Wird Plastik zum „Stranded Asset“?

Konsumenten wie Regulatoren sagen Plastik zunehmend den Kampf an: MSCI hat analysiert, was die „Anti-Plastik“-Bewegung für Produzenten bedeutet und worauf langfristige Investoren achten sollten. Research | 29.08.2019 11:55 Uhr
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Das Verbot von Einweg-Plastiktüten, internationale Hotelketten, die auf Plastik-Strohhalme verzichten und Konsumenten, die zunehmend Obst und Gemüse fordern, das nicht in Plastikfolien eingeschweißt ist: Nicht zuletzt aufgrund der massiv an Fahrt gewonnenen Klimadebatte („Fridays for Future“) oder Berichten von Walen und Meeresschildkröten, die mit einem Magen voller Plastik verendet aufgefunden wurden, kommt das praktische und über viele Jahrzehnte bedenkenlos eingesetzte Verpackungsmaterial zunehmend in die Bredouille.

Petrochemie-Geschäft gerät unter Druck

Eine Entwicklung, die laut eines aktuellen Research-Kommentars des globalen Indexanbieters MSCI durchaus ernsthafte Konsequenzen für Plastik-produzierende Unternehmen und dadurch auch Investoren nehmen könnte. Insbesondere Öl- und Gas-Unternehmen dürften laut den Experten besonders betroffen sein: Aufgrund des zunehmenden Trends zu Elektromobilität und anderen alternativen Energieantriebstechniken hat sich der Öl- und Gas-Sektor in der jüngeren Vergangenheit stärker auf Petrochemie – der für die traditionelle Plastikproduktion benötigte Grundstoff - gesetzt. Eine strategische Neuausrichtung, die aufgrund der „Anti-Plastik“-Bewegung und dem zunehmenden Einsatz von Plastik-Recycling und Alternativstoffen („Bioplastik“) nun ebenfalls stark unter Druck gerät. Umstände, die Investoren bei Unternehmensbewertungen berücksichtigen sollten.

Als Beispiel nennt MSCI Öl- und Gas-Unternehmen wie Total, Formosa oder IRPC, die aktuell rund ein Viertel ihres Gesamtumsatzes über Petrochemie-Erzeugnisse erzielen – davon sind laut Samuel Block, Vice President - ESG Research bei MSCI, wiederum 80% der Umsätze und somit die klare Mehrheit der Plastikproduktion zuzuordnen. Größenordnungen, die also durchaus einen Unterschied machen können und im Zuge der aktuellen Regulierungswellen Einbußen verzeichnen könnten: „Die Zahl der Vorschriften zur Reduzierung der Kunststoffbelastung ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, vor allem für Einwegverpackungen. Diese Produkte machen bis zu 40% des gesamten Kunststoffverbrauchs aus und können, wie andere Kunststoffprodukte mit längerer Nutzungsdauer, mehr als 500 Jahre benötigen, um sich biologisch abzubauen“, erklärt Block.

Nicht nur in der EU: Regulatorische Eingriffe auf dem Vormarsch

Der ESG Research Experte verweist auf die Ende 2018 verabschiedete Richtlinie des Europäischen Parlaments, die bis 2021 Beschränkungen für Einweg-Kunststoffe durchsetzt, einschließlich der Verpflichtung, sich dem Ziel zu nähern, bis 2025 mehr als 90% der Getränkeflaschen zu recyceln. Die Europäische Union ist damit übrigens nicht allein: Beschränkungen für Einweg-Kunststoffe wurden laut Block Ende letzten Jahres in 60 Ländern und rund 350 US-Gemeinden eingeführt. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten Erdölressourcen, die als Kunststoffinputs vorgesehen sind, genauso als „Stranded Asset“ enden wie solche, die zur Verbrennung bestimmt sind“, konstatiert Samuel Block.

Asset Manager schließen sich zusammen und fördern Alternativen

Abseits der regulatorischen Entwicklungen und der sich verändernden Konsumentenforderungen spielt übrigens auch die Asset Management Industrie eine nicht unbedeutende Rolle in der „Anti-Plastik“-Bewegung: 26 Finanzinstitute mit einem aggregierten AuM in Höhe von 4,2 Billionen US-Dollar – darunter auch BMO Global, BNP Paribas, Hermes EOS sowie Sarasin & Partners – haben sich laut MSCI bereits der „Ellen MacArthur Foundation’s New Plastics Economy Initiative“ angeschlossen – über fehlenden Kapitalzugang dürften sich Unternehmen, die im Bereich alternativer (umweltfreundlicher) Verpackungstechnologien tätig sind und traditionellen Öl- und Gas- sowie Chemie-Unternehmen Konkurrenz machen, jedenfalls nicht beschweren. 

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