Dies wird durch eine Studie von Ibootson Associates über den Zeitraum von 30 Jahren deutlich aufgezeigt. Dass dies nicht nur langfristig so ist, zeigt die nachfolgende Grafik über einen deutlich kürzeren Zeithorizont von Ende 1995 bis Februar 2005, welcher sehr repräsentativ ist, da die Aktienmärkte von einem starken Anstieg mit anschliessender Korrektur und Erholung geprägt waren und sich die Anleihenmärkte seit nun 5 Jahren in einem Bullmarkt befinden. Dazu kommt noch die Tatsache, dass Wandelanleihen in den letzten zwei Jahren gegenüber Aktien und Renten vergleichsweise schlecht abgeschnitten haben. Eine massgebende Ursache hierfür war der Zerfall der Volatilität. Dennoch ist anhand der Grafik der Mehrwert ersichtlich.
Gerade im derzeitigen Marktumfeld stellt sich die Frage der Diversifikation wieder vermehrt. Festverzinsliche Anlagen mit guter Bonität werfen wenig Ertrag ab und bei einem möglichen Zinsanstieg drohen zudem noch Kursverluste. Auf der anderen Seite ist auf den internationalen Aktienmärkten nach den neuerlichen Kursavancen das Risiko von Konsolidierungsphasen gestiegen. Somit braucht der Investor aus heutiger Sicht ein Aktienengagement mit begrenztem Abwärtsrisiko und eine Zinsanlage mit einer höheren Ertragsaussicht als dies zurzeit auf den internationalen Rentenmärkten der Fall ist.
Hohe Asymmetrie
Die derzeit tiefe implizite Volatilität sowie das tiefe Zinsniveau führen bei den Wandelanleihen zu attraktiven Optionswerten, was bei entsprechend ausgerichteten Wandelanleihenportfolios zu einer sehr ausgeprägten Asymmetrie im Risiko- & Renditeverhalten führt. In der nachfolgenden Grafik ist ersichtlich, dass bei tiefer Volatilität die Kurve des Kursverlaufes einer Wandelanleihe viel steiler verläuft als bei hoher Volatilität.
Bedingt durch den derzeit steilen Verlauf der Kurve wird bei steigenden Aktienkursen die Aktienkursbeteiligung somit sehr schnell erhöht. Viel wichtiger aber ist, dass bei sinkenden Aktienkursen die Aktienkursbeteiligung sehr schnell abgebaut und somit das Verlustrisiko minimiert werden kann. Damit dieser Vorteil der hohen Asymmetrie auch in der Praxis umgesetzt werden kann, ist eine ständige Ueberwachung des Portfolios nötig. Entsprechend sind Fondslösungen vorzuziehen, wobei verschiedene Strategien verschiedene Risikoprofile anbieten.
Zinsdiversifikation
Da stellt sich natürlich unverzüglich die Frage, warum dann Wandelanleihen, da diese ebenfalls eine Zinskomponente beinhalten.
Bei steigenden Zinsen wird der Bondteil entsprechend reinen Obligationen vermindert. Die jedoch in der Regel kürzere Duration im Vergleich zu Obligationen verringert das Zinsänderungsrisiko. Zudem steigt der Wert des Optionsteils durch steigende Zinsen an, da sich damit die Cost of Carry verteuert. Der Effekt dämpft den Einfluss steigender Zinsen auf den Gesamtwert der Wandelanleihe, was unter anderem auch die tiefe Korrelation von Wandelanleihen zu den Anleihen erklärt. Hinzu kommt noch, dass Phasen steigender Zinsen durch ein verbessertes makroökonomisches Umfeld eingeleitet werden. Dies geht zumeist Hand in Hand mit besseren Unternehmensresultaten und daher mit steigenden Aktienkursen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beim derzeitigen Zinsumfeld Alternativen im Markt gesucht werden. Nicht ganz gerechtfertigt werden aber die Wandelanleihen oft übersehen. Aufgrund der nachweislich tiefen Korrelation zu den Anleihen, bieten die Wandelanleihen ein interessantes Diversifikationsinstrument und stellen aufgrund der derzeit hohen Asymmetrie die wesentlich attraktivere Alternative als Aktien dar.
Der Autor:
André Riesen
EMCore Asset Management AG
Neugasse 1
6301 Zug
Tel: +41 41 729 70 00-
Mail: [email protected]
Web: www.emcore.ch
Gastkommentare werden von anerkannten Finanzmarktexperten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.