Allgemeines Aufatmen nach dem 14. August: Die Vereidigungstaktik der US-amerikanischen Securities and Exchange Comission (SEC) hat Investoren offensichtlich neuen Lebensmut eingehaucht. Folge: Nach wochenlangem Abwärtstrend setzte sich der Optimismus der Vorwoche fort. In der vergangenen Woche schloss die Nasdaq mit 4,2 Prozent deutlich im Plus, der S&P legte um mehr als zwei Prozent zu und der Dow Jones kletterte um 0,3 Prozent. Dabei hatte die Woche verhalten begonnen und bis zur Fed-Sitzung am Dienstag im Schatten einer möglichen Zinssenkung gestanden. Der Leitzinssatz blieb jedoch unverändert auf dem langjährigen Tief von 1,75 Prozent. Die Reaktionen auf die Entscheidung der Fed belasteten den Markt nur vorübergehend. Besonders die negativen Kommentare zur Gefahr eines erneuten wirtschaftlichen Abschwungs hatten die Marktteilnehmer im späten Handel beunruhigt. Das Thema Zinssenkung ist damit zwar vorerst vom Tisch - wird jedoch im September wieder auf der Agenda stehen. Abhängig von der weiteren konjunkturellen Entwicklung variiert die Wahrscheinlichkeit einer Senkung: Aktuell liegt sie bei etwa 42 Prozent.
Am Mittwochabend ging es im S&P und in der Nasdaq wieder bergauf. Der Grund war - wie bereits erwähnt - die Erleichterung des Fristablaufs, die die SEC den großen amerikanischen Unternehmen gesetzt hatte. Mit diesem Vorgehen wollte die SEC nach einer Reihe von Bilanzskandalen, die teilweise auch zum Zusammenbruch einzelner Unternehmen geführt hatten, das Vertrauen der Anleger wieder herstellen. Insgesamt 702 Firmen waren in dieser bislang einzigartigen Aktion bis Mittwoch vergangener Woche aufgerufen, die Richtigkeit ihrer Firmenbücher persönlich gegenüber der SEC in einer eidesstattlichen Erklärung zu beschwören. Bislang konnten sich noch elf Unternehmen vor dieser Pflicht drücken. Dazu gehören auch Enron, WorldCom, Adelphia Com und Dynergy.
Die University of Michigan hat vor dem Wochenende noch ein leicht schwächeres Konsumentenvertrauen von 87,9 bekannt gegeben. Zusammen mit der abnehmenden Bautätigkeit ist das eine weitere Hürde für die Märkte. Aus technischer Sicht haben die US-Märkte im August einen Ausbruch aus dem Abwärtstrend geschafft. Wichtig ist jetzt, dass sie nicht erneut in ihre alten Muster zurückfallen.
Zum Wochenausklang profitierte der Technologiesektor von den optimistischen Erwartungen bei Dell und dem Geschäftsausblick von Texas Instruments. WalMart konnte den Einzelhandel mit guten Ergebnissen beflügeln.
Europa präsentierte sich uneinheitlich. In der vergangenen Woche gab es im Wesentlichen drei Verlierer (Frankreich minus 2,1 Prozent, Deutschland minus zwei Prozent, Spanien minus 1,1 Prozent) und drei Gewinner (Niederlande 2,1 Prozent, Italien 1,6 Prozent, Schweiz 1,5 Prozent).
In Frankreich sorgte Pleitekandidat Vivendi für starke Verluste und zog damit die gesamte Medienbranche in die Tiefe. In Großbritannien wird eine Zinsentscheidung weiterhin ausgeschlossen. In Frankreich und Spanien ist die Inflation nahezu unverändert geblieben.
In Deutschland kam es im DAX zu Verlusten. Auslöser waren in erster Linie Lufthansa (minus 13,5 Prozent), die Allianz (minus 5,5 Prozent) und MLP (minus 6,8 Prozent). Lufthansa litt mit den konkursgefährdeten US-Branchenkollegen. Zu den Wochengewinnern zählten RWE (plus vier Prozent) und MAN (plus zwei Prozent).
