SSF publiziert Bericht zu Finanzinstrumenten für eine klimaverträgliche Wirtschaft

Die Schweiz will ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 halbieren und bis 2050 auf Netto-Null senken. Die Finanzwirtschaft spielt sowohl bei der Erreichung dieser nationalen, aber auch der globalen Klimaziele, eine zentrale Rolle. Ein Bericht von Swiss Sustainable Finance (SSF) beleuchtet verschiedene Finanzinstrumente, die den Wandel zu einer klimaverträglichen Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen. Ferner finden sich im Bericht konkrete Empfehlungen und Handlungsoptionen für verbesserte Rahmenbedingungen. Research | 19.11.2020 06:49 Uhr
© Photo by Daniel Öberg on Unsplash
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Bis ins Jahr 2050 ist ein jährliches Investitionsvolumen im Umfang von durchschnittlich USD 3’500 Milliarden notwendig, um die weltweiten Energiesysteme so umzubauen, dass das 1.5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden kann. Diese enorme Summe beziffert der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), wobei andere Sektoren wie die Landwirtschaft oder Immobilien noch nicht einmal mitgezählt sind 1 . Dass hier auch die Finanzwirtschaft gefordert ist, liegt auf der Hand. In seinem jüngsten Bericht «Financing the Low-Carbon Economy – Instruments, Barriers and Recommendations» zeigt Swiss Sustainable Finance auf, welche Bandbreite an verschiedenen Finanzlösungen für die Förderung einer klimafreundlichen Wirtschaft bereits heute existiert. Das umfassende Kompendium beleuchtet dabei 16 Instrumente und Ansatzpunkte, deren Anwendung durch 8 zusätzliche Fallstudien illustriert wird.

Direktinvestments mit stärkerem Hebel
Gemäss der SSF-Marktstudie wurden in der Schweiz 2019 bereits rund ein Drittel aller Anlagen nachhaltig verwaltet, wobei es sich meist um Investments am Sekundärmarkt handelt. Noch mehr Wirkung darf aber dort erwartet werden, wo neue klimafreundliche Projekte direkt finanziert oder versichert werden. Dieser Bericht stellt daher entsprechende Instrumente wie Green Bonds, direkte Immobilieninvestments, grüne Hypotheken, Versicherungslösungen, Investments in privaten Märkten, Gemeinschaftsfinanzierung sowie Energieleistungsverträge im Detail vor, erläutert deren Wirkungsweise und gibt eine Einschätzung zur Reife der entsprechenden Instrumente wieder. Weiter wird die Effektivität der Schweizer Umweltgesetzgebung beleuchtet, welche den Erfolg verschiedener Finanzlösungen wesentlich beeinflusst.

Schweizer Fallbeispiele illustrieren grosses Potential
Konkrete Beispiele zeigen auf, wie solche Finanzlösungen in der Praxis ihre Wirkung entfalten. So hat beispielsweise die Stadt Lausanne eine Firma gegründet, die Dächer für die Installation von Solarmodulen mietet. Der produzierte Strom wird direkt an lokale Nutzer verkauft, was für die Betreiberfirma eine lohnende Investition darstellt und den Kunden Zugang zu günstigem erneuerbarem Strom ermöglicht. Ein weiteres Beispiel illustriert die wichtige Rolle eines Infrastruktur-Fonds bei der Realisierung von kapitalintensiven Projekten für lokale Energieanlagen auf der Basis erneuerbarer Energiequellen. Und schliesslich zeigt ein weiterer Beitrag, wie eine innovative Versicherungslösung Energieeffizienz-Investitionen von KMUs fördert, indem das Risiko, dass die Investition nicht die berechnete Einsparung bringt, von der Versicherung übernommen wird. Nachdem das Modell von einer Schweizer Stiftung in Lateinamerika erfolgreich implementiert wurde, soll es nun in Europa ausgerollt werden.

Konkrete Empfehlungen für verbesserte Rahmenbedingungen
Das Potential vieler der genannten Finanzlösungen ist aber noch nicht ausgeschöpft. Damit die Finanzlösungen die nötigen Summen für einen Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft mobilisieren können, müssen bestehende Barrieren für eine breitere Anwendung solcher Instrumente abgebaut werden. SSF sieht hier verschiedene dringliche Ansatzpunkte, unter anderem sollten bestehende Datenlücken im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaverträglichkeit durch Anstrengungen des Privatsektors, aber auch mit Unterstützung der Regierung, gefüllt werden. Zusätzlich kann die Schaffung klarer Definitionen und Standards für klimafreundliche Investitionen und die gezielte Aus- und Weiterbildung zum Thema zu einer weiteren Marktentwicklung beitragen. Entscheidend für den effizienten Einsatz solcher Finanzlösungen sind aber auch die richtigen Preissignale in der Realwirtschaft: Letztlich muss ein Co2-Preis definiert werden, der sicherstellt, dass sich klimafreundliche Technologien rasch durchsetzen und CO2-intensive Technologien obsolet werden. Und schliesslich kann die Regierung auch durch Anreize oder durch die gezielte Verminderung von Investmentrisiken entsprechende Instrumente weiter fördern.
 
Breiter Einsatz der Instrumente beschleunigt Umbau zu klimafreundlicher Wirtschaft

Klar ist: die Finanzindustrie verfügt bereits heute über ein breites Instrumentarium, das einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Schweizer Klimaziele und global zu einem raschen Umbau der Wirtschaft beitragen kann. Dabei bieten sich Ansatzpunkte für alle Akteure im Schweizer Finanzsystem an, wie die Übersichtsgrafik eindrücklich zeigt (siehe Tabelle 1 im Bericht). Die verfügbaren Instrumente gilt es nun noch breiter zu nutzen – und so den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen.

1 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (2019): IPCC Special Report: Global Warming of 1.5 º C.

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