik, scheint sich das Szenario „soft or no lading“ zu bestätigen.
Diese Robustheit der Wirtschaft ist eine gute Sache für die Fed: Sie zeigt, dass die Fed bei der Straffung der geldpolitischen Bedingungen nicht zu weit gegangen ist. Sie kann sich daher jetzt auf die Inflation konzentrieren. Diese ist zwar auf dem Weg der Verlangsamung, hat aber noch nicht das Ziel erreicht. Die jüngsten Zahlen zur Gesamtinflation waren etwas höher als erwartet: Der Verbraucherpreisindex lag im Dezember bei +3,4% gegenüber erwarteten +3,2%, die Kerninflation im Dezember bei +3,9% gegenüber +3,8%. Andererseits ging die PCE-Kerninflation, der bevorzugte Indikator der Fed, im Dezember stärker als erwartet zurück, nämlich auf 2,9% statt auf 3%.
Die Fed wird erst dann eine Zinssenkung einleiten, sobald sie die Bestätigung hat, dass sich die Inflation ihrem Preisstabilitätsziel annähert. Es ist daher zu erwarten, dass die Fed auf ihrer Sitzung auf einem datengestützten Ansatz beharren und keinen genauen Zeitplan für ihre erste Zinssenkung nennen wird, die erst in der zweiten Jahreshälfte erfolgen wird.
Wie bei der letzten Sitzung der Europäischen Zentralbank ist auch bei dieser Fed-Sitzung nicht mit größeren Marktkorrekturen zu rechnen. Selbst unter der Annahme einer aggressiveren Stellungnahme als erwartet und mit langfristigen Zinssätzen, die 30 Basispunkte über ihrem Tiefstand vom Dezember 2023 liegen (10-jährige Staatsanleihen bei 3,80% am 27.12.23), scheint das Potenzial für eine weitere Zinskorrektur begrenzt. Wir nutzen daher jede Schwäche des Marktes, um unser Durationsengagement zu erhöhen.
Von Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income bei Allianz Global Investors