- Wir erwarten, dass die US-Notenbank auf ihrer geldpolitischen Sitzung am 18. Dezember die Zinsen um 25 Basispunkte senken und den Zielkorridor für die Fed Rate auf 4,25-4,50% festlegen wird.
- Die Wirtschaftsdaten aus den USA seit der letzten Fed-Sitzung im November blieben relativ positiv; auch der Ausgang der US-Wahl signalisiert eine wachstumsunterstützende Politik für 2025.
- Mit Blick auf Anfang 2025 gehen wir davon aus, dass die Fed bei der Annäherung an eine neutrale Geldpolitik wahrscheinlich mehr Zurückhaltung üben wird. Daher könnte sie die Gelegenheit zu einer weiteren Zinssenkung im Januar auslassen, um weitere Daten abzuwarten.
- Die Markterwartungen haben sich verschoben und spiegeln nun einen weniger lockeren geldpolitischen Ausblick der Fed wider. Bis Juni 2025 könnte der Leitzins der Fed knapp unter 4% liegen. Wir halten diese Erwartungen zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage in den USA für angemessen.
- Aus allokationsstrategischer Sicht bevorzugen wir einen taktischen Umgang mit der Duration und bevorzugen derzeit eine kurze US-Duration im Vergleich zu den europäischen Anleihemärkten. Auch US-Kurvenversteiler gefallen uns, da das Angebot hoch bleiben wird. Zudem halten wir es angesichts der potenziellen Inflationsrisiken in den USA im Jahr 2025 für sinnvoll, eine Absicherung gegen Inflation zu verfügen.
Seitdem die Fed im September 2024 ihren Zinssenkungszyklus eingeläutet und den Fokus ihrer geldpolitischen Funktion auf den arbeitsmarktbezogenen Teil ihres Doppelmandats verlagert hat, ist die Arbeitsmarktentwicklung relativ robust geblieben. Die Arbeitslosenquote ist nur geringfügig auf 4,2% gestiegen1 (und liegt damit weiterhin unter den Prognosen der Fed vom September), während das Beschäftigungswachstum in den letzten drei Monaten im Durchschnitt bei knapp über 170.000 lag. Auch die Stimmung der Verbraucher scheint robust zu sein – Umfragen untermauern den positiven Ausblick für den privaten Konsum ins Jahr 2025 hinein.
Obwohl sich die Konjunkturdaten der USA gut gehalten haben, sind die Inflation und die Inflationserwartungen stabil geblieben. Die von der Fed bevorzugte Kern-PCE-Inflationsrate lag in den letzten Monaten bei 2,8% 2 im Jahresvergleich, und die 10-jährige US-Break-Even-Inflationsrate liegt immer noch bei 2,3%. Vor diesem Inflationshintergrund hat die Fed genügend Spielraum, um die Zinspolitik in eine ihrer Meinung nach weniger restriktive Richtung zu lenken.
Zusammen mit der geldpolitischen Entscheidung wird die Fed auch aktualisierte Wirtschaftsprognosen veröffentlichen. Wir gehen davon aus, dass die Fed für 2025 ein weiteres Jahr mit trendähnlichem realem BIP-Wachstum prognostizieren wird. Ein besonderer Schwerpunkt wird darauf liegen, ob die Fed ihre Kern-PCE-Prognosen für 2025 nach oben revidiert, was möglicherweise auf erwartete inflationäre Auswirkungen der künftigen US-Zollpolitik hindeutet. Die Medianprognose für den Leitzins der Fed im Jahr 2025 und darüber hinaus könnte ebenfalls leicht über den Prognosen vom September von 3,4% bzw. 2,9% liegen. Die Märkte für Terminzinssätze haben bereits begonnen, das Risiko einer weniger lockeren geldpolitischen Haltung der Fed einzupreisen, sodass der erwartete Endzinssatz in diesem Zinszyklus nun bei etwa 3,5% liegt.
Wir stellen jedoch fest, dass die guten Nachrichten zur US-Wirtschaft inzwischen in den Bewertungen von US-Aktien und -Anleihen eingepreist sind. Eine zunehmende politische Unsicherheit in den USA und/oder eine unerwartet starke Abkühlung des US-Arbeitsmarktes im ersten Halbjahr 2025 könnten zu einer Phase höherer Volatilität bei risikoreichen Anlagen führen, was wiederum die Markterwartungen hinsichtlich des Niveaus des Endzinssatzes in diesem Zyklus verändern würde.
Kurzfristig bevorzugen wir eine taktische kurze US-Duration im Vergleich zu den europäischen Anleihemärkten und eine Positionierung für eine steilere US-Zinsstrukturkurve, da wir die Laufzeitprämie für zu niedrig halten und die Anleger nicht ausreichend für das Risiko von US-Staatsanleihen entschädigt werden. Angesichts des politischen Kurses der USA und der Aufwärtsrisiken für die Inflation, die sich aus einer möglichen künftigen Zoll- und Einwanderungspolitik der USA ergeben, setzen wir auch auf Inflationsschutz.
Von Michael Krautzberger, Global Cio Fixed Income bei Allianz Global Investors
1 Bureau of Labor Statistics, Dezember 2024
2 Bureau of Economic Analysis, November 2024