"Negativ ist das ZEW-Umfrageergebnis für Deutschland und Euroland ausgefallen", berichtet die ADIG-Fondsmanagerin Heidrun Heutzenröder. "Immer weniger Analysten und Investoren rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einem Wirtschaftswachstum." Anders als in den USA stecke der deutsche Markt immer noch im Abwärtstrend. "Erst wenn sich die Lage in den USA weiterhin spürbar harmonisiert, wird auch der DAX seine Richtung ändern. Kommt es hingegen zu Abgaben am US-Markt, wird der DAX seinem Trend unterliegen." Die Volatilität habe - nach ihrem Maximum Ende Juli/Anfang August - diesseits und jenseits des Atlantiks spürbar nachgelassen. "Die Umsätze sind aber noch niedrig und deuten auf ein geringes Interesse beziehungsweise auf eine Zurückhaltung der Anleger hin", so Heutzenröder. "Die Märkte in Europa gelten aktuell im Vergleich zu den derzeit teuren Anleihen als unterbewertet. Dieser Faktor dürfte eine Umschichtung und damit eine langsame Erholung der Aktien mit sich bringen."
Anhaltende Sorgen um die Wirtschaftserholung in den USA drücken auf die Stimmung in Japan. Die US-Börsen pendeln sich zwar langsam ein, doch die Wirtschaftsdaten werden nicht wesentlich besser. Die Anleger befürchten, dass der japanische Markt mit in die Tiefe gerissen wird, wenn es zu einem erneuten Abrutschen der US-Konjunktur kommen sollte. Besonders Exporttitel werden durch die eingetrübte Stimmung belastet. Am Montag und Dienstag kamen die Aktien stark unter Druck. Am Mittwoch gab es keine wesentlichen Kursveränderungen. Von Donnerstag auf Freitag stiegen die Kurse und konnten die Verluste vom Wochenstart mindern. Der Nikkei verließ die Woche mit einem Minus von 1,5 Prozent und der breitere Topix schloss die Woche mit einem Verlust von 1,6 Prozent. Die Abschläge an den Börsen aus Fernost haben - neben der Konjunkturbefürchtung - vor allem auch ihre Ursache in einer Panik um BSE-verseuchtes Fleisch. In diesem Zusammenhang verlor Nippon Meat Packers rund 47 Prozent. Die Warenhauskette Tokyu verlor 13 Prozent. Die Börsenlandschaft in Japan wird von Nasdaq-International so aussichtslos eingeschätzt, dass das ehrgeizige Projekt Nasdaq-Japan eingestellt wird um nicht noch weitere Verluste einzufahren. Das ist zugleich auch ein Rückschlag für die Finanzierungsmöglichkeiten junger Unternehmen.
Der Ausblick auf die Woche vom 19. bis 23. August 2002 (KW 34)
Die neue Woche bringt noch einige Unternehmensnachrichten mit sich:
"Zu den bedeutendsten zählen Deutsche Telekom, Nestle, WPP, Lufthansa und HomeDepot", sagt Heutzenröder. "Wir erwarten jedoch keine Überraschungen", so die Anlageexpertin weiter. Morgen geben die Notenbanker aus Chicago, Philadelphia und San Francisco ihre konjunkturellen Einschätzungen ab. In Europa wird heute die Industrieproduktion veröffentlicht. Für Deutschland gibt es am Donnerstag die Zahlen des BIP für das zweite Quartal und am Freitag die Inflationsindikatoren. "Deutschland ist auch weiterhin stark abhängig vom amerikanischen Markt", meint Heutzenröder.
Gefahren gehen in den USA von dem kontinuierlich steigenden Ölpreis aus, der unter dem Einfluss der schwelenden Irak-Krise schwer einzuschätzen ist. Ein Anstieg über die Marke von 30 US-Dollar ist jedoch keineswegs auszuschließen. Ein solcher Anstieg hat in den USA eine stärke Wirkung als in Deutschland. Weiterhin zeichnet sich ab, dass die Preise für Grundnahrungsmittel in den kommenden Monaten erheblich steigen und damit zusammen mit dem Ölpreis an der Inflationsschraube drehen werden. Präsident Bush hat Bereitschaft signalisiert, ein Konjunkturprogramm aufzulegen. Alan Greenspan ist prinzipiell nicht gegen eine Zinssenkung. Insofern besteht Potenzial für weitere geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zur Stabilisierung der US- und damit auch der Weltkonjunktur.
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