Deutsche sind Fondsmuffel, aber die Fondsnachfrage steigt

Die Deutschen haben nicht nur die Aktie spät entdeckt - 1996 beim Börsengang der Deutschen Telekom. Auch in Sachen Fonds gehören sie im internationalen Vergleich zu den Nachzüglern. Nach den neuesten Zahlen vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) hatte 2002 jeder Bundesbürger im Schnitt 4650 Euro in Fonds investiert. Damit liegt Deutschland unter ausgewählten Industrienationen an vorletzter Stelle. Österreich liegt im Mittelfeld. Research |

Noch größere Fondsmuffel sind nur die Spanier mit 4280 Euro. Nummer 1 sind – wie so oft – die USA. Umgerechnet 22000 Euro hat jeder US-Bürger durchschnittlich in Fonds angelegt. Begeisterte Fondssparer sind aber auch die Australier (pro Kopf 17900 Euro) und die Franzosen (13550 Euro). Die Österreicher liegen mit 7735 Euro pro Kopf im Mittelfeld.

Deutsche legen ausgewogen an

Dafür legen die Deutschen ausgewogener an: Etwa 75 Prozent des Geldes wurden 2002 je zur Hälfte in Aktien- und Rentenfonds investiert, 20 Prozent in Geldmarktfonds und fünf Prozent in Mischfonds.

Österreicher stecken 70 Prozent in Rentenfonds

Besonders risikofreudig sind Briten: Drei Viertel ihres Fondskapitals stecken sie in Aktienfonds. Anders die Österreicher. Sie halten 70 Prozent in Rentenfonds. Aktienfonds haben sie nur zu 15 Prozent im Depot.

Dezember 2002: Fondsnachfrage in Deutschland sinkt

Das sind nette Zahlenspielerein. Sie täuschen aber nicht darüber hinweg, dass die Fondsgesellschaften wirtschaftliche Probleme haben. Vier Milliarden Euro hat allein die deutsche Fondsbranche seit Dezember weniger in den Kassen. In dieser Höhe haben – sicherlich enttäuschte – Anleger Anteile an Wertpapierfonds zurückgegeben. Zum Vergleich: Im Dezember 2001 verzeichnete die Branche noch 2,2 Milliarden Euro Zufluss.

Dezember 2002: Immobilienfonds bleiben gefragt

Gefragt waren im Dezember einzig Offene Immobilienfonds (plus 221 Millionen Euro), sowie erstaunlicherweise Aktienfonds (plus 167 Millionen Euro). Während Aktienfonds für spezielle Branchen und Themen 337 Millionen Euro abflossen, investierten Anleger gut eine halbe Milliarde Euro in deutsche und in weltweit anlegende Aktienfonds.

Dezember 2002: Rentenfonds verlieren

Die großen Verlierer im Dezember waren Rentenfonds mit 2,75 Milliarden Euro an Abflüssen, sowie Geldmarktfonds mit 1,16 Milliarden Euro Kapitalentzug.

2002: Fondsbranche fliessen deutscher 27 Milliarden Euro zu

Sehr viel besser zeigt sich das Ergebnis für das Gesamtjahr 2002: 12,5 Milliarden Plus schlugen bei Wertpapierfonds zu Buch, 14,9 Milliarden bei Immobilienfonds, so dass der gesamte Bereich der Publikumsfonds auf einen Neuabsatz von 27,4 Milliarden Euro kam.

2002: Geldmarktfonds legen um 8,5 Milliarden Euro zu

Neben den Immobilienfonds verspürten im abgelaufenen Jahr Geldmarktfonds das größte Anlegerinteresse. Ihnen flossen in zwölf Monaten 8,5 Milliarden Euro zu, das verwaltete Vermögen beläuft sich inzwischen auf 58,5 Milliarden Euro (Immobilienfonds: 71 Milliarden Euro).

2002: Aktienfonds bleiben gefragt, aber mit abnehmender Tendenz

Trotz anhaltend fallender Aktienkurse waren auch Aktienfonds gefragt: Ihnen flossen knapp vier Milliarden Euro zu. Eine Zahl, die sich im längerfristigen Vergleich allerdings stark relativiert: 2001 vereinnahmten die Aktienfonds noch 8,3 Milliarden, 1999 waren es 33 Milliarden und 2000 sogar stolze 60 Milliarden Euro.

2002: Rentenfonds müssen Einbußen hinnehmen

Rentenfonds konnten 2002 hingegen kein Anlegerinteresse erwecken. Ihnen flossen 77 Millionen Euro ab. Den stiefmütterlich behandelten, weil schon lange nicht mehr beworbenen AS-Fonds sogar 250 Millionen Euro. Sollten die AS-Fonds nicht doch noch stärker für die Zwecke der Altersvorsorge entdeckt und öffentlich gefördert werden, stehen sie vor dem Austrocknen.

Die goldenen Zeiten sind vorbei – das Mittelaufkommen sinkt

Gemessen an den Vorjahreszahlen spiegelt jedoch auch dieses Ergebnis die schlechte Stimmung unter den Fondsanlegern wider. 2001 verzeichnete die Branche noch einen Zufluss von insgesamt mehr als 38 Milliarden Euro, 1999 waren es 46 Milliarden und im absoluten Boomjahr 2000 sogar 58 Milliarden. Doch diese goldenen Zeiten sind einstweilen vorbei.

Anleger fürchten Pauschalbesteuerung ...

Zumal eine Umfrage des Finanzdienstleisters Delta Lloyd ergab, dass die geplante Steuerreform weitere Anleger aus Fonds vertreiben dürfte. 5,4 Millionen Privatanleger wollen der Börse den Rücken kehren, wenn die geplante Pauschalbesteuerung von Kursgewinnen Realität werden sollte. Das ist das niederschmetternde Ergebnis einer "Repräsentativumfrage" der Delta Lloyd Deutschland.

... und wollen keine Aktien und Fonds mehr kaufen

"42 Prozent der Privatanleger wollen keine weiteren Aktien oder Fondsanteile mehr kaufen", so Delta-Lloyd-Vorstand Frans van de Veer, "14 Prozent würden sogar ihre gesamten Aktien oder Fondsanteile vor der Einführung der Steuer veräußern und auf die Chancen, die sich aus den Kapitalmärkten ergeben, verzichten."

 

Investmentvermögen pro Kopf (in Euro):
USA: 21.810
Australien: 17.909
Frankreich: 13.543
Österreich: 7.735
Italien: 6.198
Schweden: 5.953
UK: 4.995
Deutschland: 4.648
Spanien: 4.272

Quelle: BVI, Daten per 30.09.2002


Netto-Mittelaufkommen in Deutschland 2002 (in Mio. Euro):
Offene Immobilienfonds: 14.903,3
Geldmarktfonds: 8.539,8
Aktienfonds: 3.972,0
Rentenfonds: -77,0
Sonstige Fonds: 48,7

Quelle: BVI, Daten per 31.12.2002


Aufteilung der Publikumsfonds nach Anlageklassen in Dtl. (in Mrd. Euro):
Aktienfonds: 115,3
Rentenfonds: 114,4
Offene Immobilienfonds: 71,2
Geldmarktfonds: 58,5
Sonstige Fonds: 58,5

Quelle: BVI, Daten per 31.12.2002

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