- Wir erwarten, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinssätze bei der kommenden Sitzung am 20. März unverändert lässt.
- Die Konjunkturpakete der europäischen Regierungen werden wahrscheinlich zu einem höheren EUR/CHF-Kurs und einer Erholung des Schweizer verarbeitenden Gewerbes führen. Daher dürfte die SNB eine abwartende Haltung einnehmen, bevor sie weitere geldpolitische Unterstützungsmaßnahmen ergreift.
Am 20. März wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) entscheiden, ob sie die Zinssätze senkt oder unverändert lässt. Der Markt preist Zinssenkungen von 18,7 Basispunkten ein, was darauf hindeutet, dass 75% der Anleger von einem Lockerungsschritt der SNB ausgehen1. Die SNB ist jedoch dafür bekannt, den Markt zu überraschen, und die Gründe für eine vorsichtige Haltung scheinen sehr nuanciert zu sein:
Für eine etwaige Zinssenkung gibt es mehrere Argumente, darunter die globale Unsicherheit, vor allem seitens der USA im Zusammenhang mit der unvorhersehbaren Zollpolitik. Dies dürfte dazu führen, dass Unternehmen weniger Risiken eingehen und weniger investieren. Ein weiteres Argument ist der ohnehin schon schwächelnde Industriesektor, dessen Einkaufsmanagerindex seit Anfang 2023 unter 50 liegt – ein Zeichen dafür, dass der Sektor seit mehr als zwei Jahren schrumpft2. Darüber hinaus deutet der Verbraucherpreisindex (ohne Mieten) auf eine negative Inflation von -0,3 % hin3. Angesichts stagnierender Mietpreise gibt dies Anlass zur Sorge. Die SNB ist nicht zuletzt dafür bekannt, vorausschauend zu handeln, um die Wirkung von Zinssenkungen zu maximieren. Außerdem könnte die SNB angesichts der ablehnenden Haltung der Trump-Administration gegenüber Deviseninterventionen vor entsprechenden Programmen zurückschrecken und eine Zinssenkung vorziehen.
Für eine Beibehaltung der Zinsen hingegen spricht die Erwartung, dass der EUR/CHF-Wechselkurs nur vorübergehend ansteigen und dann wieder auf vorherige Niveaus zurückkehren dürfte, da er aktuell von anderen Faktoren getrieben wird. Jüngste Äußerungen der Europäischen Zentralbank deuten darauf hin, dass die EZB einen weniger aggressiven Lockerungskurs verfolgen wird. Zudem haben sowohl die EU als auch Deutschland angekündigt, ihre Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung zu erhöhen, was sich positiv auf die Schweizer Fertigungsindustrie auswirken würde, zumal Deutschland einer der wichtigsten Exportmärkte für Schweizer Produkte ist. Darüber hinaus prognostiziert die SNB, dass sich die Inflation bis 2026 bei 0,7%4 einpendeln wird, was gut mit dem Inflationszielband von 0-2% übereinstimmt. Die jüngsten Veröffentlichungen des Konsumentenpreisindex stimmen ebenfalls mit den Prognosen der SNB überein – im Gegensatz zum Jahr 2024, als der prognostizierte und der tatsächliche Konsumentenpreisindex stark voneinander abwichen.
Während beide Szenarien überzeugende Argumente liefern, tendieren wir eher zu der Ansicht, dass es zu keiner Zinsänderung kommen wird. Unserer Einschätzung nach wird es kaum einen nachhaltigen Einfluss auf den EUR/CHF-Wechselkurs haben, wenn die SNB die Zinsen unverändert lässt. Die Konjunkturpakete der europäischen Regierungen hingegen dürften nachhaltig zu weiterem Aufwärtsdruck für den EUR/CHF-Kurs und einer Erholung der Schweizer Industrie führen. Daher erwarten wir, dass die SNB eine abwartende Haltung einnehmen wird, bevor sie weitere geldpolitische Anreize setzt.
Von Martina Honegger-Romahn, Lead Portfolio Manager Fixed Income in der Schweiz, Allianz Global Investors
1 World Interest Rate Probability, März 2025, Bloomberg
2 PMI Switzerland, März 2025, Bloomberg
3 CPI Switzerland, März 2025, Bloomberg
4 Forecasted inflation by SNB, März 2025, Bloomberg