ESG-Investing-Artikelserie: Social (Impact) Investing im Fokus

Was vor einem Jahr nur Wenigen in der Finanzwelt ein Begriff war, wird nunmehr immer mehr zum Mainstream: Social (Impact) Investing. Social Bonds sind die „neuen“ Green Bonds. In Österreich gibt es bereits drei Emissionen von zwei Emittenten, und auch der erste „Social Impact Bond“ geht in die Verlängerung. Doch wie unterscheiden sich die beiden Instrumente, und was eignet sich für wen? Und gibt es noch andere Möglichkeiten Gutes zu tun und dabei Geld zu verdienen? Research | 14.11.2019 15:40 Uhr
e-fundresearch.com Gastautorinnen Susanne Lederer-Pabst & Alexandra Bolena (beide Dragonfly.finance) / © Suzy Stöckl www.suzystoeckl.com
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Über diese Artikelserie: Sustainable Investments – ein großes Wort für viele Möglichkeiten. Dragonfly.finance, ein auf Impact Investing spezialisiertes Unternehmen, wird auf e-fundresearch.com monatlich zu den neuesten Trends Stellung nehmen, Aktuelles berichten und manches kritisch hinterfragen. Wenn Sie wissen wollen, was einen Social Bond von einem Social Impact Bond unterscheidet, welche Kriterien für Green Bonds gelten (werden), ob Microfinance noch state of the art ist oder ob es dank neuer Blockchaintechnologie innovativere und effizientere Methoden gibt, ob Crowdfunding eine Möglichkeit für nachhaltiges Investieren ist, und noch viel mehr rund um das Thema „Impact", dann bleiben Sie dran.
Ohne „Nachhaltigkeit“ geht in der Investmentwelt momentan gar nichts. Sustainability ist das Wort der Stunde, und   kaum ein Assetmanager kann es sich leisten auf die Berücksichtigung von ESG Faktoren zu verzichten. Gut, G, also Governance – auf gut deutsch „Gute Unternehmensführung“- war hoffentlich schon immer ein Kriterium im Management, und ohne Berücksichtigung von „E“, also Environment, geht es seit der Klimakrise in der Finanzbranche auch nicht mehr, doch was ist mit „S“ für Social? 

EG und vor allem „S“

Nun kann man argumentieren, dass G und S traditionell recht eng miteinander verknüpft sind. Wer sein Unternehmen gut führt, achtet eben auch darauf, dass sich seine Mitarbeiter wohl fühlen. Ausreichend Ruhezeiten, konzerninterne Weiterbildungsmöglichkeiten, Kinderbetreuungseinrichtungen, gesunde Werksküche, und ähnliche Benefits sind gut eingeführte Standards, und niemand will sie mehr missen. Doch wie sieht es mit den Zulieferketten aus? Wo und wie werden Rohstoffe abgebaut? Wie sieht es in den Ursprungsländern mit den Arbeitsrechten aus? Wie steht‘s um Menschenrechte? Wie steht’s um die Gleichberechtigung? Gibt es Kinderarbeit? Wie sicher sind die Arbeitsstätten? 

Erfreulicherweise hinterfragen immer mehr Investoren Produktionsbedingungen umfassend, anstatt nur oberflächlich hinzuschauen – auch aufgrund von zunehmendem Druck seitens der Zivilgesellschaft und toller Privatinitiativen. Wer einen Fixed Income oder Equity Fund managt wird ESG Kriterien berücksichtigen, wenn er Erfolg haben will, denn der Markt verlangt es,und das ist gut so.

Steigende Nachfrage nach Sustaianability

Ein klares Indiz für das Erstarken des Sustainability Marktes ist die stark zunehmende Nachfrage nach Green Bonds – und dass, obwohl es nicht einmal einen einheitlich anerkannten Standard dafür gibt, was ein Green Bond überhaupt ist. Keine grüne Emission, die nicht mehrfach überzeichnet war, egal ob Sovereign Bond oder Corporate Bond, und das in einem Zinsumfeld, das mehr als bescheiden ist. Das Motto scheint zu lauten: Wenn schon kaum Rendite, dann wenigstens „Green“.

Die Green Bond Industrie ist kaum 10 Jahre alt und hat sich extrem schnell entwickelt. Die Social Bond Industrie steht heute da, wo Green Bonds damals waren. In Österreich sind die BKS und die ÖKB Vorreiter bei Social Bonds, aktuell planen aber bei uns auch schon große Häuser erste Emissionen. Eine gute internationale Übersicht bietet hier die ICMA, die International Capital Market Association[1].

Social Bonds im Kommen

Immer mehr Großanleger allokieren ihre Gelder also nicht nur grün, sondern auch nach sozial nachhaltigen Gesichtspunkten. Während bei Green Bonds heuer Neuemissionen in der Größenordnung von 250 Mrd. USD erwartet werden – 20% mehr als letztes Jahr - umfassen Social Bonds insgesamt erst rund 30 Mrd. EUR Emissionsvolumen. Auch wenn die Zahlenangaben mit Vorsicht zu genießen sind – uneinheitliche Standards und Definitionen machen exakte Angaben schwierig - ist eines jedenfalls klar erkennbar: Tendenz stark steigend. 

