Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank infolge wirtschaftlichen Gegenwinds erwartet

Allianz Global Investors | 18.06.2025 08:11 Uhr
Martina Honegger-Romahn, Lead Portfolio Manager Fixed Income in der Schweiz, Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors
Martina Honegger-Romahn, Lead Portfolio Manager Fixed Income in der Schweiz, Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors

  • Die Schweizerische Nationalbank dürfte auf ihrer Sitzung am 19. Juni eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen. Die Gründe hierfür sind eine Kombination aus schwachen Wirtschaftsdaten, gedämpfter Inflation und externem politischen Druck.
  • Die Wirtschaftsindikatoren der Schweiz bleiben fragil und die jüngsten Inflationszahlen lagen mit -0,1% sowohl unter den Markterwartungen als auch unter den eigenen Prognosen der SNB. Dieser disinflationäre Trend spricht für eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

Für die am Donnerstag, 19. Juni anstehende Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) preisen die Märkte aktuell eine Zinssenkung um 32 Basispunkte ein; bis Jahresende wird insgesamt mit bis zu 50 Basispunkten gerechnet. Auch wir gehen davon aus, dass die SNB auf dieser Sitzung die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird. Für diesen Schritt sprechen schwache Konjunkturdaten, eine gedämpfte Inflation und außenpolitischer Druck.

Die Wirtschaftsindikatoren für die Schweiz bleiben fragil. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist zuletzt auf 42,1 gefallen, was auf eine anhaltende wirtschaftliche Verlangsamung in der Industrie hindeutet. 1 Das KOF-Konjunkturbarometer und die Indikatoren des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) zeigen gegenüber April zwar eine leichte Verbesserung an, deuten aber ebenfalls weiterhin auf einen trägen konjunkturellen Ausblick hin.

Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im ersten Quartal mit 0,5% stärker als erwartet. Dieses über den Erwartungen liegende Wachstum dürfte jedoch vor allem auf Vorzieheffekte zurückzuführen sein – insbesondere auf Vorratskäufe im Vorfeld der angekündigten Einführung von Zöllen. Eine nachhaltige konjunkturelle Dynamik lässt sich daraus nicht ableiten. Strukturelle Entwicklungen im Finanzsektor, wie die anhaltende Konsolidierung und die Aussicht auf höhere Kapitalanforderungen für die UBS, dürften das Wachstum ebenfalls belasten. Die jüngsten Inflationszahlen lagen mit -0,1% unter den Markterwartungen und den eigenen Prognosen der SNB.

Dieser disinflationäre Trend spricht für eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Hierfür spricht auch die deutliche Aufwertung des Schweizer Franken – insbesondere gegenüber dem US-Dollar, wo der Kurs derzeit bei etwa 0,81 liegt – wodurch sich die Finanzierungsbedingungen weiter verschärfen. Da am Markt bereits 32 Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist sind, könnte eine überraschende Entscheidung, die Zinsen unverändert zu lassen, zu einer weiteren Aufwertung des CHF führen, was die SNB vermutlich vermeiden möchte.

Die Schweiz wurde aufgrund früherer Devisenmarkt-Interventionen auf die „Überwachungsliste“ des US-Finanzministeriums gesetzt. Dies fügt eine politische Dimension hinzu, welche die Bereitschaft der SNB zu erneuten Devisenmarktinterventionen verringern könnte. Darüber hinaus kommt der aktuelle Aufwertungsdruck eher vom USD/CHF-Kurs als vom EUR/CHF-Kurs. Dies stellt insofern eine Herausforderung dar, als dass der US-Dollar-Markt deutlich tiefer – also volumenstärker – und daher durch Interventionen schwerer als der Euro-Markt zu beeinflussen ist.

Angesichts dieser Faktoren könnte man argumentieren, dass eine aggressivere Senkung um 50 Basispunkte gerechtfertigt sein könnte, um der Entwicklung voraus zu sein. Aufgrund der Tatsache, dass die SNB in der Vergangenheit bereits mehrfach die Märkte überrascht hat, wäre ein derartiger Ansatz nicht außergewöhnlich. Mit Blick auf die allgemeine geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheit – einschließlich der Risiken durch US-Zölle, der deutschen Infrastrukturausgaben, der europäischen Rüstungsbemühungen und der anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten – könnte zum jetzigen Zeitpunkt allerdings ein zurückhaltender Ansatz als sinnvoller angesehen werden.

Alles in allem rechnen wir daher mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Gleichzeitig gilt es jedoch, die Fähigkeit der SNB zu einem entschlossenen Handeln im Hinterkopf zu behalten, sollten sich die äußeren Rahmenbedingungen weiter verschlechtern.

Von Martina Honegger-Romahn, Lead Portfolio Manager Fixed Income in der Schweiz, Allianz Global Investors

1 Alle Daten von Bloomberg per 13. Juni 2025

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