In den letzten 20 Jahren hat sich der Kapitalmarkt von einem gemütlichen Tante-Emma-Laden zu einem leistungsfähigen Einkaufszentrum mit 24-Stunden-Service gewandelt. Nach und nach haben sich die Regale mit einem globalen Produkt- und Service-Angebot gefüllt. Die Einzelschritte auf dem Weg in die internationale Wettbewerbsfähigkeit war u. a. die Schaffung einer modernen Börseninfrastruktur mit Terminmärkten, einer effizienten Wertpapierabwicklung und einem regen Handel in OTC-Derivaten.
Unnötiges Trading
Der heutige Trend von Publikumsfonds zu Zertifikaten ist zum Teil ein Ausdruck dieser Reformen. Die Regale im Einkaufszentrum sind mittlerweile gefüllt mit einem vielfältigen Investment-Angebot. Die Grenzen zwischen Investment Banking und Asset Management verwischen. Der Kunde sucht nach Lösungen aus einer Hand. Wer der Lieferant ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Eine leistungsfähige Kapitalmarktinfrastruktur bedeutet aber noch lange nicht, dass wir einen modernen Kapitalmarkt vollendet haben. Die große Schwachstelle, etwa des deutschen Kapitalmarkts ist das noch unterentwickelte Beratungs- und Service-Angebot bei der Umsetzung großer Portfolio-Umschichtungen für institutionelle Investoren, die zum großen Teil die Altervorsorge der Bevölkerung treuhänderisch verwalten.
Die Umschichtung eines Portfolios in Milliardenhöhe kann Millionen in Transaktionskosten verschlingen. Von daher ist es ein Gebot der Stunde, sich intensiv mit Transition Management zu beschäftigen.
Einsparungen bis zu 2 Prozent des Anlagevermögens möglich
Neben dem Ignorieren des Währungsrisikos ist die fehlende Bereitschaft, sich mit Transition Management auseinanderzusetzen, die größte Schwäche im deutschen Asset Management. Fast vergebens sucht man nach den institutionellen Investoren, die sich von einem professionellen Transition Manager bei der Neuausrichtung der Kapitalanlage beraten lassen. Der vom Investment Consultant empfohlene Wechsel von mehreren KAGs, Depotbanken und Asset Managern zu einer modernen Ausrichtung der Kapitalanlagen mit nur einem Global Custodian, Master KAG und neuen Asset Managern – mit einer klaren Aufteilung der Investment Manager nach Aktiv/Passiv-, Beta/Alpha-Strategien – kann alleine an der überteuerten Umsetzung scheitern. Viel Vermögen wird durch unnötiges Trading einfach verdunsten. Leider haben Investment Consultants sich noch nicht so im deutschen Markt durchgesetzt, wie es zu wünschen wäre. Ergänzend zu der Beratung in den Themen Asset Liability Management, Strategic Asset Allocation, Tactical Asset Allocation, Benchmarks, Depotbankauswahl, Master-KAG-Auswahl und Investment- Manager-Selektion gehört eine Beratung zur Umsetzung der neuen, empfohlenen Kapitalanlage-Struktur. Diese Umsetzung ist faktisch Transition Management.
Transition Management kommt zu uns – wie viele Kapitalmarktinnovationen – aus den USA. Laut unabhängigen Studien wurden im Jahr 2006 knapp 20 Prozent der für Pensionsfonds in Deutschland umgeschichteten Vermögen von professionellen Transition Managern begleitet. In den USA und in Großbritannien waren es gemäß Schätzung von Mellon Transition Management Services mehr als 60 Prozent. Durchschnittlich lassen sich durch ein systematisches Reorganisationsmanagement bei Portfolioumstrukturierungen – abhängig von Gesamtvolumen und Art der Transaktion – Einsparungen in Höhe von bis zu 2 Prozent des Anlagevermögens erzielen. Bei einer Transaktion in Milliardenhöhe bedeutet dies mehrere Millionen Euro Kostenersparnis.
