Ausblick auf 2020: 10 (un)mögliche Risiken für Anleger

Auf welche Risikoszenarien müssen sich Anleger für das Börsenjahr 2020 einstellen? Die Frankfurter Asset Management Gesellschaft QC Partners hat heute ihre alljährliche Liste (un)realistischer Risiken vorgestellt. Diese ist nicht als offizieller Marktausblick zu verstehen – einige (denkbare) Entwicklungen und (unerwartete) Ereignisse legen jedoch Kursrutsch-Potenziale nahe. Research | 19.11.2019 17:37 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die zehn Thesen sind nach Eintrittswahrscheinlichkeit sowie Einfluss auf die Weltwirtschaft und Relevanz für Anleger priorisiert.

Risikothese Nr. 1: Erneute Staatspleite in Argentinien

Argentinien fällt zurück in die Rezession, die Arbeitslosigkeit steigt auf 15%. Die Bürger leiden unter einem Anstieg der Inflationsrate auf 75%. Gegensteuerungen der neuen Regierung führen zu einem Haushaltsdefizit von 10%. Der argentinische Peso setzt seine Abwertung fort: Für einen Euro werden erstmals 100 Peso bezahlt (aktuell 66). Die hohen Fremdwährungsschulden sind nicht mehr bezahlbar, eine erneute Staatspleite unumgänglich. Der lokale Aktienmarkt bricht um 75% ein. Für die großen europäischen und US-Indizes bleiben die Auswirkungen mit minus 5% überschaubar.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 60%

Risikothese Nr. 2: Schwellenländer-Krise 2.0

Den Turbulenzen in Argentinien können sich weitere Emerging Markets-Staaten nicht entziehen. Die Folge ist eine Schwellenländer-Krise. Besonders betroffen sind Länder mit hohen Haushaltsdefiziten und Schulden. Wie Dominosteine rutschen die Staaten in die Rezession, die Währungen sacken dramatisch ab. Für einen Euro werden erstmals 6 brasilianische Real (aktuell 4,62), 22.000 indonesische Rupien (aktuell 15.600) sowie 120 indische Rupien (aktuell 80) bezahlt. Die Aktienindizes der betroffenen Länder fallen um 50%. In Europa und den USA liegen die Abschläge bei 20%.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 50%

Risikothese Nr. 3: China - Kampf gegen den Handelskonflikt

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China bleibt ungelöst, weiterhin werden Strafzölle erhoben. Um den wirtschaftlichen Auswirkungen gegenzusteuern, unterstützt China die heimische Wirtschaft mit massiven Investitionen. Das Haushaltsdefizit wird auf nie dagewesene 8% ausgeweitet. Da die zusätzlichen Investitionen über Staatsanleihen finanziert werden, steigen die 10-jährigen Zinsen bis auf 5% an. Die höheren Zinsen bringen die privaten Haushalte mit ihren stark angestiegenen Schuldenbergen in Bedrängnis. Der private Konsum bricht ein, die Ausfallraten steigen. Banken und Schattenbanken beginnen zu wanken. China rutscht in eine Finanzkrise und eine tiefe Rezession. Lokale chinesische Indizes geben 60% nach, in Europa und den USA liegen die Kursverluste bei 40%.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 40%

Risikothese Nr. 4: Hong Kong - Proteste, Rezession, Militär

Nachdem die politischen Proteste in Hong Kong auch ein Jahr nach ihrem Beginn nicht zum Erliegen gekommen sind, werden die wirtschaftlichen Auswirkungen in der Sonderverwaltungszone dramatisch. Hong Kong steckt in einer Rezession, noch tiefer als im Nachgang der Finanzkrise. Aus diesem Grund entscheidet sich China für einen Einmarsch des Militärs. Während die EU noch über Sanktionen diskutiert, reagiert Donald Trump unmittelbar mit weiteren Strafzöllen und Einreiseverboten gegen China. Die chinesische Wirtschaft wird davon massiv getroffen. Lokale chinesische Aktienindizes verlieren 40%, in Hong Kong belaufen sich die Verluste auf 30%. In den USA und Europa geben die Kurse 20% nach.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 35%

Risikothese Nr. 5: Eurokrise 2.0

Ein alter Bekannter tritt wieder auf: Die Eurokrise. Obwohl sich Staaten wie Griechenland, Italien und Spanien exakt an die Vorgaben für die Ausgaben halten, steigen die Haushaltsdefizite massiv an, kratzen an der 10%-Marke. Grund dafür ist eine tiefe Rezession der gesamten Eurozone. Die Steuereinnahmen liegen weit unter der Prognose. Jetzt zeigt sich, dass die Anleihen dieser Staaten falsch bewertet waren. Die Spreads zu deutschen Bundesanleihen verfünffachen sich. Damit steigen die Zinskosten für neue 10-jährige Anleihen in Spanien um 2,6% an, in Italien um 5,4% und in Griechenland um 6,3%. Internationale Anleger ziehen ihr Geld aus der Eurozone ab. Einmal mehr wird die Zukunftsfähigkeit des Euro diskutiert. Der DAX fällt um 35%. In Griechenland, Spanien und Italien liegt der Kursverlust bei 50%.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 30%

Risikothese Nr. 6: EZB - Erst Unterstützung, dann Rezession

Das Anleihe-Kaufprogramm der EZB zeigt Wirkung. Am langen Ende gehen die Renditen deutlich zurück, 30-jährige Bundesanleihen werden mit einem Rekordtief von minus 0,5% gehandelt. Dadurch wird die Zinsstrukturkurve flach wie ein Brett. Für Banken wird dies zum Horrorszenario, mit Fristentransformation ist nun gar kein Ertrag mehr zu erzielen. Die EZB versucht, die Banken zu unterstützen und erhöht den Satz, der zu 0% bei der EZB geparkt werden kann, auf die 15-fache Mindestreserve (aktuell 6-fach). Damit löst die EZB am kurzen Ende einen Zinsschock aus, die Renditen zweijähriger Bundesanleihen nähern sich der 0%-Marke an. Die Zinsstrukturkurve wird invers. Jegliche Kreditvergabe wird für die Banken unattraktiv und kommt schließlich zum Erliegen. Es kommt zur Rezession. Euro-Aktienindizes wie der DAX verlieren 30%.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 25%

Risikothese Nr. 7: Kampf um die Öl-Vorherrschaft

Nachdem die USA bereits Mitte 2019 erstmals zum größten Ölexporteur der Welt aufgestiegen sind, entbrennt 2020 ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft am Ölmarkt zwischen den USA, Saudi-Arabien und Russland. Keiner der drei Staaten ist bereit, angesichts der konjunkturell bedingt sinkenden Nachfrage die Fördermenge zu drosseln. Dies bringt den Ölpreis in den freien Fall. Ölexport wird zum Verlustgeschäft. Doch die Ölriesen nehmen dies in Kauf, um so ihre Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Der Ölpreis fällt bis auf 30 US-Dollar. Russland steht kurz vor dem Staatsbankrott: Für einen Euro werden erstmals 100 Rubel gezahlt, die lokalen Aktienindizes stürzen um 75% ab. In den Golfstaaten werden beinahe alle wirtschaftlichen Projekte verschoben oder komplett abgesagt. Investitionen im Ausland werden liquidiert. Nach und nach kommt so eine weltweite Abwärtsspirale in Gang.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 20%

Risikothese Nr. 8: USA - Comeback der Inflation

Die Strafzölle aus dem anhaltenden Handelskonflikt mit China führen in den USA zu steigenden Verbraucherpreisen, die Inflation klettert bis auf 4% und damit ein 12-Jahres-Hoch. Die Fed versucht lange, das Problem zu ignorieren, indem „nur“ weitere Zinssenkungen abgesagt werden. Im vierten Quartal kommt die Fed nicht darum herum, die Zinsen zweimal um 0,5% zu erhöhen. Die 10-jährigen US-Renditen klettern bis auf 3,5%, ein 8-Jahreshoch. Das drückt die US-Wirtschaft in die Rezession. Die Indizes in den USA und Europa verlieren jeweils 25%.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 15%

Risikothese Nr. 9: Japan - Der Helikopter hebt ab

Nachdem weder Aktien- und Anleihekäufe noch negative Anleihezinsen ausreichen, um das Wirtschaftswachstum zu beleben, testet die japanische Notenbank als erste Helikoptergeld. Zunächst sieht das Experiment nach einem vollen Erfolg aus. Das zusätzliche Geld wird zu Konsumzwecken eingesetzt, die Wirtschaft erreicht eine Wachstumsrate von 2,5%. Der Nikkei 225 legt knapp 40% zu und erreicht erstmals seit 1990 die 30.000 Punkte Marke. Als jedoch weitere Geldgeschenke ausbleiben, bricht der Konsum ein, die Wirtschaft schrumpft im Vergleich zu den Vorquartalen. Der Nikkei 225 fällt auf 15.000 Punkte zurück und notiert damit ein Drittel unter seinem Stand zu Beginn des gescheiterten Experiments.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 10%

Risikothese Nr. 10: Deutschland - Immobilienkrise und Ende der Pfandbriefe

Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest. In einem ersten Schritt fallen die Mieten und Preise für Büroimmobilien, in einem zweiten Schritt die Mieten und Preise für Wohnimmobilien. Verstärkt wird dies durch den geregelten Brexit: Die erwartete Zuwanderung von Bankern aus London bleibt aus. Dafür bereits angemietete Büroflächen werden gekündigt. Dies bringt die Immobilienpreise in den freien Fall. Die Kreditausfallraten steigen, zunehmende Notverkäufe und Zwangsversteigerungen bringen die Preise weiter unter Druck. Der bis zu 150%ige Preisanstieg der vergangenen 10 Jahre löst sich weitgehend in Luft auf. In vielen Fällen sinken die Preise auf unter 60% des Beleihungswertes. Dies bringt die Kurse von Pfandbriefen zum Absturz. Euro-Aktienindizes wie der DAX brechen um 50% ein.

Eintrittswahrscheinlichkeit: 5%

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