Da private wie institutionelle Anleger – getrieben von unzähligen Experten- und Marktmeinungen – ständig auf der Suche nach der optimalen Veranlagung sind, besteht häufig die Gefahr, dass sie den wesentlichen Kapitalmarkttrends jeweils nur hinterherlaufen und durch den späten Einstieg in die jeweilige Anlageklasse letztlich auf Verlusten sitzen bleiben. Unzählige Beispiele wie im Fall von Rohstoffinvestments, dem Ende der Dot-com Ära oder an den Märkten von Saudi Arabien und Dubai scheinen als Warnsignal für kommende Veranlagungen nicht zu genügen.
Zusammenhang Konjunkturzyklusphasen und Assetklassen
Bei Lazard Asset Management geht man einen anderen Weg und hat den Zusammenhang zwischen Konjunkturzyklusphasen und verschiedenen Assetklassen untersucht. Da sich ein Großteil der Marktteilnehmer auf die zumindest teilweise vorhandene Prognosequalität zur Konjunkturentwicklung verlässt, ist es für Investoren von Interesse wie sich verschiedene Assetklassen innerhalb unterschiedlicher Konjunkturphasen verhalten. Durch aktive Entscheidung über die Investition in Aktien, Renten, Rohstoffe oder alternative Investments kann so, laut den Lazard-Experten, eine höhere Rendite erzielt werden, als im Rahmen einer reinen Buy-and-Hold-Stratgie über alle Perioden.
Methodik der Untersuchung
Als Datengrundlage für die Untersuchung wurde ein Zeitraum von 33 Jahren (1972-2005) für den US-Kapitalmarkt herangezogen, da nur für diesen eine hinreichend lange Historie vorliegt. Die einzelnen Jahre wurden zusätzlich in Quartale eingeteilt und diesen – im Rahmen eines aufwendigen Berechungsverfahrens – jeweils eine entsprechende Konjunkturphase zugeordnet. Um kein, durch kurzfristige Schwankungen verzerrtes, Bild zu erhalten, wurden die Beobachtungen auf Grundlage von gleitenden zwei Periodendurchschnitten festgehalten. Bei Auswertung der Datengrundlage entsprach dem Verlauf der Kurve aufgrund des gewählten Verfahrens in etwa dem theoretischen Verlauf eines Konjunkturzyklus mit vier Phasen.
Die erste Phase ist dabei geprägt von einem Wirtschaftsabschwung, der in eine Rezession mündet. In der zweiten Phase setzt sich die Rezession fort und mündet in einen leichten Aufschwung. Mit dem Übergang in die dritte Phase verstärkt sich der Aufschwung so stark, dass man von einer Hochkonjunktur spricht. Mit Einsetzen der vierten Phase schwächt sich diese ab und mündet in einen leichten Abschwung.
Um nun die Überlegungen auf die jeweils optimale Assetklasse hin zu überprüfen, haben die Lazard-Analysten die Renditen der einzelnen Anlagekategorien in den einzelnen Phasen berechnet und durch mathematische Umformung auf Jahresbasis ausgedrückt.
Aktien und Rohstoffe punkten
Die Ergebnisse dieser Berechnung sind in der nebenstehenden Tabelle zu finden. Danach erzielen Aktien in den ersten beiden Konjunkturphasen das jeweils beste Ergebnis und Rohstoffe in der dritten und vierten Konjunkturphase. Auffällig bei den Ergebnissen ist die Renditenverteilung. Die einzelnen Assetklassen erzielen in ihrer besten Phase jeweils bis zum Doppelten oder Vierfachen ihres errechneten Durchschnittsreturns. Bei der weiteren Auswertung sind die Renditen von Aktien in der ersten Phase nur gegenüber Rohstoffen signifikant höher. Gegenüber verzinslichen Wertpapieren erzielen sie in dieser Phase keine wesentliche Überrendite.
Ähnliches risikoadjustiertes Bild
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt den man bei Lazard in diesem Zusammenhang - im Sinne des Anlegers - untersucht hat, ist die risikoadjustierte Rendite, welche man mit den einzelnen Assets in den jeweiligen Phasen erzielen konnte. Gemessen wurden die zu Grunde liegenden Entwicklungen dabei an Hand der Sharpe Ratio, um zu ermitteln wie gut höheres Risiko mit höherer Rendite kompensiert wurde (siehe auch: "Was man über die Sharpe Ratio wissen sollte"). Asset mit hohen Sharpe Ratios ist dabei der Vorzug zu geben. Die risikoadjustierten Ergebnisse für die einzelnen Konjunkturphasen finden Sie bitte in nebenstehender Tabelle angeführt.
Vergleicht man diese Ergebnisse nun, so stellt man fest, dass nicht die Aktien sondern festverzinsliche Wertpapiere in der ersten Phase die beste risikoadjustierte Performance aufweisen. In den restlichen Konjunkturphasen stimmen jedoch die risikoadjustierten Beobachtungen mit den reinen Performance-Beobachtungen überein.
Was bedeutet dies für den Investor?
Die beschriebenen Beobachtungen zeigen, dass die Renditen eines, auf die jeweils bestlaufensten Anlagekategorien hin optimierten, Portfolios für den betrachteten Zeitraum jedenfalls über den Renditen der Einzelassets liegen. Risikoadjustiert ergibt sich ein ähnliches Bild, aber mit einer leicht schwächeren Rendite als bei der rein renditenbezogenen Betrachtung. In der Realität liegt es aber an dem jeweiligen Renditen-Risikoprofil des Investors sowie an der Prognosequalität der Konjunkturvorhersagen um ein Modell, wie jenes der Lazard-Experten, erfolgreich auf ein Anleger-Portfolio anzuwenden. Zum einen müssen im Portfolio Veränderungen zum richtigen Zeitpunkt vorgenommen werden um Transaktionen erfolgreich zu realisieren, zum anderen dürfen die Risikogrenzen des Anlegers auch auf kurzfristige Sicht nicht außer Acht gelassen werden.