- Wir gehen davon aus, dass die Bank of Japan (BOJ) die Zinsen im Dezember unverändert lässt, aber wahrscheinlich einige allgemeine Hinweise zu ihren nächsten Schritten liefern wird, ohne sich hierzu jedoch zu binden.
- Die wirtschaftlichen Entwicklungen entsprechen dem von der BOJ prognostizierten Ausblick und würden es ihr erlauben, die Zinsen bereits im Dezember zu erhöhen. Nachrichtenberichten zufolge sieht die BOJ derzeit jedoch nur geringe Nachteile in einer Verschiebung und wird daher wahrscheinlich abwarten, bis sich das Vertrauen weiter festigt.
- Die Pressekonferenz dürfte Aufschluss darüber geben, ob es für die BOJ grundlegende Bedenken gibt und wie sie die sich abzeichnenden innen- und geopolitischen Risiken einschätzt.
Die wirtschaftliche Entwicklung entsprach zuletzt weitgehend den Prognosen der Bank of Japan: Das Wachstum blieb stabil und die Anleihemärkte zeigten sich robust. Auch die jüngsten Inflationsdaten waren ermutigend. Der Tokioter Verbraucherpreisindex (VPI, ex Fresh Food & Energy), verzeichnete im November eine moderate Beschleunigung und stieg im Jahresvergleich um 1,9%, nach 1,8%1 im Vormonat . Ferner ergab die jüngste TANKAN-Umfrage, dass Unternehmen über alle Prognosehorizonte hinweg mit einem allgemeinen Preisanstieg von über 2% rechnen2.
Angesichts dieser Daten könnte die Bank of Japan eine Zinserhöhung auf ihrer Sitzung im Dezember begründen. Nachrichtenberichten zufolge gibt es jedoch innerhalb der BOJ Bedenken, voreilig zu handeln. Die Berichte deuten auch darauf hin, dass die BOJ wenig Nachteile darin sieht, abzuwarten, insbesondere da der Yen weiterhin relativ schwankungsarm ist, was das Risiko einer währungsbedingten Überschreitung der Inflationsrate verringert. Die Markterwartungen für eine Zinserhöhung im Dezember sind seitdem deutlich gesunken. Eine Zinserhöhung durch die BOJ ist zwar nach wie vor möglich, würde die Märkte aber jetzt sehr überraschen. Wir glauben, dass die BOJ einen solchen Schritt kurz vor den Feiertagen wahrscheinlich vermeiden wird, insbesondere angesichts der Marktvolatilität im Juli. Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer dürfte sich daher auf die Pressekonferenz richten, um Signale über das Vertrauen der BOJ in ihre Aussichten und Leitlinien für zukünftige politische Anpassungen zu erhalten.
Was unsere Portfoliopositionierung betrifft, so behalten wir unsere positive Einschätzung von Aktien und dem japanischen Yen bei, während wir bei japanischen Staatsanleihen eine neutrale Haltung einnehmen. Aktien sind gut positioniert, um von einem anhaltenden Wirtschaftswachstum zu profitieren, das durch ein angemessenes Gewinnwachstum und vernünftige Bewertungen gestützt wird. Obwohl die zukünftige US-Politik ungewiss bleibt, stand Japan bisher nicht im Fokus des designierten Präsidenten Trump, sondern eher China und Europa. Mit Blick auf den japanischen Yen deutet der Trend weiterhin auf eine Verringerung der Renditedifferenzen hin. In Kombination mit einer erheblichen JPY-Unterbewertung sollte dies für ein unterstützendes Umfeld sorgen. Der Yen könnte in gewissem Umfang auch seine Rolle als Diversifikator in Portfolios wiedererlangen. Was japanische Staatsanleihen betrifft, so haben die Renditen zwar noch etwas Spielraum nach oben, aber da die 10-Jahres-Rendite über 1% liegt, sind die Aussichten unserer Meinung nach vorerst ausgewogener geworden.
Von Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI
1 e-stat, Official Statistics of Japan
2 Bank of Japan, December 2024