Konjunkturüberblick
Die Wirtschaftsdaten in den USA waren nach der anhaltend düsteren Stimmung der vergangenen Wochen etwas uneinheitlicher. Auf der negativen Seite zeigte sich der Mangel an Preisgestaltungsmacht an dem Rückgang der Produzentenpreise im Juli. Sowohl die Zahlen zur massgeblichen Inflation als auch zur Kerninflation waren schlechter als erwartet und gaben Anlass zur Befürchtung, dass die Gewinnmargen der Unternehmen zurückgehen könnten. Diese Besorgnis legte sich etwas nach der Bekanntgabe der Produktivitätszahlen für das zweite Quartal, die besser ausfielen als erwartet. Obwohl die Produktivität nicht so stark war wie im ersten Quartal, stieg sie im Berichtszeitraum trotz der gedämpften Wirtschaftsaktivität dennoch an. Nach einer beträchtlichen Verbesserung stagnierte das Margenwachstum möglicherweise im zweiten Quartal, da die Lohnstückkosten, der grösste Kostenfaktor der Unternehmen, auf Jahresbasis um 2,5% und damit etwas schneller als die Preise anstieg. Trotzdem sind die Gewinnspannen immer noch wesentlich besser als vor einem Jahr. Vorausschauend werden wir diesen Bereich genauestens auf Anzeichen hin beobachten, dass die Unternehmen in diesem schwierigen Preisgestaltungsumfeld Fortschritte bei der Kostenkontrolle erzielen, was einen wesentlichen Faktor im Hinblick auf eine nachhaltige Erholung der Gewinne darstellt.
In der Eurozone stieg die deutsche Industrieproduktion im Juni um 1,7% (auf Monatsbasis). Obwohl sie damit über den allgemeinen Erwartungen lag, kompensierte sie lediglich den Rückgang vom Mai. Die Produktion für das zweite Quartal war auf Quartalsbasis 0,6% niedriger. Die weiteren Aussichten für die Produktion sind nicht unbedingt rosig, jedoch gibt der Trend bei den Auftragseingängen im verarbeitenden Gewerbe Anlass zur Hoffnung (die Zahlen auf Dreimonatsbasis lagen trotz des Rückgangs im Juni um 2,2% höher). Dagegen verharrte der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor der Eurozone im Juli weitgehend auf dem selben Niveau wie in den vergangenen fünf Monaten. Zusammen mit der parallelen Umfrage für das verarbeitende Gewerbe deutet er auf ein bescheidenes Wachstum von rund 0,4% auf Quartalsbasis im zweiten und dritten Quartal hin. Schliesslich meldete Italien mit 0,2% auf Quartalsbasis ein recht schwaches BIP-Wachstum für das zweite Quartal. Dies ist die erste Veröffentlichung der drei wichtigsten Volkswirtschaften, und wir hegen weder für Frankreich noch für Deutschland allzu grosse Hoffnungen.
In Grossbritannien bestätigten die Daten zu Beginn und am Ende der Woche, dass die Queen in der Tat spürbaren Einfluss auf die Wirtschaft nehmen kann. Das verarbeitende Gewerbe fiel im Juni um 5,3% (auf Monatsbasis), der stärkste monatliche Rückgang seit Januar 1979. Die Exportvolumina brachen um 14% ein. Es stellt sich vor allem die Frage, inwieweit dies auf die Einmaleffekte der Feierlichkeiten zum Goldenen Thronjubiläum zurückzuführen ist (nicht zu vergessen die Fussballweltmeisterschaft – Wie viele Briten haben wohl den ganzen Tag gearbeitet, nachdem sie Argentinien geschlagen hatten!?) und ob dies einen Abwärtstrend bei der Produktion widerspiegelt. Wie Mervyn King bei Veröffentlichung des Inflationsberichts bemerkte, werden wir dies erst genau erfahren, nachdem die Zahlen vom August veröffentlicht sind. Bis dahin dürfte sich die Aufregung über die Zahlen gelegt haben. In dieser Phase der Unsicherheit gilt als sicher, dass die Zinsen vorerst nicht steigen werden. Der Inflationsbericht vom August war weitgehend neutral (im Gegensatz zu der pessimistischen Einschätzung vom Mai), und trotz Spekulationen, dass die Zinsen jetzt fallen werden, empfiehlt es sich, eher von stabilen Raten bis im nächsten Jahr auszugehen.
In Japan sind die Kernaufträge im Maschinenbau mit 2,9% (auf Monatsbasis) stärker gestiegen, als die Konsensusvorhersagen erwarten liessen. Es war der dritte aufeinanderfolgende Monat mit positivem Wachstum. Das Verbrauchervertrauen in der Region Tokio ist im Juli um einen Punkt auf 44,3 Zähler gestiegen. Diese Entwicklung wird jedoch kaum nachhaltig sein, da die Daten der letzten Woche einen Rückgang der Tariflöhne und Bonuszahlungen zeigen. Die Geldmenge (M2 und CD) stieg um 3,3% auf Jahresbasis im Einklang mit den Konsensusschätzungen, während der inländische Grosshandelspreisindex unverändert blieb (auf Monatsbasis in %), wie es bereits in den vergangenen fünf Monaten (auf Monatsbasis in %) der Fall war. Im übrigen Asien gaben die Erzeugerpreise in Südkorea im Juli von 1,2% auf 0,9% (auf Jahresbasis) nach, während die Zentralbank ihren Hauptleitzinssatz bei 4,25% beliess. Die taiwanesischen Exporte stiegen im Juli weiter an und verzeichneten den grössten Zugewinn innerhalb von 21 Monaten auf 14,9% (auf Jahresbasis). Die Industrieproduktion von Malaysia stieg im Juni um 4,9% (auf Jahresbasis) während der Anstieg des Preisindexes für das verarbeitende Gewerbe von 8% auf 5% (auf Jahresbasis) nachgab. Wie in Grossbritannien könnten auch hier Verzerrungen aufgrund der Fussballweltmeisterschaft die Daten der Region noch beeinflussen.
Marktüberblick
Die westlichen Märkte entwickelten sich in dieser Woche wieder besser als die östlichen Märkte. Insbesondere Grossbritannien erholte sich von den jüngsten Rückgängen. Die Volatilität auf den Aktienmärkten bleibt relativ hoch (höchste Volatilität seit dem Crash von 1987, siehe Monatsbericht der ISU vom August 2002) und die Dynamik bleibt das dominierende Thema. Insgesamt gaben die Schwellenländer trotz der starken Anstiege in Lateinamerika nach. Die Anleihemärkte stiegen in allen Regionen.
Die meisten Sektoren mit Ausnahme von Werkstoffen und Verbrauchsgütern gewannen in dieser Woche hinzu. Im allgemeinen verzeichneten defensive Werte in dieser Woche die beste Wertentwicklung, da sich Unsicherheit über die Stärke eines möglichen Konjunkturaufschwungs breitmachte.
Der US-Dollar legte gegenüber dem Euro, dem Pfund Sterling und dem Yen in dieser Woche an Wert zu.