- Verringerung des Einlagensatzes auf 3,00%.
- Das Wachstum im Euroraum hat seit der letzten EZB-Sitzung im Oktober erneut enttäuscht, und die infolge der US-Wahlen gestiegenen handelspolitischen Risiken erhöhen die Unsicherheit für den Wachstumsausblick in der Eurozone im Jahr 2025 zusätzlich.
- Wir erwarten nicht, dass die EZB das Tempo ihrer Geldpolitik erhöhen wird, bevor es mehr Klarheit über die künftige Handelspolitik der USA gibt.
- In den letzten Wochen haben die Märkte für Kurzfristzinsen begonnen, die Abwärtsrisiken für das Wachstum in der Eurozone im Jahr 2025 einzupreisen. Für Juni 2025 ist ein Einlagensatz von etwa 1,80% eingepreist, und die Renditen für zweijährige Bundesanleihen befinden sich ebenfalls auf einem Zweijahrestief1.
- Wir favorisieren kurzfristig deutsche Zinskurvenversteiler, sind uns aber bewusst, dass viele negative Nachrichten inzwischen an den Zinsmärkten bereits eingepreist sind.
Die Daten für den Euroraum deuten darauf hin, dass sich die Konjunktur in der Region im vierten Quartal 2024 verlangsamt. In Umfragen zur Produktionstätigkeit bleiben die Ergebnisse schwach und auch im Dienstleistungssektor ziehen Wolken auf. Das Verbrauchervertrauen schwindet und die Arbeitsmarktdaten zeigen eine Verschlechterung, da Umfragen ein Bild von einem nachlassenden Beschäftigungswachstum zeichnen. Mit Blick auf die Inflation bleibt das allgemeine Disinflations-Narrativ intakt, mit einer Euro-Gesamt- und Kern- Inflationsrate von 2,3% bzw. 2,7% im November. Kurzfristig zeichnen die strukturellen Herausforderungen, die handelspolitischen Unsicherheiten und die politische Paralyse - in Deutschland wartet man auf die Bundestagswahlen im Februar und in Frankreich auf den Ausgang des Budgetstreits – mit denen die Region konfrontiert ist, ein eher düsteres Bild Europas auf dem Weg ins Jahr 2025.
Obwohl die jüngsten Konjunkturdaten in der Eurozone eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im Dezember, und damit eine beschleunigte Abkehr von der restriktiven Geldpolitik, nicht ausschließen würden, haben sich einige EZB-Entscheidungsträger in jüngster Zeit unterschiedlich zum künftigen Zinspfad geäußert. EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel hat sich für einen eher schrittweisen Ansatz ausgesprochen, da sie befürchtet, dass der Weg zur Inflation von 2% im Jahr 2025 noch holprig sein könnte. Zudem ist sie der Ansicht, dass die Auswirkungen der vorhergehenden geldpolitischen Straffung der EZB schnell nachlassen.
Mit Blick auf 2025 gibt es sicherlich nicht nur schlechte Nachrichten für die Region. Die finanziellen Rahmenbedingungen entspannen sich, unterstützt durch die Erwartung von EZB-Zinssenkungen und eines schwächeren Euros. Zudem hat die jüngste Umfrage der EZB zum Kreditgeschäft der Banken eine steigende Kreditnachfrage in der Region aufgezeigt. Und schließlich könnte die Aussicht auf eine Reform der deutschen Schuldenbremse im Jahr 2025 der deutschen Regierung einen gewissen finanzpolitischen Spielraum verschaffen, um die strukturellen und zyklischen Probleme der deutschen Wirtschaft anzugehen.
Dennoch wird viel von der künftigen Handelspolitik der USA abhängen. Breit angelegte Zollerhöhungen sowohl gegen China als auch gegen Europa könnten die Hoffnungen auf eine dauerhafte Erholung in der Region schnell zunichtemachen. Aus anlagestrategischer Sicht bevorzugen wir kurzfristig Strategien, die auf eine Versteilerung der deutschen Renditestrukturkurve setzen. Wir sind uns aber bewusst, dass viele schlechte Nachrichten inzwischen an den Zinsmärkten eingepreist sind.
Von Michael Krautzberger, Global Cio Fixed Income bei Allianz Global Investors
1 Bloomberg, 5 December 2024