Viertens heißt es, niedrige Investitionsquoten könne man gar nicht ändern. Sie seien Symptome gesellschaftlicher Veränderungen. Wenn die Menschen in zunehmend kürzeren Fristen denken, wenn die heutige Rendite für den Kapitalmarkt wichtiger ist als die langfristige Befriedigung von Kundenbedürfnissen, wenn der marktwirtschaftliche Handlungsspielraum durch bürokratische Eingriffe zunehmend enger wird, wenn sich die Regeln der Marktwirtschaft immer öfter ändern - dann sollte man sich nicht wundern, wenn sich die Unternehmen scheuen, das Risiko langfristiger Investitionen auf sich zu nehmen. Die Schlussfolgerung heißt dann aber nicht Nichtstun. Sie besagt nur, dass es nicht reicht, an dieser oder jener Schraube zu drehen und beispielsweise die Abschreibungsbedingungen zu verbessern. Es geht vielmehr darum, die gesellschaftlichen Veränderungen zu korrigieren und den marktwirtschaftlichen Kompass wieder zu justieren. Das ist natürlich schwer. Lassen Sie sich also nicht mit falschen Argumenten beruhigen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Investitionslücke beseitigt werden muss, wenn die Wirtschaft wieder auf gesunde Bahnen zurückgeführt werden soll.
Für den Anleger: Es ist schwer, daraus konkrete Schlussfolgerungen für den Kapitalmarkt zu ziehen. Was hängen bleiben sollte: Hier liegt eine grundlegende Fehlentwicklung vor. Sie muss und wird früher oder später korrigiert werden. Anleger sollten bei der Auswahl von Titeln solche Unternehmen bevorzugen, die besonders aktiv bei den Investitionen sind. Sie sorgen für die Zukunft vor und haben daher langfristig bessere Aussichten.
Dr. Martin Hüfner
Volkswirtschaftlicher Berater
direktanlage.at & Assenagon Asset Management
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