e-fundresearch/Frankfurt: Warum ist Style-Investment so wichtig und worauf kommt es dabei an?
Rapp: "Style-Investment bedeutet, dass man nicht mehr versucht seine Asset-Allocation ausschließlich nach Ländern und Sektoren zu definieren, sondern das man eine zusätzliche Komponente, sogenannte Stile (Value-Growth, Large-Cap oder Small-Cap) berücksichtigt. Von 1998 bis heute hat der Aufbau und später der Zerfall der Technologiephase stattgefunden. In beiden Entwicklungszeiträumen war es von elementarer Wichtigkeit zu verstehen, wo Stile (Growth und Value) hinter dieser Performance-Entwicklung stecken sowie aktive und unbewusste Risiken in den Portfolios sind. Jene Risiken die durch diese Stile definiert sind, sind jedoch für einen Anleger oder Fondsmanager vielleicht nicht sofort erkennbar."
e-fundresearch/Frankfurt: Des weiteren stand im Rahmen dieses Symposiums der qualitative Aspekt in der Manager-Selektion und Beurteilung der Fondmanager sehr im Vordergrund. Sie hoben hervor, dass auch der quantitative Aspekt von großer Bedeutung ist, besonders in Hinblick auf die Überprüfung der qualitativen Aussagen.
Rapp: "Manager-Selektion über quantitative Verfahren wird mittlerweile überall praktiziert, es gibt entsprechende Filtermechanismen. Man versucht natürlich aus den über 5000 zur Verfügung stehenden Fonds, eine überschaubare Grundgesamtheit von ungefähr 100 zu machen. Diese 100 Fonds will man kennen lernen und verstehen - das ist der Punkt, an dem das qualitative Research zur Anwendung kommt. Man möchte wissen, wer hinter diesem Fonds steht und die Performance macht. Mittlerweile wurde dies zu einer Art Modethema. Wir vertreten allerdings die Ansicht, dass auch ein qualitatives Research nicht vollständig ist. Wer garantiert, dass die Angaben eines Fondmanagers richtig sind? Selbst wenn er mit bestem Wissen und Gewissen handelt und Angaben über sein Portfolio macht, hat er vielleicht nicht die ökonomischen Sensitivitäten, wie es von einem Dachfondmanager zu erwarten wäre. Darum unser Ansatz eines quantitatives Overlay: Wir hinterfragen die Aussagen des qualitativen Research und versuchen diese durch ein spezielles statistisches Verfahren zu widerlegen oder zu fundieren. Manche potentielle Fehlentscheidung konnte so schon verhindert werden."
e-fundresearch/Frankfurt: Glauben Sie, dass die Großzahl der Fondanalysten in der Lage sind die qualitativen Aspekte so zu kategorisieren, dass sie vergleichbar werden?
Rapp: "Das stellt eine Herausforderung dar. Jeder Manager gibt Informationen anders weiter und jeder Analyst interpretiert diese Aussagen unterschiedlich. Es fehlt die Standardisierbarkeit der Aussagen. Man muss sehr sorgfältig damit umgehen."
e-fundresearch/Frankfurt: Welche Entwicklung erwarten Sie im Dachfondsegment für die nächsten 12 Monate?
Rapp: "Dachfondsegment hat in der letzten Zeit ein sehr starkes Wachstum hinter sich. Man spricht auch von den "Jugendjahren" mit all ihren möglichen Fehlentwicklungen. Derzeit findet eine Rückbesinnung auf elementare Grundsätze des Managements statt. Diese sind in den letzten ein bis zwei "wilden" Jahren ein wenig verloren gegangen. Es wird eine Professionalisierung stattfinden, d.h. Dinge wie Style-Investment werden Einzug halten. Ich bin überzeugt, dass eine stärker quantitative Fundierung des Managements zurückkommen wird. Ich denke und hoffe, dass eine größere Vielfalt an Produktkonzeptionen kommt. Der Dachfonds ist als Gerüst ein ideales Vehikel um sehr viele Investmentstile und Investmentkonzeptionen darstellen zu können, durchaus auch zum Nutzen kleiner Investoren."