Wiederwahl Putins: Kaufsignal für Russland

Gewinnt der derzeitige russische Präsident Wladimir Putin die Parlamentswahlen am 2. Dezember, würde seine Ernennung zum Premierminister als positives Signal vom Kapitalmarkt aufgefasst werden, meint Charles Tennes, Head of Equities bei KIT Fortis Investments, St. Petersburg. Research | 21.11.2007 12:28 Uhr
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Trotz noch ungelöster Probleme wie Korruption erwartet er für 2008 ein Wirtschaftswachstum von rund 6%. Die aussichtsreichsten Sektoren neben Öl und Gas sind seiner Meinung nach Infrastruktur und Konsum.

Russland wird am 2. Dezember ein neues Parlament wählen. Der amtierende russische Präsident Putin hat sich als Spitzenkandidat für seine Partei „Einiges Russland“ aufstellen lassen und strebt das Amt des Premierministers an. Experten rechnen mit einer Zweidrittelmehrheit. „Aus politischer Sicht mag die angestrebte Wiederwahl – besonders im Ausland – Fragen aufkommen lassen, wie legitim ein solcher Machterhalt ist. Der Kapitalmarkt würde eine Wiederwahl Putins auf jeden Fall positiv bewerten, weil Anleger Kontinuität an der Börse mehr gut heißen als demokratische Werte“, sagt Charles Tennes, Head of Equities bei KIT Fortis Investments mit Sitz in St. Petersburg.
 
Russischer Leitindex in den letzten 3 Jahren um jährlich 57% gestiegen
 
Die Gründe: Seit Putins Machtübernahme im Mai 2000 ist der russische Leitindex RTS um mehr als 880% gestiegen (von 227 Punkten am 7. Mai 2000 auf 2.228 Punkte am 2. November 2007). Die Wirtschaft hat sich seit der Krise 1998 stabilisiert und ist seitdem im Durchschnitt um rund 6% jährlich gewachsen. Die Inflation ist über viele Jahre hinweg stetig zurückgegangen. Der Staatshaushalt ist ausgeglichen, und Russland hat in den vergangenen Jahren den größten Teil seiner Auslandsschulden vorzeitig zurückgezahlt. Russland ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 1 Trillion US-Dollar in diesem Jahr mittlerweile die elft größte Volkswirtschaft weltweit.
 
Konsum und Infrastruktur – aussichtsreichste Branchen
 
„Obwohl die Fundamentaldaten solide sind, sind russische Aktien (RTS) mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,3 in diesem Jahr noch fair bewertet, insbesondere wenn man das Wirtschaftswachstum berücksichtigt. Im Vergleich zu Volkswirtschaften wie Indien und China weisen sie sogar ein extrem günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis auf“, meint Tennes.

Öl und Gas sowie Infrastruktur und Konsum

„Zweifellos bildet der Öl- und Gassektor das Rückrat der russischen Wirtschaft“, sagt Tennes. Der Energiesektor macht rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts und rund 60% des Exportes aus. „Zwar steuert der Ölpreis immer wieder neue Höchstmarken an – aber wie lange wird das noch der Fall sein?“, fragt Tennes. Diversifikation ist deshalb Trumpf. Die größten Chancen sieht Tennes in den Branchen Infrastruktur und Konsum.

Der Konsumsektor wird vor allem durch eine verbraucherfreudige Mittelschicht getragen, die sich im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs herausgebildet hat. Ihr Nachholbedarf an Produkten des täglichen Lebens wie Autos und Fernsehgeräten oder Luxusgütern ist enorm. Der Verbrauch russischer Haushalte ist allein im Zeitraum von 1999 bis 2005 von rund 600 US-Dollar auf 2.300 US-Dollar pro Monat gestiegen.

Auch der Infrastruktursektor bietet ein großes Wachstumspotenzial. Seit Mitte 2006 sind die Investitionen von staatlicher Seite und von ausländischen Unternehmen stark angestiegen und ein Ende ist bislang nicht in Sicht. Zudem hat der Infrastrukturbereich in Russland noch starken Nachholbedarf im Vergleich zu den baltischen oder osteuropäischen Staaten. Vor allem Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie und dem metallverarbeitenden Gewerbe fragen stark nach. Die Olympischen Spiele, die im Jahr 2012 in Russland stattfinden, werden für einen zusätzlichen Schub in diesem Sektor sorgen.
 
Korruption – Gefahr für die russische Wirtschaft
 
„Bleibt Putin an der Macht, gehen wir davon aus, dass die russische Wirtschaft auch in den nächsten zwei Jahren um 6% jährlich wachsen wird. Diese Entwicklung wird aus unserer Sicht vor allem durch den weiterhin starken Binnenkonsum und den hohen Ölpreis gestützt“, ist Tennes überzeugt. „Um ein gesundes Wachstum der russischen Wirtschaft auch langfristig zu garantieren, müssten allerdings gesellschaftsstrukturelle und wirtschaftliche Reformen von Putin auf den Weg gebracht werden. Eines der größten Probleme ist die Korruption, was für rohstoffreiche und wenig regulierte Länder nicht untypisch ist.“ Obwohl Russland in dieser Hinsicht bereits Schritte unternommen hat, hinkt es im internationalen Vergleich hinterher. So büßte Russland in Punkto Wettbewerbsfähigkeit ein und stieg zwischen 2005 und 2006 von Platz 52 auf 62 von insgesamt 125 Ländern weltweit ab (Quelle: World Economic Forum 2006). „Renationalisierungen sind eine weitere Gefahr, die drohen könnte. Bislang hat Putin zwar nur den Ölsektor als strategisch entscheidend für den Staat erklärt. Doch wer weiß, ob es zukünftig dabei bleiben wird“, meint Tennes.
 
Der Fonds
 
Der Fortis L Fund Equity Russia (ISIN: LU0269742168) investiert in russische Aktien. Er wird vom russischen Joint Venture KIT Fortis Investments beraten und profitiert somit von der Expertise des 15-köpfigen Investment Teams in Moskau, St. Petersburg und Almaty/Kasachstan. Das aktiv gemanagte Portfolio umfasst zwischen 25 und 30 Titel von groß-, mittel- und kleinkapitalisierter Unternehmen. Seit seiner Auflegung im März 2007 hat der Fonds eine Wertsteigerung von 23,3% erzielt (Stand: 31. Oktober 2007). Das Fondsvolumen beträgt 37 Millionen Euro.


Der Autor:

Als Head of Equities ist Charles Tennes für das Investment-Research und Portfolio-Managment aller KIT Fortis Aktien-Portfolios sowie weiterer Mandate verantwortlich. Persönlich verwaltet er den KIT Fortis Russia Fund und den in Luxemburg registrierten FLF Equity Russia.


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