Die negative Marktentwicklung an den internationalen Börsen in den letzten 12 Monaten zeigt auch bei den internationalen Fondsgesellschaften erste Spuren.
Fondsgeschäft wird härter umkämpft
Mit den fallenden Kursen, fällt auch das sich unter Verwaltung befindende Vermögen (Assets under Management) dieser Firmen und somit auch die Einnahmen aus den Verwaltungsgebühren der Fonds. Gleichzeitig sind die Fondsgesellschaften mit einem immer stärker werdenden Wettbewerb um neue Kundengelder konfrontiert.
Alleine in Österreich buhlen 24 inländische und rund 90 äusländische Fondsgesellschaften aktiv um das Vertauen von privaten und institutionellen Anlegern. Dazu kommen noch eine Reihe von Finanz- und Vermögensberatungsunternehmen mit ihren eigenen Dachfonds.
Der Kampf um Marktanteile wird zum Teil mit erheblichem Personal- und Werbeaufwand geführt. Kaum eine große ausländische Gesellschaft kann es sich noch leisten, in Österreich nicht mit einer Vertriebsniederlassung vor Ort zu sein. Doch sinkende Einnahmen durch die schlechte Performance der vergangenen Monate in Verbindung mit den steigenden Vertriebsaufwendungen könnten sich für Fondsgesellschaften zur Kostenfalle entwickeln. Wie in den USA, wo von einigen Gesellschaften heuer bereits einschneidende Maßnahmen gesetzt wurden. Der Fondsmanager Putnam baute 4 % des Personals ab, bei Janus Capital, einer der größten US Fondsgesellschaften, sind gar 24 % der Mitarbeiter vom geplanten Stellenabbau betroffen.
Vertriebskosten stark gestiegen
Neben den gestiegenen Marketingkosten, bedingt durch kostspielige Promotion einzelner Themenfonds und den Aufbau von hausinternen Internet Informationsdiensten für Kunden und Vertriebspartner, sind es vor allem die steigenden Provisionen für den externen Vertrieb, die Fondshäuser belasten. Wurde bis vor einigen Jahren der größte Teil des Volumens von ausländischen Fondsgesellschaften direkt abgesetzt, so sind es heute die unabhängigen Finanzberater und der Fondvertrieb der großen Bankfilialnetze, die zu Hauptvertriebswegen geworden sind. Von der dem Fonds angelasteten Managementgebühr in der Höhe von 1-2 % werden teilweise bis zu 50 % an externe Vertriebspartner weitergegeben. Dazu kommen die Kosten für Schulungen und Seminare der Vertriebspartner sowie die kostenlose Bereitstellung von Informationsmaterial. Aber auch die Aufnahme in die begehrten Fonds-Empfehlungslisten (Master-Listen) von Banken und Broker-Plattformen wird von Fondshäusern teilweise gut bezahlt. Der Fondsvertrieb in Europa wird von Banken dominiert. Früher wurden vor allem die Fondsprodukte der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaft angeboten, heute ist es bei den oben genannten Einnahmequellen mindestens so lukrativ, Fonds der Konkurrenz zu vertreiben. Die Berührunangst mit den ausländischen Konkurrenten ist dabei gering. Um die Fonds der inländischen Konkurrenz machen Filalberater zumeist noch einen weiten Bogen.
Intransparenz für Anleger
Doch gerade diese intransparenten Vereinbarungen zwischen Fondsgesellschaften und ihren Vertriebspartnern stoßen auch in Europa zunehmend auf Kritik. Dabei geht es in erster Linie um folgende Frage: Hat ein Anleger, der auf die Unabhängigkeit seines Vermögens- oder Bankberaters vertraut, das Recht zu wissen, ob der ihm empfohlene Fonds möglicherweise nur auf Basis von höheren Provisionen ausgewählt wurde? Die amerikanische Werpapieraufsichtsbehörde SEC die als Vorreiter bei neuen Bestimmungen gilt, prüft derzeit diese Frage für den US Markt.
Das Instituitional Investor Magazine zitiert in seiner aktuellen Ausgabe einen führenden Mitarbeiter einer Fondsgesellschaft: "Man zahlt um dabei zu sein, keine Frage. Und das beginnt zu stinken!"