Obwohl sich das Finanzvermögen der gesamten Eurozone verbessert hat, hat der Boom an den Aktienmärkten die Ungleichheiten zwischen den Ländern weiter vergrößert. Während das Finanzvermögen in den Kernländern der Eurozone mittlerweile mehr als 20 Prozent über dem Niveau von 2007 steht, befindet es sich in Spanien und Griechenland noch gute 30 Prozent darunter.
Finanzkrise geht an deutschen Privathaushalten spurlos vorbei
Das Reinvermögen je Privathaushalt in Deutschland stieg (genau wie bei den Privathaushalten in Frankreich und Belgien) nahezu ununterbrochen an und verzeichnet seit dem Jahr 2000 jährlich einen Anstieg um durchschnittlich 3,5 Prozent. Private Haushalte in Spanien und Griechenland erlebten dagegen in Bezug auf ihr Reinvermögen seit 2000 einen bedeutenden Aufschwung, aber auch eine Krise. Das Reinvermögen je Privathaushalt liegt in Spanien und Griechenland jetzt etwa 30 Prozent unter dem Spitzenwert im Jahr 2007 von vor der Krise, während Privathaushalte in Deutschland inzwischen 40 Prozent vermögender geworden sind. In Österreich können sich Privathaushalte über eine Steigerung von 25 Prozent freuen.
Die Vermögenswerte deutscher und österreichischer Privathaushalte sind relativ niedrig...
Trotz der Steigerung in den letzten Jahren sind aufgrund des geringen Prozentsatzes von Wohneigentum die Gesamtvermögenswerte deutscher und österreichischer Privathaushalte im europäischen Vergleich relativ niedrig. In Bezug auf das Einkommen belaufen sich die Vermögenswerte (Immobilien und Finanzvermögen) von Privathaushalten in Deutschland durchschnittlich auf das 4-Fache ihres Einkommens, während dies in der Eurozone durchschnittlich etwa das 5 ½-Fache ist. Österreich rangiert knapp unter Deutschland, die Vermögenswerte belaufen sich hier auf das 4-Fache des Einkommens.
Niederländische, spanische und belgische Haushalte können dagegen Vermögenswerte in Höhe des 8-Fachen ihres Einkommens vorweisen.
... doch das gilt auch für die Verbindlichkeiten
Die Begrenzung des Risikos von finanziellen Rückschlägen ist auch mit einer Verringerung des Kreditengagements verbunden, denn wie lange die aktuelle Situation historisch niedriger Zinssätze noch andauern wird, ist unsicher. Innerhalb der Eurozone haben niederländische Haushalte die höchsten Schulden und zwar in Höhe vom 1,8-Fachen des Jahreseinkommens. Deutsche Haushalte haben – genau wie ihre Pendants in Österreich – mit einem Schulden-Einkommensquotienten von 0,7 die niedrigste Schuldenlast aller Kernländer in der Eurozone.
Außerdem fallen die deutschen Haushalte in die Gruppe der Länder, welche die jeweilige Verschuldung am stärksten abbauen. Ausschlaggebend für die Reihenfolge der Länder ist, wie stark sie ihr Verhältnis von Kredithöhe zu Einkommen gesenkt haben. Deutschland steht an dritter Stelle hinter Irland und Spanien. Österreichische Haushalte konnten ihre Verschuldung dagegen nicht so stark abbauen und rangieren nur kurz vor Griechenland und Italien.
Vermögenspreise haben Vermögensungleichheit verstärkt
Der Aufschwung des Reinvermögens war nicht nur zwischen Ländern, sondern auch zwischen Haushalten ungleich verteilt. Nach der allmählichen weltweiten Erholung der Wirtschaft von der Finanzkrise im Jahr 2009 haben die Entwicklungen der Vermögenspreise die Vermögensungleichheit im Großen und Ganzen verstärkt.
Die ING-Studie zeigt, dass in der Eurozone die unterste Einkommensklasse nur einen Anstieg von 8 Prozent ihres Vermögens sah, während die obersten 5 Prozent einen Vermögenszuwachs von fast 50 Prozent genießen konnten. Hier macht sich der ungleich verteilte Besitz von Finanztiteln und Immobilien bemerkbar. In Deutschland war der Trend noch stärker als in der Eurozone. Hier waren die privaten Haushalte in der Lage, einen Vermögenszuwachs zu erzielen, der für die untersten 20 Prozent der Einkommen bei 37 Prozent lag und für die obersten 5 Prozent bei 71 Prozent. Für Österreich sehen die Zahlen ähnlich aus: Hier haben die unteren 20 Prozent mit einem Vermögenszuwachs von 44 Prozent sogar noch stärker profitiert, die obersten 5 Prozent mit einem Zuwachs von 62 Prozent geringfügig weniger als deutsche Haushalte.
Doch natürlich profitierten Haushalte, die keinerlei Vermögenswerte besitzen, davon überhaupt nicht. Dies gilt insbesondere für Haushalte mit niedrigerem Einkommen, denn im Allgemeinen nimmt die Beteiligung an Aktien und Publikumsfondsanteilen mit dem Einkommen zu.
Über die Think Forward Initiative
ING, Mircosoft, EMC, und das Institute for New Economic Thinking (INET) veranstalten am Donnerstag, 25. Februar in Brüssel eine Tagung mit über 100 Teilnehmern aus Wissenschaft, Politik, Medien und Verbraucherorganisationen. Ziel der gemeinschaftlich ins Leben gerufenen „Think Forward Initiative“ ist es, ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen der Finanzplanung für die europäischen Haushalte zu entwickeln und in einem nächsten Schritt Ideen und Lösungen zu erarbeiten, wie Verbraucher bei der Entscheidungsfindung unterstützt werden können, bspw. durch „Smart Data“ und digitale Anwendungen.
Die vollständige Studie finden interessierte Leser unter folgendem Link: http://www.thinkforwardinitiative.com/research/household-wealth-in-europe