Status des US-Dollars als sicherer Hafen in Frage gestellt
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wurde am Samstag bei einer Kundgebung in Pennsylvania Ziel eines Attentats – nur wenige Tage vor dem Parteitag der Republikaner, der diese Woche in Milwaukee stattfindet.
Präsident Joe Biden telefonierte am Sonntag mit Trump und gab eine öffentliche Erklärung ab, in der er jegliche politische Gewalt verurteilte: „In Amerika ist kein Platz für diese Art von Gewalt.“
Wie die Märkte normalerweise auf solche Ereignisse reagieren
Die bedeutsamste Auswirkung des Anschlags auf die Märkte dürfte darin bestehen, dass die US-Wahlen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit internationaler Anleger rücken. In letzter Zeit haben sich die Märkte mehr auf die politische Situation in Frankreich konzentriert. Angesichts der zuletzt schwachen US-Wirtschaftsdaten – und der Bestätigung, dass die Inflation wieder zurückgeht – könnte ein solches Ereignis einen weiteren Rückgang der US-Renditen unterstützen.
Darüber hinaus sollten Anleger die Reaktion des US-Dollars im Auge behalten, der bei innenpolitischen Problemen häufig nachgibt. Seine typische Funktion als globaler „Safe Haven“ (sicherer Hafen) kann er üblicherweise dann nicht gut wahrnehmen, wenn Probleme aus politischen Unwägbarkeiten im eigenen Land resultieren. So verlor der Greenback beispielsweise nach dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 an Wert.
In derartigen Situationen wenden sich Anleger häufig anderen Safe Havens außerhalb der USA zu, wie etwa dem Schweizer Franken und Gold. Während der jüngsten Turbulenzen im Zusammenhang mit den Wahlen in der EU und in Frankreich reagierte der Dollar kaum, insbesondere gegenüber dem Schweizer Franken. Dies ist ungewöhnlich und könnte angesichts seiner ohnehin hohen Bewertung der Katalysator für eine Stabilisierung und gegebenenfalls allmähliche Abschwächung des Dollars sein.
Wie könnte es weitergehen?
Wir gehen davon aus, dass die Märkte die Nachricht relativ gelassen aufnehmen werden. Wie bei früheren Ereignissen dieser Art dürfte einer anfänglichen Volatilität – deren Ausmaß und Dauer von der Brisanz des Ereignisses abhängen wird – rasch eine Rückkehr zur Stabilität folgen.
Viele Beobachter haben darauf hingewiesen, dass der Anschlag Trumps Wahlkampf stärken könnte. Seine Widerstandsfähigkeit gegenüber einem Attentat steht in Kontrast zu der schwachen Leistung von Biden in der jüngsten Fernsehdebatte. Die Märkte könnten positiv auf die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer zweiten Amtszeit Trumps reagieren, insbesondere wenn man bedenkt, wie knapp das Rennen bislang schien. Bitcoin war am Montagmorgen einer der ersten Nutznießer.
Von Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI
In früheren Analysen hat AllianzGI aufgezeigt, was eine Trump- oder Biden-Präsidentschaft für verschiedene Finanzmarktthemen sowie für die Geld- und Fiskalpolitik bedeuten würde