EZB-Zinssenkung um 25 Basispunkte erwartet, Handelsspannungen begünstigen anhaltende Lockerungstendenzen

Allianz Global Investors | 02.06.2025 11:32 Uhr
Michael Krautzberger, Global Cio Fixed Income bei Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors
Michael Krautzberger, Global Cio Fixed Income bei Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors

  • Wir erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung am 5. Juni die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken wird, was der achten Zinssenkung in diesem Zyklus entspräche und den Einlagensatz auf 2,0% verringern würde.
  • Die Befürchtungen hinsichtlich eines globalen Handelskonfliktes haben sich seit der Sitzung im April abgeschwächt, gleichwohl bleiben Handelsspannungen bestehen. Währenddessen deuten Umfragen für den Euroraum auf eine anhaltend schwache Konjunktur und einen nachlassenden Inflationsdruck hin. Wir gehen daher davon aus, dass die EZB in ihrem Statement weiterhin auf Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum verweisen wird.
  • Angesichts der Wachstumsrisiken dürften die Märkte für kurzfristige Zinsen weiterhin ein Leitzinstief von 1,5 bis 2,0% einpreisen. Wir nähern uns somit dem Ende des Lockerungszyklus der EZB.
  • In diesem makroökonomischen und politischen Umfeld bevorzugen wir Anlagen, die von einer steileren Zinsstrukturkurve profitieren. Am Devisenmarkt sehen wir strukturellen Gegenwind für den US-Dollar. Daher tendieren wir trotz der Abwärtsrisiken für die globalen (und europäischen) Wachstumsaussichten dazu, Short-Positionen für den US-Dollar in unseren Portfolios aufzubauen – derzeit halten wir Long-Positionen in Euro gegenüber dem US-Dollar.

Die Daten zum BIP-Wachstum im Euroraum deuten darauf hin, dass die Region im ersten Quartal um 0,3% gegenüber dem Vorquartal gewachsen ist (+1,2% gegenüber dem Vorjahr), 1 also ähnlich stark wie Ende 2024. Dabei war zu beobachten, dass die Exportnachfrage im ersten Quartal vor den absehbaren US-Zollankündigungen (April) stabil geblieben ist. Der Marktkonsens für das reale BIP-Wachstum im Euroraum für 2025 liegt derzeit bei einer unter dem Trend liegenden Rate von 0,9%, was in etwa dem Wachstum im Jahr 2024 entspräche. Einer der Hauptgründe für die trotz lockerer Geld- und Fiskalpolitik so verhaltenen Wachstumsprognosen ist die Unsicherheit, die durch die US-Zollpolitik ausgelöst wird.

Die neue US-Regierung kündigte im Februar erste sektorale Zölle auf EU-Waren an, gefolgt von reziproken Zöllen in Höhe von 20% auf EU-Waren im April. Anschließend kündigte sie eine 90-tägige Aussetzung der reziproken Zölle an, wobei ein Mindestwert von 10% bis Anfang Juli bestehen bleibt. Die Handelsverhandlungen zwischen der EU und den USA dauern an, aber die Europäische Kommission hat signalisiert, dass sie mit eigenen Zöllen reagieren wird, sollte die USA an ihrer aktuellen Politik festhalten oder die Handelsspannungen weiter verschärfen (wie Präsident Trump kürzlich mit seiner Empfehlung eines 50-prozentigen Zolls auf EU-Waren ab Juni signalisiert hatte – die dann jedoch zurückgezogen wurde). Diese unsicheren handelspolitischen Rahmenbedingungen dürften in den kommenden Monaten ein wesentliches Abwärtsrisiko für das Wachstum in der Region darstellen.

Was die Inflation betrifft, so liegt die Gesamt- und Kerninflation im Euroraum mit 2,2% bzw. 2,7% gg. Vj. nahe dem Zielwert der EZB. Der Lohndruck lässt weiter nach, wobei die Tariflöhne in der Region im ersten Quartal nur um 2,4% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, nach einem Hoch von 5,4% im letzten Jahr. Diese Daten bestätigen die bereits erkennbare Verbesserung der Inflationsaussichten in der Region, die auch durch den disinflationären Impuls durch chinesische Warenimporte in den Euroraum, niedrigere Energiepreise und die Aufwertung des Euro unterstützt wurde.

Nach der letzten Zinssenkung im April haben einige EZB-Mitglieder ein künftig vorsichtigeres geldpolitisches Vorgehen signalisiert. Neben dem Zinsentscheid werden die Märkte daher einen weiteren Fokus auf die neuen makroökonomischen Projektionen der EZB legen, um Hinweise für die künftige Geldpolitik zu erhalten. Kurzfristig überwiegen die Risiken und damit die Argumente für eine weitere Zinssenkung, insbesondere wenn sich der Handelskrieg zwischen den USA und der EU verschärft. Allerdings dürften wir uns dem Ende des Lockerungszyklus der EZB nähern. Im zweiten Halbjahr könnte sich der Fokus der Märkte von der Zolldiskussion auf die Umsetzung des deutschen Konjunkturpakets und dessen Auswirkungen auf das Wachstum in Europa nach 2025 verlagern.

Aus anlagestrategischer Sicht sind wir angesichts des aktuellen makroökonomischen und politischen Umfelds weiterhin von einer Versteilerung der Zinsstrukturkurve überzeugt. Wir bevorzugen aktuell jedoch taktische Handelsstrategien, die sich an unseren Basisprognosen und -überzeugungen orientieren. Im Devisenbereich favorisieren wir in unseren Portfolios eine Short-Position beim US-Dollar.

Von Michael Krautzberger, Global Cio Fixed Income bei Allianz Global Investors

1 Alle Daten von Bloomberg per 2. Mai 2025

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