Diese Kostenersparnis ist das Ergebnis einer effizienten Handelsstrategie,die darauf abzielt, die Handelsvolumina bei dem Übergang von den alten Asset Managern zu den neuen Asset Managern zu begrenzen. Darüber hinaus übernimmt der Transition Manager sämtliche koordinierenden Aufgaben zwischen den alten Depotbanken und KAGs und dem neuen Global Custodian und der Master KAG. Hiermit ist gewährleistet, dass keine unnötigen Kosten anfallen und keine Reibungsverluste entstehen.
Transitions Management fällt auf taube Ohren
Die meisten institutionellen Investoren haben die Vorteile des Transition Management noch nicht erkannt. Sehr oft hört man die Aussage: „Meine Depotbank kümmert sich darum.“ Dies führt dazu, dass sämtliche Positionen gehandelt werden. Die möglichen Nettings in der Währungsposition gehen auch hiermit verloren. Die Vermögensverluste zuzüglich Zinseszinseffekten sind für den Versicherungsnehmer oder Pensionär über die Jahre gewaltig. Alle fünf bis zehn Jahre werden große Portfolios umgeschichtet, um sie optimal strukturiert zu halten. Einzelne Investment Manager werden zwischendurch wegen schlechter Performance ausgetauscht. Einige Investment Consultants tun sich sehr schwer bei dem Thema Transition Management, weil der deutsche institutionelle Investor bisher nicht bereit war, für eine Investment-Consultant-Dienstleistung zu zahlen. Da Transition Management aus Sicht der Kundschaft („Die Depotbank macht’s schon“) „überflüssig“ ist, fehlt dem Investment Consultant hier das Budget für eine wichtige Beratungs- und Serviceleistung. Dieses Sparen am falschen Ende zahlt letztendlich der Versicherungsnehmer oder Pensionär – und das nicht zu knapp. Die institutionellen Kundenbetreuer der Master KAGs, Global Custodians und Investment Manager springen den Investment Consultants nicht im ausreichenden Maße bei. Hier liegt letztendlich der Schüssel zum Durchbruch von Transition Management.
Bis zu 2 Prozent Verlust
Eigentlich müsste der Wettbewerbsdruck dafür sorgen, dass die bis zu cirka 2 Prozent hohen Verluste des Anlagevermögens durch den fehlenden Einsatz eines Transition Manager bei der Umstrukturierung eines großen Portfolios aus dem deutschen Kapitalmarkt verschwinden. Hier sind alle Anbieter von Transition Management gefordert, die notwendige Aufklärung der institutionellen Investoren, der Aufsichtsgremien und der institutionellen Kundenbetreuer voranzutreiben. Der Einsatz von Transition Management kann die Returns in deutschen Portfolios steigen lassen. Die Zufriedenheit der deutschen institutionellen Investoren mit ihren deutschen Asset Managern wird wieder zunehmen, wenn diese eine umfassende Beratung bei der Umsetzung neuer Investment-Strategien anbieten. Die Kunden suchen eine Problemlösung und keine einzelnen Produkte. Transition Management ist immer ein Teil der anzubietenden Problemlösung. Wenn Investment Consultants sich weiter durchsetzen und die Wahrnehmung der Bedeutung von Transition Management bei Marktteilnehmern steigt, wird das Transition-Management-Geschäft in Deutschland deutlich wachsen. Schätzungen zufolge liegt das Volumen des weltweiten Gesamtmarktes für Transition Management bei jährlich 1 bis 2 Billionen U.S. Dollar. Die WestLB Mellon Asset Management erwartet für den deutschen und weltweiten Transition-Management-Markt in den kommenden fünf Jahren ein signifikantes Wachstum. Der weitere Weg ist vorgezeichnet, und die Regale im Einkaufszentrum werden sich mit einem Transition-Management-Produktangebot füllen.
Über die Person:
Als Executive Director Client Service / Alternatives betreut Rondal Eric Powell bei WestLB Mellon Asset Management (www.wmam.com) das komplette Produktangebot von WestLB Mellon Asset Management und Mellon Asset Management inklusive Transition Management für institutionelle Kunden. Vor seinem Eintritt bei der WestLB Mellon Asset Management war Powell bei JPMorgan im Bereich Credit & Rates sowie bei Morgan Stanley Investment Management (MSIM) im institutionellen Geschäft tätig.
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