Die Deutschen werden älter. Immer mehr Senioren werden in Zukunft immer weniger junge Leute gegenüberstehen. Und insgesamt wird es immer weniger Deutsche geben: 14 Prozent weniger im Jahr 2050, schätzt die UN. Ähnlich wird sich die Entwicklung auch in den anderen europäischen Staaten vollziehen. Die Europäer werden dann im Schnitt vier bis fünf Jahre älter als heute.
"Demographische Herausforderung" für die Wirtschaft
Diese Veränderungen bringen nicht nur Renten- und Gesundheitssysteme ins Wanken, sondern haben auch massive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Internationale Kapitalbewegungen, Wirtschaftswachstum sowie Erfolg und Misserfolg bestimmter Branchen werden davon stark beeinflusst, zeigt die Deutsche Bank in einer Untersuchung zur "demographischen Herausforderung".
Gentechnik wird gewinnen
Weniger Menschen – das heißt auch: insgesamt weniger Nachfrage. Weil ältere Menschen andere Bedürfnisse haben als junge, wird sich außerdem die Art der Nachfrage verändern, erwarten die Deutsche Bank-Experten.
Von dieser Veränderung profitieren wird etwa der Gesundheitssektor: Pharma, Biotech, Medizintechnik, Krankenhäuser und Gesundheitsdienste. "Eine herausragende Rolle dürfte die Gentechnologie bekommen, mit deren Hife in der Zukunft unter anderem Ersatzorgane für im Alter versagende Organe hergestellt oder Erbkrankheiten behoben werden können", so die Prognose der Studie.
Mehr Geld für Freizeit
Zu den Gewinnern der demographischen Entwicklung wird auch der Freizeitsektor gehören. Heute geben zwar ältere Menschen weniger Geld für Freizeit aus als jüngere. Aber das könnte sich ändern, erwarten die Forscher. "Da Senioren mehr Zeit als Erwerbstätige haben, könnte ihr Konsum von Freizeit und Unterhaltung noch deutlicher ansteigen als bei der arbeitenden Bevölkerung. Die Nachfrage nach Freizeit- und Kulturdienstleistungen steigt überproportional zum Einkommen."
Altersvorsorge wird wichtiger
Weil die Rentner der Zukunft länger leben und die gesetzliche Altersrente nicht mehr alleine den Lebensstandard sichern wird, gewinnt die private Altersvorsorge stark an Bedeutung. Und damit wächst auch die Nachfrage nach Vermögensverwaltung und –beratung. Nach Meinung der Deutsche Bank-Forscher wird vor allem "das beratungsintensive und das kostenbewusste Segment" an Bedeutung gewinnen. Ein Teil der Anleger wird zunehmend Wert auf individuelle Anlagekonzepte legen. Der andere Teil wird die Geldanlage als Hobby betrachten, sich selbstständig informieren und Produkte vor allem über Direkt- und Online-Anbieter erwerben.
Verlierer Wohnungsbau
Verlierer der Bevölkerungs-Alterung wird die Baubranche sein, so die DB-Studie. "Besonders deutlich wird das am Wohnungsbau, auf den in Deutschland fast 60 Prozent der Bauinvestitionen entfallen", heißt es dort. Vor allem die Neubautätigkeit werde nachlassen. Denn weniger Leute kommen auch mit weniger Wohnraum aus. Zwar werden die Ansprüche an Wohnungen steigen – zum Beispiel die Ausstattung und die Wohnfläche –, aber dieses qualitative Wachstum könne den Mengeneffekt nicht ausgleichen, befürchten die Forscher.
Nachteile für ortsgebundene Unternehmen
Grundsätzlich werden die Unternehmen besonders unter der demographischen Entwicklung leiden, die ortsgebundene Produkte und Dienstleistungen anbieten. Sie können nicht auf ausländische Märkte und in bevölkerungsreiche Regionen ausweichen, argumentieren die Autoren der DB-Studie. "Branchen wie Einzelhandel oder Transport (außer Flugverkehr) werden ihre Kapazitäten reduzieren beziehungsweise ihr Angebot an die älter werdenden Kunden anpassen müssen." Auch Branchen, die Güter für Familien und junge Leute herstellen, müssten wegen der Bevölkerungsentwicklung mit Einbußen rechnen.
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