"Der private Anleger erzielt bei seiner Geldanlage langfristig nur unterdurchschnittliche Ergebnisse. Während der S&P 500 Index über einen Zeitraum von 19 Jahren, nämlich in den Jahren 1984 bis 2003, eine durchschnittliche jährliche Rendite von 12,98 Prozent erreichte, erwirtschaftete der amerikanische Selbstanleger magere 3,51 Prozent", zitiert Christoph Kraus, Vorstandsvorsitzender der Privatbank Kathrein & Co. eine umfassende Studie zum Thema “Investor Behavior“ und warnt Anleger davor auch in der Zukunft typische Fehler in der Geldanlage zu begehen.
Anleitung für erfolgreichen Blindflug
Die Aufgabe einer Privatbank sehen Kraus und Harald Holzer, Leiter des Portfolio-Managements von Kathrein & Co., nicht in der Zukunftsvoraussage für die Finanzmärkte sondern darin, wesentliche Hilfestellungen zu geben um – meist aufgrund psychologischer Faktoren - begangene Fehlentscheidungen zu vermeiden. "Es ist ein wenig wie beim Blindflug, wo man auch mittels gewisser Regeln und Vorkehrungen sicher starten und landen kann", wagt Kraus einen Vergleich für die Investment-Dienstleistungen seiner Privatbank und denkt dabei an die Hauptaufgaben seines Institutes. Beispielsweise die Unterstützung bei der Erstellung einer taktischen Asset Allokation für Kunden. Die Identifizierung von Investmentstilen zur erfolgreichern Auswahl attraktiver Portfoliomanager für Kundenportfolios sieht er als Kernkompetenz in diesem Zusammenhang. „Es geht nämlich mehr um die Personen die hinter einem Produkt stehen, als um die Fonds selbst“, erklärt Kraus warum er eine weitere Aufgabe der Privatbank auch darin sieht, Veränderungen im Management von Fonds zu beobachten, bzw. gegebenenfalls – zum Beispiel falls es zu einem Fondsmanagerwechsel kommt – zu reagieren und die Gelder umzuschichten.
Sind bekannte Fonds besser?
Angesprochen auf die klassischen Selbstanleger-Fehler sei eine sehr charakteristische Fehlentscheidung die Wahl eines Anlageproduktes aufgrund der Bekanntheit des Portfoliomanagers, so Kraus und weiter: „Viele Privatanleger tendieren dazu Produkten, die ihnen aus den Medien vertraut sind, eine bessere Performance zuzuschreiben als unbekannten.“
Fehlende Diversifikation schafft Risiken
Ebenfalls kontraproduktiv sei die Angewohnheit, die Streuung zu vernachlässigen und auf einige wenige vermeintliche Stars zu setzen. „Damit geht der Privatanleger dann natürlich ein erhebliches Risiko ein“, konstatiert Kraus. Ebenfalls weit verbreitet sei, so Kraus, „die Projektion der Vergangenheit in die Zukunft und das Hinauszögern der Veranlagungsentscheidung. Anleger suchen häufig diese Anlagen die in der jüngsten Vergangenheit am besten „gegangen“ sind, obwohl in manchen Fällen keinerlei Fundamentaldaten für ein weiteres Investment sprechen.“ Auch im Zusammenhang mit Investmentfonds kann beobachtet werden, dass vergangene Wertentwicklung keine Garantie für zukünftige Erfolge darstellt (nebenstehende Graphik beschreibt die Wertentwicklung der 12 besten in Österreich aufgelegten, europäischen Staatsanleihenfonds der Jahre 1999-2002. Diese verteilten sich in den darauffolgenden Jahren über alle vier Kategorien, wobei nur zwei in der ersten Kategorie geblieben sind.)
Spesen, Steuern und Inflation werden vernachlässigt
Nur wenigen Anlegern sei zudem bewusst, welch geringen Ertrag ihre Anlagen erbringen. „Viele Anleger machen nämlich den Fehler, ihre Investitions-Entscheidungen alleine von den zu erwirtschaftenden Bruttoerträgen abhängig zu machen“, so Harald Holzer. Dass Steuern, Inflation und Spesen erheblichen Einfluss auf die Rendite haben, zeigen Christoph Kraus und Harald Holzer in ihrem Buch Ratgeber „Privatvermögen richtig anlegen“ am Beispiel von Anleihen detailliert auf. Denn nach Abzug von Steuern, Inflation und Spesen bleibt von der Brutto-Rendite nicht mehr allzu viel übrig. Nur 20 Prozent des ursprünglichen Bruttoertrages fließen in die Tasche des Anlegers. Den Rest teilen sich Staat und Inflation.
Konnte mit einem unbereinigten Portfolio aus Euro-Anleihen in den letzten 25 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,5 Prozent erwirtschaftet werden, betrug der durchschnittliche jährliche Ertrag eines reinen Aktieninvestments 9,36 Prozent, also um 22 Prozent mehr. Die durchschnittlichen jährlichen Nettoerträge unterscheiden sich da schon wesentlich deutlicher: Anleihen brachten pro Jahr 1,5 Prozent, Aktien immerhin 3,83 Prozent - das sind um 150 Prozent höhere Profite.
Potentielle Anlegerfehler 2007
Aufgrund der bevorzugten Projektion der Vergangenheit und weiteren „Behavioral Traps“ lässt sich auf die potentiellen Anlegerfehler 2007 schließen, so Harald Holzer: „Insbesondere die BRIC Aktienmärkte, also Brasilien, Russland, Indien und China, werden aufgrund der außerordentlichen Entwicklung weiter gekauft.“ Das Geld für diese Investments wird dabei oftmals aus Osteuropa-Titeln abgezogen werden, welche 2006 eher schwach abschnitten.
Selbes gilt für Rohstoffe sowie Anleihen. „Diese Einschätzung basiert jedoch leider nicht auf handfesten Unternehmens- oder Volkswirtschaftsdaten sondern eher auf vergangenheitsorientierten Erwartungshaltungen“, warnt Holzer vor falschen Schritten und empfiehlt sich einmal eine Anlagestrategie zurechtzulegen und diese „durchzuhalten.“ „Ein taktisches Abweichen von der verfolgten Anlagestrategie und damit der Versuch einer Marktvorhersage führt zumeist zu schlechteren Ergebnissen als das durchhalten einer vordefinierten Handlungsrichtlinie“, so Harald Holzer und Kraus ergänzt: „So ein Strategiewechsel ist immer sehr teuer für den Anleger“.
„Hausmeister-Hausse“ an den Schwellenländer-Märkten?
Angesprochen auf Emerging Market Investitionen lässt Holzer aufhorchen. Seit Anfang des Jahres 2005 sei man bei Kathrein überhaupt nicht mehr in Schwellenländer investiert, da die Indikatoren des hauseigenen Bewertungsmodells einfach nicht für ein Investment sprechen. Die Gefahr einer „Hausmeister-Hausse“ in diesen Märkten sei mittlerweile auch sehr gestiegen, so die Experten.