Und noch ein weiterer Trend zeichnet sich ab, nämlich der zum SIB, zum Social Impact Bond, auch wenn das Instrument nicht für alle Anleger geeignet ist und gerade professionelle Anleger sich hier (noch) nicht engagieren können. 

"Social Bonds" (SB) versus "Social Impact Bonds" (SIB) 

Gerade bei den Begriffen „Social Bonds“ (SB) und „Social Impact Bonds“ (SIB) gibt es aktuell noch große Verwirrung. Wo liegen also die Unterschiede und worauf muss man bei Investments in diese Vehikel achten?

Gemeinsam ist beiden Instrumenten, dass eine positive gesellschaftspolitische Wirkung erzielt werden soll. Das Bestreben, sozialen Nutzen zu erzielen ist ein gemeinsamer übergeordneter Wunsch.

SIBs sind allerdings keine Anleihen im klassischen finanztechnischen Sinn. Vielmehr handelt es sich bei "Pay-for-Success-Finanzierungen“ um strukturierte Beteiligungen an öffentlich-privaten Partnerschaften. Diese sektorübergreifenden Kooperationen – oft finanziert von gemeinnützigen Stiftungen - verfolgen mit dem zur Verfügung gestellten Mitteln soziale Ziele. So wie z.B. der erste österreichische SIB „PERSPEKTIVE:ARBEIT“, eine Kooperation von Sozialministerium, Land OÖ, Gewaltschutzzentrum OÖ, Frauenhaus Linz und AMS – der nun übrigens in die Verlängerung geht - die Wiedereingliederung von Gewalt betroffenen oberösterreichischen Frauen in den Arbeitsprozess zum Ziel hat. 

Um den Erfolg quantifizieren zu können, werden exakte Ziele definiert. Z.B.:  nach drei Jahren, also mit Auslaufen des SIBs müssen an einem Stichtag mindestens 40% der betreuten Frauen zumindest 20 Stunden pro Woche angestellt sein. Wird das Ziel erreicht, zahlt der Staat das Geld mit kleiner Rendite an den oder die Geldgeber zurück. Gespeist wird die Rendite aus den Einsparungen, die sich die sozialen Einrichtungen bzw. die Sozialversicherung durch die Widereingliederung der Frauen ersparen. Gelingt die Zielerreichung allerdings nicht, gibt es gar keine Rückzahlung und das investierte Kapital war eine Art philanthropischer Beitrag. 

SIBs, in Deutsch auch als „SWK“ für Sozialer Wirkunkskredit bekannt, sind im angloamerikanischen Raum recht verbreitet, entsprechen Sie doch dem philanthropischen Empowermentansatz vieler Foundations um die meist dürftigen staatlichen Sozialinitiativen zu kompensieren. Aufgrund der Unsicherheit bezüglich Kapitalrückzahlung gibt es weltweit jedoch noch nicht allzu viele SIB Emissionen und zudem nur einen kleinen Kreis von Investoren, die sich SIBs ob des Risikos des Totalverlusts „leisten“ können.

Sozialrendite schließt Finanzrendite nicht aus – im Gegenteil!

Doch immer mehr Anleger wollen - nicht zuletzt auch um den veränderten Ansprüchen der nachwachsenden Kunden – Stichwort „Fridays for future“ - zu entsprechen - nicht nur finanzielle Rendite erzielen, sondern sich eben auch um Sozialrendite bemühen. Jetzt braucht es nur noch mehr Transparenz, verbesserte Impact Measurement-Methoden und Mut, um der Idee Rückenwind zu geben. Denn eines steht für uns außer Streit – an diesem Trend kommt in Zukunft kein Investor mehr vorbei!

[1] https://www.icmagroup.org/green-social-and-sustainability-bonds/green-social-and-sustainability-bonds-database#searchResultHold

Zu den Autorinnen:

Susanne Lederer-Pabst: Die Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige für den Bank- und Börsebereich will nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investmentfokus Institutioneller Investoren rücken.

Alexandra Bolena betreut seit 2001 Institutionelle Kunden zum Thema "Alternative Investments". In den letzten Jahren steht „Impact Investing“ im Fokus; Lobbying für "Nachhaltige Investments", Wissenstranfer zu ESG/SRI und konkrete Investmentstrukturierung und –vermittlung.

Beide Autorinnen unterrichten an der FH St.Pölten im Masterstudiengang „Wirtschafts- und Finanzkommunikation“ das Fach Cultural Finance mit Schwerpunkt Impact Investing. Dragonfly.finance bietet umfassende Beratung zu den Themen „Nachhaltigkeit" und "Impact Investing" speziell für institutionelle Investoren. [email protected]

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