- Die Bank of Japan dürfte im Oktober ihre Geldpolitik unverändert beibehalten. Angesichts größerer politischer Unsicherheiten nach dem Verlust einer klaren Regierungsmehrheit in Japan und im Vorfeld der US-Wahl in der nächsten Woche erwarten wir, dass die BOJ derzeit keine Maßnahmen ergreifen wird.
- Die wirtschaftlichen Entwicklungen entsprechen bisher den Prognosen der BOJ und zwingen die Notenbank nicht zu einem raschen Handeln.
- Es wird darauf ankommen, ob es zu signifikanten Anpassungen des Prognoseberichts der BOJ kommt und ob die jüngste Yen-Schwäche in irgendeiner Weise thematisiert wird.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten bestätigen den Kurs der Bank of Japan (BOJ). Zwar sind die Voraussetzungen für weitere Zinserhöhungen nach wie vor gegeben, dennoch signalisiert die BOJ, dass keine Eile besteht, die Zinssätze bereits auf der kommenden Sitzung im Oktober anzupassen.
Unserer Ansicht nach gibt es für dieses Vorgehen vor allem zwei Gründe. Erstens erhofft sich die BOJ eine Bestätigung der wirtschaftlichen Trends in den USA und Japan. So wird der japanische Verbraucherpreisbericht für Oktober Aufschluss über das Preisfestsetzungsverhalten der Unternehmen zu Beginn der zweiten Hälfte des Haushaltsjahres geben. Darüber hinaus wird es bald weitere Informationen über die Ziele für die Lohnverhandlungen im nächsten Frühjahr geben. Rengo hat bereits ein Lohnziel von „5% oder mehr“ angekündigt . In der Zwischenzeit könnten robuste US-Daten die japanische Wirtschaft weiter unterstützen.
Zweitens gibt es weiterhin erhöhte politische Unsicherheiten. Der Verlust der Mehrheit für die LDP/Komeito-Koalition in den Parlamentswahlen erschwert die Bildung der nächsten Regierung, da ein weiterer Koalitionspartner erforderlich sein wird. Zudem sind die US-Wahlen nur noch wenige Tage entfernt, wobei die politische Entwicklung und die Marktreaktionen höchst unsicher sind. Angesichts dieser Risiken dürfte es die BOJ vorziehen, bis Dezember zu warten, um einen klareren Ausblick zu erhalten.
Die nächste Zinsentscheidung könnte daher entweder im Dezember oder im Januar fallen, je nach Wahlausgang, wirtschaftlicher Entwicklung und Entwicklung des Yen-Wechselkurses. Die jüngste Abwertung des japanischen Yen könnte dann eine geldpolitische Reaktion beschleunigen, wenn die Währungsschwäche erneute Aufwärtsrisiken für die Inflationsprognosen mit sich bringt. Wichtige Erkenntnisse hierzu könnte der im Oktober überarbeitete BOJ-Prognosebericht liefern, der möglicherweise die jüngste Yen-Schwäche thematisiert.
In diesem Umfeld sind wir mit Blick auf japanischen Staatsanleihen nun weitgehend neutral eingestellt. Die Renditen haben sich neu eingependelt. Im Zuge weiterer Zinserhöhungen kann es zwar durchaus zu weiteren Aufwärtsbewegungen kommen, aber das Tempo dürfte sich abschwächen und die Risiken scheinen stärker ausgewogen.
Mit Blick auf den japanischen Yen sind wir moderat positiv eingestellt. Zwar hat die Dynamik wieder ins Negative gedreht, längerfristig bleiben wir allerdings optimistisch, da die Bewertung attraktiv bleibt und sich die Renditedifferenzen verringern.
Auch mit Blick auf japanische Aktien sind wir nach wie vor moderat positiv eingestellt, da die strukturellen inländischen Treiber weiterhin vorhanden sind und die Weltwirtschaft mit ausreichendem Tempo wächst. Gleichwohl kann es kurzfristig zu einer gewissen Volatilität kommen, bis die politischen Unsicherheiten beseitigt sind. Möglicherweise führt der Wahlausgang in Japan nämlich zu einer gewissen Verzögerung, bis der Markt wieder das Vertrauen gewinnt, dass der allgemeine politische Kurs nicht allzu drastisch geändert wird. Daher scheinen uns andere Aktienmärkte aktuell bessere Gelegenheiten zu bieten.
Von Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI