Wie sich Finanzwissen auf die Pensionsvorsorge auswirkt

Eine Studie der FH St. Pölten und der Hochschule Luzern hat untersucht, wie sich Finanzkompetenz (Financial Literacy) auf die Pensionsvorsorge und das Anlageverhalten in Österreich und in der Schweiz auswirkt: Wer besser über Finanzthemen Bescheid weiß, sorgt für die Pension eher vor. Die Ergebnisse zeigen auch, dass SchweizerInnen im Vergleich zur österreichischen Bevölkerung über mehr Finanzwissen verfügen und in Folge besser für die Zeit nach dem Erwerbsleben vorsorgen. Research | 21.02.2017 10:21 Uhr
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Financial Literacy gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Verantwortung für die Pensionsvorsorge wird zunehmend aus dem staatlichen in den privaten Bereich verschoben. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten der Veranlagung sehr zahlreich bis undurchschaubar und die einzelnen Finanzprodukte durchaus komplex. Die Entscheidung, wie für die Pension am besten vorgesorgt werden kann, stellt viele vor eine große Herausforderung, schreiben die Autorinnen der Studie. Um den Lebensstandard auch in der Pension halten zu können, kann insbesondere für jüngere Generationen ein Mindestmaß an Finanzkompetenz entscheidend sein. 

Financial Literacy ist in jüngerer Zeit auch unter Wirtschafts-, Sozial-, Sprach- und Kommunikationsforscherinnen und -forschern ein Thema. „Studien zeigen, dass Finanz(in)kompetenz sowohl zwischen Ländern als auch innerhalb von Gesellschaften signifikant divergiert.

Wir wissen, dass sich diese Unterschiede stark auf die Pensionsvorsorge, das Investitions- und Informationsverhalten auswirken, und in Folge den individuellen und sozialen Wohlstand fördern, aber auch gefährden können“, sagt Monika Kovarova-Simecek, FH-Dozentin am Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten und Co-Autorin der Studie. 

Financial Literacy 

Unter Financial Literacy versteht man einerseits Kenntnis und Verständnis von Finanzprodukten, Finanzmärkten und den wesentlichen finanzwirtschaftlichen Zusammenhängen, andererseits die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden. Dabei geht es nicht um hochprofessionelle Finanzexpertise, sondern um Basiswissen, um den finanziellen Alltag gut zu bewerkstelligen. Personen, die „financially literate“ sind, können zum Beispiel beurteilen, wie sich die Inflation auf ihre Ersparnisse auswirkt, welche Finanzprodukte unter den aktuellen Bedingungen sinnvoll sind oder wie sich Wechselkursänderungen bei Fremdwährungskrediten auswirken. Andere können genau dies nicht – und laufen Gefahr, Fehlentscheidungen zu treffen. 

Für die Studie wurden 442 Personen (336 in Österreich, 106 in der Schweiz) befragt. Dabei zeigt sich, dass das Finanzwissen der österreichischen Erwerbstätigen nicht allzu hoch ist und sie ihr Wissen eher überschätzen. Während in der Schweiz mehr als die Hälfte aller Befragten alle 16 Fragen richtig beantworten konnte, waren es in Österreich nur 35,5 Prozent. Dies scheint sich auch auf die Pläne zur privaten Pensionsvorsorge auszuwirken: Mehr als 50 Prozent der Schweizer und Schweizerinnen sorgen vor. In Österreich treffen nahezu zwei Drittel der Befragten keine zusätzlichen Pensionsvorsorgepläne. 

Männer und Frauen denken finanziell unterschiedlich 

Unterschiede zeigen sich auch bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen: Frauen und junge Menschen sowie Menschen mit geringem Einkommen und niedrigerer Bildung schneiden beim Finanzwissen signifikant schlechter ab. Wenig überraschend ist, dass Angestellte des Finanzsektors auf diesem Gebiet besser Bescheid wissen. Dennoch treffen sie aber nicht häufiger Maßnahmen zur privaten Pensionsvorsorge als Angestellte anderer Wirtschaftssektoren. Ältere Menschen planen hingegen eher vor als jüngere. 

Geldanlage ist aber auch ein kulturelles und stark länderspezifisches Phänomen. „In Österreich gehen eher nur jene an die Börse, die über mehr Finanzwissen verfügen. Im Allgemein sind die Menschen den Börsen gegenüber skeptisch eingestellt. In der Schweiz ist die Affinität für die Börse unter allen befragten Personen höher, unabhängig vom Stand des Finanzwissens“, erklärt Kovarova-Simecek.

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