Der Erfolg von Unternehmen, die von der erneuerbaren Energie profitieren wollen, hängt davon ab, wie sie Herausforderungen wie Rohstoffknappheit, bürokratische Hürden bei Förderprogrammen und zunehmende Konkurrenz meistern. Ingesamt geht die Bank Sarasin in ihrer neuen Solarstudie jedoch von einem weiteren Wachstum der Photovoltaik aus. Die hohen Öl- und Gaspreise rücken darüber hinaus die Solarthermie als Alternative immer stärker in den Mittelpunkt. Österreich zählt hier mit Deutschland und Griechenland zu den führenden Staaten in Europa – und spielt bei der Photovoltaik kaum eine Rolle.
Studie: "Solarenergie 2006"
Bereits zum vierten Mal in Folge stellt die Bank Sarasin ihre jährliche Studie zum Solarenergie-Markt vor. In der Publikation „Solarenergie 2006 – Licht- und Schattenseiten einer boomenden Industrie“ untersucht die Bank den gesamten Solarenergiemarkt von der Photovoltaik über Solarthermie bis hin zu solarthermischen Großkraftwerken. Neu hinzugekommen ist die strategische Bewertung einzelner börsennotierter Photovoltaik-Unternehmen. „Wir beurteilen die Entwicklung sowohl von der Photovoltaik als auch der Solarthermie positiv“, fasst Dr. Matthias Fawer-Wasser, Nachhaltigkeitsanalyst bei der Bank Sarasin und Autor der Studie, die Ergebnisse zusammen. „Wir rechnen damit, dass bis 2010 die neu installierte Photovoltaikleistung durchschnittlich um 26 Prozent sowie die neu installierten Solarkollektoflächen zwischen 25 und 30 Prozent im Jahr wachsen werden.“
Photovoltaik wächst weltweit trotz Rohstoffengpass – Österreich hinkt hinterher
2005 nahm die weltweit neu installierte Photovoltaik-Leistung um 55 Prozent zu. Dabei lag Deutschland mit rund 700 Megawatt (MW) und einer Wachstumsrate von 93 Prozent bereits zum zweiten Mal vor Japan, das insgesamt größtes Produktionsland von Solarzellen bleibt. „Österreich spielt in diesem Vergleich keine Rolle“, kommentiert Fawer-Wasser. „2005 wurde lediglich eine Leistung von drei MW neu installiert, insgesamt sind nur 24 MW in Betrieb. Die Gründe liegen sicherlich in der begrenzten staatlichen Unterstützung. Österreich sollte daher rasch sein Ökostromgesetz novellieren, um den Heimatmarkt zu stärken.“ So ging im vergangenen Jahr die Installation von Photovoltaik-Anlagen um 30 Prozent zurück, während 2006 die neu installierte Leistung weltweit voraussichtlich um rund 18 Prozent wachsen.
Der anhaltende Boom der Photovoltaik ist aufgrund der Knappheit des Rohstoffs Silizium erstaunlich, die erwartete Abschwächung des Marktwachstums blieb aus. Die Gründe hierfür: Der Materialverbrauch konnte gesenkt und der Wirkungsgrad der Solarzellen gleichzeitig gesteigert werden. Auch bewirkten die hohen Silizium-Preise, dass Material aus der Chipindustrie abgezogen werden konnte. Die Siliziumversorgung bleibt aber weiterhin ein Schlüsselthema der Solarbranche. So wird die Nachfrage in den nächsten zwei Jahren das Angebot an solarem Silizium bei weitem übersteigen. Erst 2008 ist mit einer gewissen Entspannung zu rechnen, da dann zusätzliche Siliziummengen auf den Markt kommen werden.
Wettbewerbsfähigkeit in Mitteleuropa für 2020 erwartet
Eine weitere Herausforderung in der Photovoltaik sind die hohen Modul- und Systempreise. So sind in den letzten Jahren die Endpreise für eine gesamte Photovoltaik-Anlage deutlich gestiegen. Speziell in Deutschland gibt es bereits erste Signale für einen Nachfragerückgang, insbesondere bei Landwirten und Betreibern von Großanlagen. Die Photovoltaik kann sich noch nicht mit konventionellen Spitzenlastkraftwerken sowie dem Strompreis von Privathaushalten messen, sie darf das Ziel der Wettbewerbsfähigkeit daher nicht aus den Augen verlieren. „Wir glauben, dass Photovoltaik-Anlagen in sonnenreichen Regionen ab 2013 wettbewerbsfähig sein werden“, prognostiziert Fawer-Wasser. „In gemäßigten Breiten wie Mitteleuropa wird dieses um 2020 der Fall sein.“ Dabei spielt auch die Förderung eine Rolle. Das deutsche Einspeisegesetz hat bereits Vorbildcharakter über die nationalen Grenzen hinaus erreicht und könnte auch für Österreich Modell stehen.
