Der Volatilität wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt
Die Volatilität (Flatterhaftigkeit, Beweglichkeit; abgeleitet vom italienischen „volare“, zu deutsch: fliegen) hat sich in der Finanzwirtschaft als Risikomaß durchgesetzt. Der Anleger achtet bei strukturierten Produkten häufig nur auf das Niveau des Basiswertes (z.B. einzelne Aktien oder Indizes) und schenkt der Volatilität zu wenig Aufmerksamkeit. Aber gerade die Volatilität beeinflusst die Produktgestaltung und die Kursentwicklung strukturierter Produkte ganz wesentlich.
Realisierte und implizierte Volatilität
Zunächst sind zwei verschiedene Arten von Volatilität zu unterscheiden:
- Die historische oder realisierte Volatilität:
Die historische Volatilität ist das statistische Maß der Standardabweichung, also das Maß für die relative Schwankungsbreite in einem bestimmten (vergangenen) Zeitraum und dient zur Quantifizierung des Aktienkursrisikos. Bei einer Volatilität von z.B. 20% schwankte die Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraums zwischen 80% und 120%.
- Die implizite Volatilität:
Die implizite Volatilität ist eine berechnete (zukünftige) Kennzahl und entsteht aus mehreren Komponenten. Wenn der Preis einer Option, die Laufzeit, der Kurs des Underlyings, Zinsen und der Ausübungspreis bekannt sind, lässt sich mittels eines Optionspreismodells (z.B. Optionspreismodell nach Black-Scholes) die implizite Volatilität berechnen. Die implizite Volatilität liegt dabei normalerweise einige Prozentpunkte höher als die historische.
Positive Börsenentwicklung – historisch tiefe Volatilitäten
Historisch betrachtet korrelieren Aktienkurs und Volatilität leicht negativ. D.h. sinkt der Aktienkurs, nimmt die Volatilität in der Mehrheit der Fälle zu bzw. verhält es sich genau umgekehrt. Einen endgültigen Schluss aus diesem Verhaltensmuster zu ziehen, muss jedoch nicht immer richtig sein. Im Zuge der lang anhaltenden positiven Börsenentwicklung liegen die impliziten Volatilitäten auf tiefen Niveaus und die realisierten sogar auf historischen Tiefs. Neben strukturellen Faktoren wie
- der geringeren Volatilität makroökonomischer Größen (wie z.B. Wirtschaftswachstum oder Inflation),
- Finanzinnovationen, die eine größere Risikostreuung im Finanzsystem ermöglichten, und
- einer größeren Transparenz wichtiger Zentralbanken
spielen auch zyklische Faktoren eine Rolle beim Volatilitätsrückgang. Aktienvolatilitäten sind – verglichen mit den vorangegangenen acht Jahren – seit Mitte 2004 im Allgemeinen niedrig. Allerdings kann man nicht mit Sicherheit sagen, wann das absolute Tief erreicht ist. Auf längere Sicht betrachtet gilt für Volatilitäten jedoch das Gesetz der Rückkehr zum Mittelwert, wobei bei den historischen Volatilitäten der Mittelwert nach einem Tief schneller als nach einem Hoch erreicht wird.
Wie kann der Investor von Volatilität profitieren?
Waren Investitionen in Volatilität früher vor allem institutionellen Investoren vorbehalten, kamen mit der Weiterentwicklung der Finanzmärkte ab1997 vermehrt strukturierte Produkte auf. Für Privatanleger eröffnete sich dabei ein neues Anlagesegment. Der Wissensvorsprung einiger weniger Marktteilnehmer war in diesem Bereich groß und dieses Ungleichgewicht im Markt wurde sukzessive durch mehr Informationen und Marktteilnehmer abgebaut.
Volatilitäten werden mittlerweile von vielen Marktteilnehmern beobachtet, die auf unterschiedliche Entwicklungen rasch reagieren. Auch in der Ausgestaltung strukturierter Produkte setzt sich die Entwicklung stetig fort und der Einfluss der Volatilitäten auf die Produktgestaltung ist ein wesentlicher. Setzt sich z.B. ein kapitalgarantiertes Produkt aus einem synthetischen Zerobond und komplexen Optionen zusammen, spielt neben der aktuellen Zinssituation die Volatilität eine entscheidende Rolle in der Preisgestaltung und somit in der Attraktivität eines Produktes. Insofern können bei steigenden Aktienmärkten und bei rückläufigen Volatilitäten während der Laufzeit eines kapitalgarantierten Produktes für den Anleger unangenehme Überraschungen auftreten: z.B. liegt der aktuelle Preis (oder die Optionskomponente) unter der tatsächlichen Aktienkursentwicklung. Hier kommt der Einfluss der Volatilität zum Tragen. Tiefe Volatilitäten bedeuten niedrigere Optionspreise und beeinflussen die Preisgestaltung massiv. Die Volatilität spielt jedoch nur bei der Produktkonzeption und bei der Preisfeststellung während der Laufzeit eine Rolle. Zum Laufzeitende richtet sich die Tilgung nach den ursprünglich festgelegten Ausstattungsmerkmalen.
Tiefe implizite Volatilitäten, wie man sie derzeit beobachtet, können für neue Produkte genützt werden und lassen interessante Beteiligungsmöglichkeiten zu.
Die Schoellerbank hat mit dem neuen GlobalGarant 03/07-03/12 (ISIN DE000ML0BBE8) in der Produktgestaltung die derzeitigen tiefen impliziten Volatilitäten bestens ausgenützt. So wird bei einer 100%igen Kapitalgarantie eine weit überdurchschnittliche Beteiligung in Höhe von 120% eines Indexkorbs (bestehend aus den drei Weltindizes S+P500, Topix und DJ EuroStoxx 50) dargestellt.
Zum Autor:
Thomas Hofer ist Certified Portfolio Manager und bei der Schoellerbank AG im Bereich Asset Management Aktien/Garantieprodukte tätig.
Die Schoellerbank ist eine der führenden Privatbanken Österreichs, die als Spezialist für anspruchsvolle Vermögensanlage gilt. Sie konzentriert sich auf die Kernkompetenzen Vermögensanlageberatung, Vermögensverwaltung und Vorsorgemanagement. Ihre Anlagephilosophie definiert sich über das Motto "Investieren statt Spekulieren". Die Schoellerbank ist mit 13 Standorten und 360 Mitarbeitern die einzige österreichweit vertretene Privatbank. Sie verwaltet für 27.000 private und institutionelle Anleger ein Vermögen von rund 6,2 Milliarden Euro. Die Schoellerbank ist als 100%ige Tochter der Bank Austria Creditanstalt eingebunden in die Konzerndivision „Private Banking & Asset Management“ der UniCredit Group. Mehr Informationen unter www.schoellerbank.at.
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