e-fundresearch: Warum haben Sie sich bei der Untersuchung auf Frauen konzentriert?
Klaus Riester: Ergebnisse früherer Umfragen von 2001 haben gezeigt, dass Frauen die Bedeutung dieses Themas noch höher einschätzen als Männer. Deswegen haben wir uns in einem ersten Schritt speziell der Zielgruppe Frauen gewidmet, weil wir wissen, dass dort Bedarf besteht.
e-fundresearch: Hat Ihre Untersuchung das bestätigt?
Klaus Riester: Auf jeden Fall. War noch Anfang 2001 bei einer Umfrage des Instituts für Markt, Umwelt und Gesellschaft der Anteil der Anlegerinnen, die Nachhaltigkeit als wichtig bei ihrer Anlageentscheidung eingestuft haben, 65 Prozent, so sind es jetzt in unserer aktuellen Umfrage 75 Prozent. Drei Viertel aller weiblichen Anleger sagen: Bei der Anlageentscheidung spielt die Nachhaltigkeit eine große Rolle.
e-fundresearch: Woher kommt dieses große Bedürfnis nach Nachhaltigkeit gerade bei Frauen?
Klaus Riester: Auch bei der Gesamtbevölkerung liegt das Bedürfnis ja deutlich über 50 Prozent, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt wie bei Frauen. Ich denke, insgesamt sind in den letzten zwei Jahren viele Anleger zum Nachdenken gekommen, ob die Analysen bei der Auswahl von Unternehmen und der Entscheidung, in welche Aktien ich investiere, ausreichend waren. Ich glaube schon, dass die Sensibilität in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen hat. Viele sagen: Wahrscheinlich hat man nicht alle Fragen gestellt, die man stellen sollte.
e-fundresearch: Welchen Mehrwert bietet Ihrer Meinung nach in diesem Zusammenhang das Thema Nachhaltigkeit?
Klaus Riester: Im Prinzip etwas ganz Banales: eine dreifache Analyse eines Unternehmens. Statt nur die finanzielle Situation einer Aktiengesellschaft zu untersuchen, mit all den Kennzahlen und Daten, die die Analysten von links nach rechts und von oben nach unten lesen, geht es neben dieser sehr wichtigen Finanzanalyse auch um die Analyse des sozialen Umgangs im Unternehmen und mit allen Bezugsgruppen des Unternehmens. Und es geht um die Umweltanalyse, wo all die Zyklen, die ein Produkt oder eine Dienstleistung durchlebt, von der Umweltseite betrachtet werden. Es sind also drei Analysen mit ganz verschiedenen Blickwinkeln. Das bringt letztendlich eine Risikominimierung, wenn ich einen Wert beurteile.
e-fundresearch: Sie haben in der Untersuchung auch einen Zusammenhang zwischen Risikobereitschaft und Nachhaltigkeit gesucht. Wie war das Ergebnis?
Klaus Riester: Das war eine spannende Frage für uns. Wir wollten wissen, ob es eine Abhängigkeit gibt zwischen Risikomentalität und Interesse an Nachhaltigkeit, also Interesse daran, ob bei der Geldanlage moralische Aspekte berücksichtigt sind. Dieser Zusammenhang besteht nur sehr gering. Wir haben festgestellt, dass über alle Risikomentalitäten von sehr vorsichtig bis sehr risikofreudig das Thema Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung hat. Die Schwankung liegt zwischen 70 und 85 Prozent: Im geringsten Fall interessieren sich nur 70 Prozent der Anlegerinnen für Nachhaltigkeit, im höchsten Fall 85 Prozent.
e-fundresearch: Angesichts dieser hohen Zahlen ist es erstaunlich, dass trotzdem vergleichsweise wenig Nachhaltigkeitsfonds gekauft werden. Woran liegt das?
Klaus Riester: Da beziehe ich mich wieder auf Ergebnisse der Umfrage des Instituts für Markt, Umwelt und Gesellschaft von Anfang 2001. Damals kamen schon überraschend hohe Werte heraus für die Bedeutung der Nachhaltigkeit bei der Anlageentscheidung von Anlegern. Wenn man das mit den Investitionen abgleicht, sieht man tatsächlich eine extreme Lücke. Es wurde dort untersucht, warum die Leute nicht nachhaltig investiert haben. Und das Ergebnis ist sensationell: Es fehlt am Angebot. Die Anlegerinnen und Anleger sagten damals: Ich weiß nicht, wo ich so einen Fonds oder so eine Anlage kaufen kann. Ich weiß nicht, wo ich Informationen darüber erhalten kann. Das ist für mich jetzt schon etwas Sensationelles in der jetzigen Zeit in der Finanzdienstleistungsbranche. Eine Angebotslücke in diesem Markt.
e-fundresearch: Und haben Sie Pläne, diese Lücke zu füllen?
Klaus Riester: Absolut. Das haben wir als Anbieter in diesem Segment natürlich vor. Nur braucht das gewisse Zeit. Wenn die Anleger nach diesen Themen fragen, dann wird logischerweise das Regal bei den Anbietern immer voller. Und wir stellen auch fest, dass immer mehr Wettbewerber diese Fonds auf den Markt bringen, weil die Nachfrage da ist.