- Die EZB wird auf ihrer geldpolitischen Sitzung am 11. April voraussichtlich am gegenwärtigen Status quo festhalten.
- Sie sollte jedoch Hinweise auf eine erste Zinssenkung geben, die unserer Einschätzung nach im Juni 2024 erfolgen wird.
- Unserer Meinung nach wird der Zeitplan der EZB nicht von einer möglichen Diskrepanz zur ersten Zinssenkung der Fed beeinflusst werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat kaum noch Gründe, nicht schon bald mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik zu beginnen. Die Talsohle der Konjunktur im Euroraum ist durchschritten. Vor allem aber sieht sich die EZB in ihrer Erwartung bestätigt, dass sich die Inflation auf den angestrebten Zielwert zubewegt. Die jüngste Inflationsrate von +2,4% im März gegenüber dem Vorjahr (verglichen mit erwarteten +2,5% sowie +2,6% im Februar) ist eine gute Nachricht. Dieser Abwärtstrend ist auch bei der Kerninflation zu beobachten (+2,9% gegenüber erwarteten +3% für März und +3,1% im Februar). Diese Zahlen untermauern die deutliche Abwärtskorrektur der Inflationsprognosen der EZB für die nächsten drei Jahre, die auf ihrer Sitzung am 7. März vorgelegt wurden (+2,3% im Jahr 2024 gegenüber zuvor +2,6% und eine Rückkehr zum Zielwert von +2% im Jahr 2025).
Es ist daher wahrscheinlich, dass auf der Sitzung am 11. April der Wendepunkt der Geldpolitik und insbesondere der Zeitpunkt der ersten Zinssenkung diskutiert werden wird. Wenngleich im EZB-Rat ein Konsens in Richtung Juni zu bestehen scheint, bleiben der Zeitpunkt und der Umfang künftiger Zinssenkungen offen. Wir erwarten eine zurückhaltende Erklärung, in der die sehr hohe Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung im Juni bestätigt und diese als erster Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik dargestellt wird. Die EZB wird jedoch betonen, dass künftige Zinssenkungen keine Selbstverständlichkeit sind und weiter von der zu erwartenden Entwicklung der Inflation abhängen werden.
Die Markterwartungen sind mit einer 98%igen Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juni sehr hoch. Sollten die Äußerungen der EZB die Anleger jedoch enttäuschen, könnte es zu Spannungen an den Zinsmärkten kommen, da zugleich die Unsicherheit über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung der amerikanischen Fed zunimmt (72% Wahrscheinlichkeit für eine erste Senkung im Juni).
Wir sind jedoch der Auffassung, dass ein etwaiger leichter Unterschied zwischen der EZB und der Fed die EZB nicht einschränken wird. Die EZB wird vielmehr bekräftigen, dass sie ihre Entscheidungen eigenständig trifft.
Von Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income bei Allianz Global Investors