- US-Wirtschaft wächst weiter, dank des Automobilsektors
- Grösse ist der Hauptfaktor - Large Caps schneiden besser ab als Small Caps
Konjunkturüberblick
- In den USA liess die Federal Reserve die Zinsen unverändert bei 1,75%, verschob jedoch die Richtung ihrer Politik hin zu Lockerungsmassnahmen. Diese Änderung ihrer Haltung war auf die Schwäche der Aktienmärkte und die durch die Probleme mit Konzernbilanzen entstandene höhere Unsicherheit zurückzuführen. Ansonsten deuteten die Wirtschaftsdaten auf ein anhaltendes Wachstum hin, konnten jedoch nur wenig zur Zerstreuung der Furcht vor einem „Double Dip“ beitragen. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juli um 1,2% und bescherten damit dem dritten Quartal einen guten Start für den Verbrauch. Der Zuwachs bezog sich jedoch ausschliesslich auf höhere Ausgaben bei Autos und Mineralöl, und ohne diese Posten blieben die Umsätze auf dem gleichen Niveau wie im Vormonat. Ebenso stieg auch die Industrieproduktion im Juli an, verzeichnete ohne die Automobilproduktion jedoch einen Rückgang. Das Wachstum erfolgt auf Kosten niedrigerer Spannen, denn die Stärke des Automobilsektors kann der Wiedereinführung besonderer Kreditabschlüsse zugerechnet werden. Andernfalls wäre die Grundtendenz der Daten in dieser Woche erheblich schwächer ausgefallen. Es überrascht nicht, dass der Preisauftrieb mässig bleibt, mit einer massgeblichen Rate von 1,5% auf Jahresbasis und einer Kernrate von 2,2% auf Jahresbasis im Juli.
- Die Basisinflation in Grossbritannien kletterte im Juli wieder auf 2%, womit bestätigt wird, dass der im Juni erlebte Rückgang auf den unteren Grenzwert des Zielbereichs weitgehend auf einmalige Einflussfaktoren zurückzuführen war. Inzwischen ist die Arbeitslosigkeit überraschend wieder zurückgegangen, was bedeutet, dass die amtlichen Arbeitslosenzahlen auf dem niedrigsten Stand seit Juli 1975 sind. Ein Grossteil dieser Entwicklung ist zwar der beeindruckenden Flexibilität des britischen Arbeitsmarktes zuzurechnen, doch die mittelfristigen Aussichten auf einen Aufschwung aus einer Phase der Vollbeschäftigung bleiben bestehen. Daraus ergibt sich, dass die Produktionslücke sich schliesst und die Risiken einer mittelfristigen Inflation steigen; dies deckt sich mit dem Inflationsbericht der Vorwoche. Schliesslich wurde im Protokoll der Augustsitzung des MPC bestätigt, dass eine Zinssenkung zwar erwogen wurde, die Argumente gegen die Senkung jedoch “überzeugender” waren, hauptsächlich aufgrund von Befürchtungen hinsichtlich einer Überhitzung des Wohnungsmarkts. Wenn nicht mit sehr schlechten Daten oder einem weiteren Einbruch der Aktienkurse zu rechnen ist, erwarten wir weiterhin, dass die Zinsen bis 2003 bei 4% bleiben.
- Schlechte Nachrichten erreichen uns nach wie vor aus der Eurozone, vor allem aus Deutschland, wo die ZEW-Umfrage den höchsten Rückgang seit Anfang 2000 verzeichnete. Dieses Kriterium für die Stimmung in der Wirtschaft weist in der Regel eine hohe Korrelation mit dem Erwartungselement der allgemein beachteten Ifo-Umfrage auf. Angesichts der Tatsache, dass der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex im ersten Halbjahr dieses Jahres weitgehend auf dieses Element zurückzuführen war (und nicht etwa auf den aktuellen Auftragsbestand), zeichnet sich für die Zukunft ein Bild ab, in dem Deutschland einer Rezession gefährlich nahe kommt. Wenn am Donnerstag die BIP-Zahlen für das 2. Quartal veröffentlicht werden, sehen wir wohl klarer. Bei einem Rückgang der Industrieproduktion um 0,9% im Quartal ist es durchaus möglich, dass die Wirtschaft stagniert. Etwas bessere Nachrichten kommen aus der zweitgrössten Volkswirtschaft des Kontinents; die französische Industrieproduktion stieg um 0,8%. Die Leitindikatoren deuten jedoch darauf hin, dass dies im 3. Quartal voraussichtlich nicht nochmals erreicht werden dürfte.
- In Japan gab es hohe Überschüsse in der Leistungsbilanz (JPY 1,507 Billionen) und der Kapitalbilanz (JPY 1,552 Billionen). In letztere wurde durch eine Devisenintervention (JPY 1,9 Billionen) Kapital zurückgeschleust, um den Aufwertungsdruck auf den Yen abzuschwächen. Die Bank von Japan erhöhte erstmals in fünf Monaten ihre monatliche Konjunktureinschätzung nicht, mit der Begründung, die Unwägbarkeiten in der weltweiten Nachfrage hätten sich weiter verstärkt. Die Kapazitätsauslastung ging im Juni auf 69,1% zurück. In anderen Ländern Asiens ging etwa der malaysische Verbraucherpreisindex um 2,1% (auf Jahresbasis) im Juli zurück und entsprach damit den Erwartungen. In Südkorea sank das Verbrauchervertrauen im Juli auf 107,8 – von 110,6 im Vormonat (dem höchsten Stand seit November 1998) – was darauf hindeutet, dass die Verbraucher möglicherweise ihre Ausgaben einschränken werden. Singapur erlebte im 2. Quartal das höchste BIP-Wachstum seit fast drei Jahren mit 13,6% (auf Quartalsbasis, Jahreswert), für das hauptsächlich der biomedizinische Sektor (mit einem Anstieg von 73% auf Jahresbasis) verantwortlich zu sein scheint.
Marktüberblick
- In den Aktienmärkten war in dieser Woche eine breitangelegte Rally zu beobachten, ohne deutliche Sektor- oder Ländereffekte. Alle Regionen ausser Lateinamerika erholten sich von den jüngsten Rückgängen. Alle Rentenmärkte stiegen in dieser Woche.
- Der US-Dollar wurde in dieser Woche gegenüber Euro, Yen und Sterling schwächer und verlor damit den grössten Teil des in der Vorwoche erzielten Zugewinns.