Auch bei der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist ein Rückgang zu erkennen: Waren es im letzten Quartal noch 30 Prozent der Befragten, die von einer Verbesserung ausgingen, sind es jetzt nur noch 22 Prozent. Die persönliche finanzielle Situation hingegen wird wieder etwas positiver eingeschätzt (25 Prozent ggü. 24 Prozent im Vorquartal). Dies geht aus einer Umfrage von Union Investment zum Anlegerverhalten im ersten Quartal 2008 hervor.
Aktienmärkte: Stimmung verschlechtert sich deutlich
Das Vertrauen in die Aktienmärkte schwindet: Nur noch 33 Prozent der Gesamtbevölkerung blicken erwartungsvoll in die Zukunft. Davon sind vier Prozent der Ansicht, dass die Kurse stark steigen werden (plus zwei Prozent) und 29 Prozent erwarten leicht steigende Kurse, was einem Rückgang von sieben Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal entspricht. Von einer konstanten Situation an den Börsen gehen 24 Prozent aus. Auch hier ist eine Abnahme um sechs Prozentpunkte zu verzeichnen. Deutlich zugenommen hat hingegen die Anzahl der Pessimisten (leicht oder stark fallende Aktienmärkte), die mit 34 Prozent (plus 12 Prozentpunkte) einen neuen Höchststand seit dem ersten Quartal 2003 erreicht. Aufgrund der deutlichen Kursrückschläge zu Beginn des Jahres war diese Entwicklung jedoch abzusehen. Bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass die Fonds- und Aktienanleger (42 / 45 Prozent) hinsichtlich der Börsenentwicklung etwas optimistischer sind als die Gesamtheit der Befragten, und dass Frauen (30 Prozent) nicht ganz so positiv eingestellt sind wie Männer (35 Prozent).
Kaum Handlungsabsichten bei der Geldanlage in Aktien- und Aktienfonds
Auffallend ist, dass die zurückgegangenen Erwartungen an die Aktienmärkte selten in Taten umgesetzt werden: Der Anteil der Befragten, die keine Konsequenzen für ihre Geldanlage ziehen, liegt unverändert hoch bei 69 Prozent (minus zwei Prozentpunkte). Eine stärkere Aktivität ist bei den Aktien- und Aktienfondsbesitzern zu beobachten: Die Zahl derjenigen, die Aktien oder Aktienfonds (voraussichtlich) verkaufen wollen, ist um 17 Prozentpunkte auf 32 Prozent gestiegen. 39 Prozent von ihnen möchten auf jeden Fall oder voraussichtlich Aktien oder Aktienfonds kaufen – im Vergleich zum Vorquartal ein Rückgang um fünf Prozentpunkte.
Gesamtwirtschaft: Seit dem vierten Quartal 2006 erstmalig mehr Pessimisten als Optimisten
Bei der Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Situation in Deutschland in den nächsten sechs Monaten ist die größte Dynamik zu erkennen. Zum dritten Mal in Folge nimmt der Anteil der Optimisten ab: Nur noch 22 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage – Männer vertreten diese Meinung mit 24 Prozent, Frauen lediglich mit 18 Prozent. Die Erwartungen an eine konstante Entwicklung der wirtschaftlichen Situation liegen mit 49 Prozent der Gesamtbevölkerung um neun Prozentpunkte höher als im Vorquartal. Die Anzahl der Pessimisten bleibt zwar unverändert bei 29 Prozent, übersteigt aber erstmalig seit dem vierten Quartal 2006 die Zahl der Optimisten. Interessant ist hierbei, dass der Frauenanteil höher ist (32 Prozent) als der Anteil der Männer (27 Prozent) und dass die Aktien- und Fondsanleger mit 20 bzw. 24 Prozent weniger negativ eingestellt sind, was die Entwicklung der deutschen Gesamtwirtschaft betrifft.
Persönliche Lage: Minimale Verbesserung erwartet
Die Einschätzung der eigenen finanziellen Situation in den nächsten sechs Monaten hat sich in diesem Quartal geringfügig verbessert. So erwarten 25 Prozent der Befragten eine Verbesserung (plus ein Prozentpunkt), 16 Prozent eine Verschlechterung (minus ein Prozentpunkt). Die Mehrheit der Bevölkerung (59 Prozent) rechnet weiter mit keiner Veränderung der persönlichen Lage. Insgesamt ist festzustellen, dass Frauen etwas weniger Optimismus haben als Männer: 22 Prozent der Frauen glauben an eine Verbesserung, bei den Männern sind es 26 Prozent. Dass sich die Situation verschlechtern wird, vermuten 17 Prozent der Frauen, aber nur 16 Prozent der Männer.
Zinsen: Zahl der Befragten, die mit fallenden Zinsen rechnen, steigt
Der größte Teil der Befragten (42 Prozent) prognostiziert eine konstante Entwicklung der Zinsen in den nächsten sechs Monaten, sechs Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Eine deutliche Zunahme ist auch bei denen zu beobachten, die fallende Zinsen erwarten. Ihr Anteil stieg um neun Prozentpunkte auf 23 Prozent. Die Einschätzung von steigenden Zinsen liegt insgesamt bei 31 Prozent und damit wesentlich niedriger als im letzten Quartal (46 Prozent). Aktien- und Fondsbesitzer (32 / 30 Prozent) tendieren dazu, die Zinsen (leicht) steigend zu sehen, womit sie relativ nah am Durchschnittswert (31 Prozent) liegen.
Euro: Vertrauen in die europäische Gemeinschaftswährung nimmt etwas ab
Im ersten Quartal 2008 setzen etwas weniger Menschen auf die Stärke der europäischen Währung als bisher: 42 Prozent der Befragten glauben an einen steigenden Eurokurs in den nächsten sechs Monaten, zwei Prozentpunkte weniger als im letzten Quartal. Gleichzeitig legen die Pessimisten (sinkender Eurokurs in den nächsten sechs Monaten), wenn auch nur leicht, um einen Prozentpunkt auf 16 Prozent zu. Der Anteil derjenigen, die einen konstanten Euro erwarten, liegt mit 40 Prozent in etwa auf dem Niveau des vorherigen Quartals (39 Prozent). Aus dieser Einschätzung heraus werden jedoch keine Anlageentscheidungen getroffen: 94 Prozent der Befragten planen keine Umschichtungen auf Basis der erwarteten Entwicklung des Eurokurses.
Seit Anfang 2001 lässt Union Investment durch das Marktforschungsinstitut Forsa quartalsweise eine Erhebung zum Anlegerverhalten durchführen. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Die aktuelle Befragung für das erste Quartal 2008 fand in der Zeit vom 1. bis 11. Februar statt. (Bei Umfragewerten, die sich nicht zu hundert Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.)