Als personifizierter Globalkonzern mit komplexer, internationaler Lieferkette hätte sich die X-Mas Corp. passend zur Vorweihnachtszeit ein Nachhaltigkeitsrating verdient … oder?
Hier also eine erste Einschätzung der rfu research GmbH zur immer größer werdenden Weihnachtsmann-Großmacht, die regionale Traditionen überrollt.
Wie auch in unseren anderen Rating-Modellen für Sovereigns, Sub-Sovereigns, Commodities und Corporates haben wir uns für dieses fiktive Rating Ausschlusskriterien, Stakeholder-Ebenen und Management-Ansätze sowie die Produktion unter die Lupe genommen.
Die Ausschlusskriterien-Prüfung
Würde die X-Mas Corp. überhaupt eine Ausschlusskriterien-Prüfung überstehen? Die folgenden Bereiche schätzen wir als höchst problematisch ein:
Arbeitsrechtsverletzungen: hier stellt sich die Frage, inwieweit die Arbeitsrechte (insbesondere hinsichtlich Arbeitszeiten, Kollektivverträge, Sicherheit am Arbeitsplatz, etc.) der Elfen am Nordpol eingehalten werden?
Menschenrechtsverletzungen: die Devise des Weihnachtsmannes „naughty or nice“ bei der Geschenkvergabe weist auf massive Diskriminierung gegenüber Kindern hin.
Tierschutz / Tierwohl: unklar ist, ob und inwieweit bei den Rentieren auf eine artgerechte Haltung geachtet wird.
Positivkriterien / Negativkriterien
Auf Stakeholder-Ebene der Angestellten ist der hohe Anteil an saisonalen Beschäftigungsverhältnissen als problematisch zu werten. Weder finden sich Informationen zu den Gehaltsschemata noch dazu, was die Elfen den Rest des Jahres über machen. Auch der Gender- bzw. Diversity-Anteil unter den Elfen ist nicht ausgewiesen.
Gesellschaftlich gesehen bedient die X-Mas Corp. die enorme Nachfrage und hohen Erwartungshaltungen ihrer KundInnen, die sie aber – durch Marketing - auch selbst befeuert. Bemerkenswert ist die Vielfalt der Produkte, mit der individuelle Wünsche bzw. teilweise Notwendigkeiten abgedeckt werden. Allerdings spiegelt diese auch soziale globale Ungleichheiten wider.
Die Marktpartner der X-Mas Corp. profitieren mittlerweile bereits mehrere Monate im Jahr vom „Weihnachtsfieber“. Der sogenannte Christmas Creep hat dazu geführt, dass es teilweise schon ab Anfang September „festliche“ Angebote gibt. Und nicht zu vergessen – das „Weihnachtsgeschäft“ endet nicht am 24. Dezember, es geht mit der Geschenke-Umtauschwelle im Jänner weiter.
Zu den Investoren der X-Mas Corp. ist wenig bekannt. Hier kann von einer Finanzierung durch private InvestorInnen ausgegangen werden. Ein Rating für diese Stakeholder-Ebene ist daher nicht möglich.
Zuletzt noch ein Blick auf die Umwelt:
transporttechnisch kann sich die X-Mas Corp. mit einer sehr emissionsreduzierten Zustellung brüsten. Die Produktionsebene hingegen weist deutlich negative Umweltauswirkungen aus. Nicht nur die enorme Menge an Rohstoffen, die innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes zur Verfügung gestellt werden muss, ist dafür ausschlaggebend. Sondern auch die „Halbwertszeit“ vieler Geschenke, die jedoch regional und je nach Beschenkten große Unterschiede aufweist.
Empfehlungen
Um die Transparenz der X-Mas Corp. zu steigern, empfehlen wir im ersten Schritt eine Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der Global Reporting Initiative (GRI).
Eine positive Entwicklung würden wir in einer erhöhten Diversifizierung innerhalb der X-Mas Corp. durch die Stärkung von local brands (wie etwa dem Christkind) sehen.
Und nicht zu vergessen: eine kontrollierte Flechten-Diät für Rentiere könnte den Methanausstoß drastisch verringern, so das Ergebnis einer umfassenden Studie der Universität im Tromsø, Norwegen.