SolarWorld, Q-Cells und Sharp am besten aufgestellt
Im Jahr 2005 verzeichneten Solartitel einen Börsen-Boom. Nach der Börsenkorrektur im Mai 2006 haben sich nicht alle Titel gleich gut erholt. Die Bank Sarasin hat daher die strategische Positionierung von 16 bedeutenden, börsennotierten Photovoltaik-Unternehmen bewertet. Diese wurden anhand von vier Kriterien – gesicherte Rohstoffversorgung, kritische Größe des Unternehmens, technisches Know-How sowie internationale Kundenbasis – untersucht. „Wir gehen davon aus, dass sich die Branche schneller mit klaren Gewinnern und Verlierern konsolidieren wird und immer weniger Neueinsteiger Fuß fassen können“, erklärt Fawer-Wasser. „Unternehmen werden nur dann in der Photovoltaik nachhaltig erfolgreich sein, wenn sie die kritischen Aspekte positiv angehen. Nach unserer Untersuchung vorbildhaft ist dabei SolarWorld.“ Das deutsche Unternehmen überzeugte insbesondere bei Know-How, Internationalität sowie durch seine Aktivitäten zur Rohstoffsicherung. Auf Platz zwei liegt mit Q-Cells ebenfalls ein Unternehmen aus Deutschland. Besonders positiv: Q-Cells sichert sich den Zugriff auf materialsparende und zukunftsträchtige Technologien durch seine Beteiligungen an EverQ und CSG Solar. Mit Sharp aus Japan liegt das größte Solarunternehmen auf Platz drei. Sharp überzeugt neben der Größe durch Kundenbasis und Know-How, hat aber Probleme bei der Rohstoffsicherung. Am Ende der Rangliste liegen Suntech, Solon, Motech, Sunways und Solar-Fabrik.
Solarthermie: Österreich zweitgrößter Markt in Europa
Insbesondere durch die hohen Öl- und Gaspreise rückt die Solarthermie weiter in den Vordergrund. Immer mehr Regierungen unterstützen die Gewinnung von Solarwärme mittels Sonnenkollektoren durch finanzielle Anreize oder neue Bauvorschriften. Solarthermie ersetzt im Gegensatz zur Photovoltaik direkt Gas, Öl oder Strom für Heiz- und Kühlzwecke und könnte in Europa rund 30 Prozent der Ölimporte aus dem mittleren Osten ersetzen. Weltweit werden bereits 45 Millionen Haushalte über solare Dachanlagen mit Warmwasser versorgt, der Energiebeitrag ist damit deutlich höher als der der Photovoltaik. Im Jahr 2005 lag die weltweit neu installierte Kollektorkapazität mit 13,7 GW thermischer Energie rund 17 Prozent höher als 2004, für 2006 wird eine erneute Zunahme um 25 Prozent erwartet.
Mit Abstand größter Markt ist China, der auch mit 20 Prozent weiterhin stark wächst und einen Anteil von 77 Prozent der im Jahr 2005 installierten Kollektorkapazität hält – und das ohne staatliche Förderprogramme. Aber auch der europäische Markt wächst. 2005 wurde die neu installierte thermische Leistung um 26 Prozent auf eine Kollektorfläche von zwei Millionen Quadratmetern gesteigert. Für 2006 erwartet die Bank Sarasin eine Wachstumsrate von 30 Prozent. „Nach Deutschland ist Österreich mit einer installierten Kollektorfläche von 240.000 Quadratmetern, bzw. 168 MW thermischer Energie und einem Wachstum um 33 Prozent der zweitgrößte Markt in Europa“, erläutert Fawer-Wasser. „Zusammen mit der Schweiz weist Österreich die höchsten Zuwachsraten der neu installierten Kollektorleistungen pro 1.000 Einwohner auf. So unzureichend die bundesweiten Förderprogramme für Photovoltaik sind, so gut und umfangreich sind sie für die Solarthermie.“ Darüber hinaus ist mit GreenOneTec der weltweit größte Flachkollektorenhersteller in Österreich zu Hause. Insgesamt wurden 2005 in Österreich 700.000 Quadratmeter Solarkollektorfläche (490 MWth) produziert, das entspricht einem Wachstum von 27 Prozent zum Vorjahr. 38 Prozent davon wurden exportiert.
Fortschritte bei solarthermischen Kraftwerken
Sieben solarthermische Kraftwerke befinden sich mittlerweile in Bau, zwei davon könnten Ende des Jahres ans Netz gehen. Allein in Spanien werden derzeit sechs solcher Kraftwerke gebaut. Einen Meilenstein für den CSPMarkt konnte das deutsche Unternehmen Solar Millennium mit der Finanzierungszusage für das Projekt Andasol 1 in Spanien erreichen. Auch in den USA erleben Solarthermieprojekte einen Aufschwung, nicht zuletzt durch das neue Energiegesetz. So will Stirling Energy Systems in Kalifornien eine der größten solarthermischen Anlagen errichten. „Die laufenden Projekte sind insgesamt vielversprechend“, kommentiert Fawer-Wasser. „Die weitere Entwicklung des Marktes hängt nun stark vom Erfolg und den Erfahrungen dieser Projekte ab. Wir halten es für möglich, dass solarthermische Kraftwerke bis 2010 mit einer Gesamtleistung von 2,1 GW realisiert werden können.“
Weitere Informationen zur Studie entnehmen Sie bitte dem PDF - als Download im Info-Center.