- Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen bei der Sitzung am 19. März unverändert lassen wird, sodass der Zielkorridor für die Federal Funds Rate weiter unverändert bei 4,25% bis 4,50% bleibt.
- Angesichts der Unsicherheit schürenden Handels- und Fiskalpolitik der Trump-Regierung hat sich seit dem Jahreswechsel die Stimmung an den Märkten hinsichtlich der US-Konjunkturaussichten eingetrübt. Die US-Aktien- und Anleihemärkte leiden unter der Last dieser politischen Unberechenbarkeit.
- Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell bekräftigte in seinen jüngsten Kommentaren seine Überzeugung, dass „die US-Wirtschaft weiterhin in guter Verfassung ist“ – die Finanzmärkte hingegen sind davon weniger überzeugt.
- Nachdem zu Beginn dieses Jahres an den Märkten für kurzfristige Zinssätze kaum eine Zinssenkung der Fed im Jahr 2025 eingepreist war, wurden in den letzten Wochen wieder drei Lockerungsschritte eingepreist. Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen liegen mit 4% wieder auf dem Niveau von vor den US-Wahlen im vergangenen November.
- Unserer Ansicht nach lässt sich das aktuelle makroökonomische und politische Umfeld in den USA am besten über Kurvenversteiler nutzen.
Die durch die Wiederwahl von Trump und den Erdrutschsieg der Republikaner bei den US-Wahlen im vergangenen November ausgewählte Markteuphorie ist mittlerweile nur noch eine ferne Erinnerung. Die Handels- und Fiskalpolitik der neuen Trump-Regierung – und die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen seitens ihrer engsten Handelspartner – hat die optimistischeren Wachstumserwartungen für die US-Wirtschaft im Jahr 2025 zum Teil zunichte gemacht, und auch die relative Outperformance des US-Wachstums gegenüber dem Rest der Welt wird nun in Frage gestellt.
Nachdem die USA zwischen 2022 und 2024 ein durchschnittliches jährliches reales BIP-Wachstum von 2,7% verzeichnet haben, wurden die Markterwartungen für ein weiteres über dem Trend liegendes Jahr für das US-Wachstum schnell nach unten korrigiert. Tatsächlich scheint ein unter dem Trend (d. h. unter 2%) liegendes Wirtschaftswachstum für 2025 nun immer wahrscheinlicher. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten 12 Monaten ist ebenfalls gestiegen, obwohl dieses Ergebnis zum jetzigen Zeitpunkt eher ein Extremrisiko als ein Basisszenario darstellt. Viel wird von der politischen Reaktionsfähigkeit der Trump-Regierung abhängen. Trump könnte durchaus einen Teil seiner aggressiveren Zollrhetorik zurücknehmen, wenn sich größere Abwärtsrisiken für das Wachstum in den USA materialisieren und die Aktien- und Kreditmärkte erneut stark nachgeben. Aber selbst vor diesem Hintergrund werden die Kürzungen der Staatsausgaben und die strengere Einwanderungspolitik das Wachstum in diesem Jahr weiterhin bremsen.
Aktuell haben die jüngsten US-Daten deutlich an Glanz verloren. Die Lage der US-Verbraucher gibt Anlass zur Sorge, wobei die jüngsten Gewinnprognosen der US-Einzelhändler einige der Belastungen widerspiegeln, die sich auch in den Finanzen der privaten Haushalte bemerkbar machen. Umfragen zur Verbraucherstimmung zeigen zunehmend die Auswirkungen der Zölle auf, die Inflationserwartungen für ein Jahr sind der jüngsten Michigan-Umfrage zur Verbraucherstimmung auf 4,3% gestiegen, und die Haushalte befürchten eine Verringerung ihres verfügbaren Einkommens.
Die Arbeitslosenquote in den USA ist mit 4,1% im historischen Vergleich nach wie vor niedrig, aber die jüngsten Arbeitsmarktdaten deuten bereits auf einen Abschwung hin, bevor sich die künftige fiskalischen Straffung bemerkbar macht. Insbesondere die geplanten Neueinstellungen bei Kleinunternehmen stagnieren, da Zölle auf kritische Importe die Kostenbasis belasten und die geplanten Investitionsausgaben senken.
Was die Inflation betrifft, so hat die Fed zwar im vergangenen Dezember ihre Kern-PCE-Inflationsprognosen für 2025 auf 2,5% nach oben korrigiert. Das derzeit vorgeschlagene Zollpaket birgt jedoch erneute Aufwärtsrisiken, was sich wahrscheinlich in den jüngsten Prognosen der Fed auf der März-Sitzung widerspiegeln wird.
Die Fed muss mit Abwärtsrisiken beim Wirtschaftswachstum zurechtkommen, während sich für die Inflation gleichzeitig Aufwärtsrisiken abzeichnen. Kurzfristig wird die Fed angesichts der Inflationsgefahr wahrscheinlich dazu neigen, ihre Geldpolitik weiterhin restriktiv zu gestalten, aber das könnte sich schnell ändern. Zinssenkungen zur Eindämmung von Abwärtsrisiken beim Wirtschaftswachstum könnten in den kommenden Monaten durchaus wieder auf der politischen Tagesordnung stehen.
Unserer Einschätzung nach tragen US-Kurvenversteiler dieser Marktlage in Portfolios am besten Rechnung.
Von Michael Krautzberger, Global Cio Fixed Income bei Allianz Global Investors