Studie: Liquiditätsmanagement von oberster Priorität

Fast die Hälfte der institutionellen Vermögensinhaber und Vermögensverwalter sieht in der gesunkenen Marktliquidität eine anhaltende Entwicklung und spricht sogar von einem säkularen Trend, der noch lange anhalten wird. Dies ergab ein Forschungsbericht, den State Street heute gemeinsam mit der Alternative Investment Management Association (AIMA) veröffentlicht hat. Research | 04.01.2017 09:16 Uhr
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Die in Folge der Finanzkrise 2008 verschärfte Regulierung, das Niedrigzinsumfeld sowie das langsame Wachstum der Weltwirtschaft haben dazu geführt, dass viele Banken ihre traditionelle Rolle als Marktmacher nicht mehr ausüben können. Dies wiederum hat grossen Einfluss auf die Marktliquidität.

Laut State-Street-Umfrage wirkt sich die derzeitige Marktliquidität bei drei Fünfteln der Befragten auf ihre Vermögensverwaltungsstrategie aus. Fast ein Drittel bewertet diese Auswirkungen als sehr gross und überdenkt die Risikosteuerung ihrer Anlageportfolios. Die Marktakteure passen sich an ein Umfeld mit geringerer Liquidität an, in dem sich die Rollen im Handel verändern, neue Marktteilnehmer auftauchen sowie elektronische Plattformen und Peer-to-Peer-Kredite die Art und Weise ändern, wie Unternehmen ihre Geschäfte abwickeln.

„Eine stärkere Regulierung und der Kostendruck haben die Liquiditätslage am Markt erheblich verändert“, erläutert Lou Maiuri, Executive Vice President und Leiter von State Street Global Exchange und State Street Global Markets. „Angesichts des neuen Liquiditätsparadigmas sehen sich viele Akteure in der Investmentbranche mit fundamentalen Fragestellungen konfrontiert, wie etwa welche Rolle sie spielen, wo sie investieren und wie sie ihre Geschäfte abwickeln.“

Auch wenn es im derzeitigen Marktumfeld keine Einheitsstrategie für die Optimierung von Risiko und Ertrag gibt, passen sich Anleger und Manager der Studie nach an das neue Umfeld an und konzentrieren sich dabei auf die drei folgenden Bereiche:

  • Rationalisierung des Risikos: Dieser Wandel der Liquiditätslage hat schwerwiegende Auswirkungen auf Anleger weltweit. Sie versuchen, passende Strategien und Instrumente zu entwickeln, mit denen sie in dieser komplexen neuen Umgebung erfolgreich sein können. Dazu gehören Verbesserungen bei Messung und Reporting von Liquiditätsrisiken sowie eine Überarbeitung der Risikosteuerung in ihren Anlageportfolios.
    • Laut der Umfrage ist es für etwas mehr als zwei Fünftel der befragten Marktteilnehmer aufgrund der veränderten Marktbedingungen schwieriger geworden, über ihre Liquidität Auskunft zu geben – sei es gegenüber dem eigenen Vorstand oder den Regulierungsbehörden.
    • Etwas mehr als vierzig Prozent der Umfrageteilnehmer planen in die Funktionen für Risikomessung zu investieren, um diese zu verbessern.​
  • Optimierung des Portfolio: Anleger und Manager verändern ihre Allokationsstrategien, um der neuen Liquiditätssituation Rechnung zu tragen. Während eher liquide Fondsstrukturen wie ETFs, OGAW-Fonds und 40-Act-Fonds weiteren Zulauf erhalten, ist eine ganzheitliche Strategie, die das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag über das gesamte Portfolio hinweg ausbalanciert, von entscheidender Bedeutung.
    • Etwas mehr als die Hälfte der befragten Vermögensverwalter und Vermögensinhaber plant, mehr in liquide Anlagen zu investieren, um das Engagement in diesem Bereich aufrecht zu erhalten.
    • Etwas mehr als vierzig Prozent der Umfrageteilnehmer erhöhen den Umfang ihrer liquiden Mittel, um künftige Verbindlichkeiten oder Rückzahlungen bedienen zu können.
  • Neue Regeln, neue Tools: Die neue Marktliquidität regt viele Akteure in der Investmentbranche an, in neue Lösungen und Plattformen beispielsweise Peer-to-Peer-Kredite zu investieren, die alternative Liquiditätsquellen darstellen.
    • Die Hälfte der Befragten glaubt, dass die Rolle von Nicht-Banken als Liquiditätsgeber wichtiger wird, wobei rund zwei Fünftel der Überzeugung sind, dass dieser Zuwachs durch Hedgefonds entsteht.
    • Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer gibt an, dass Hedgefonds in volatileren Märkten als Liquiditätsgeber eine wichtige Rolle spielen können.

„Die Liquiditätssituation wird uns in den kommenden Jahren weiterhin als eines der wichtigsten Themen beschäftigen. Deshalb ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um Strategien, Instrumente und Lösungen zu finden, die im neuen Investitionsklima nachhaltig etwas bewegen“, so Maiuri.

„Hedgefonds-Manager und andere Vermögensverwalter reagieren auf eine immer schwieriger werdende Liquiditätslage am Markt, indem sie verstärkt nach neuen Chancen suchen. Beispielsweise übernehmen sie eine wichtigere Rolle als Marktmacher, stellen der Realwirtschaft neue Finanzierungsquellen zur Verfügung und bieten Unterstützung sowie Expertise zur Verbesserung des Managements von Liquiditätsrisiken an“, fügt Jack Inglis, CEO von AIMA, hinzu.

Um den neuen Forschungsbericht von State Street „Let’s Talk Liquidity: Opportunities in a New Market Environment“ herunterzuladen, klicken Sie bitte hier.

Über die Studie

Die Studie wurde im Juni und Juli 2016 im Auftrag von State Street von dem Marktforschungsinstitut Longitude Research bei 300 institutionellen Vermögensinhabern und Vermögensverwaltern durchgeführt. Bei 150 der Befragten handelte es sich um Vermögensinhaber, darunter Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und Stiftungen. Die übrigen 150 Befragten waren Vermögensverwalter darunter 50 Hedgefonds.

Insgesamt kamen die Befragten aus 14 Ländern weltweit. Etwa 35 Prozent der Befragten stammten aus Nord- und Südamerika, 40 Prozent aus Europa und 25 Prozent aus der Region Asien-Pazifik.

Zusätzlich zur Umfrage wurde eine Vielzahl an Interviews mit ausgewählten Führungskräften der Finanzbranche geführt.

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