Entspannung an den Märkten?
Die guten Nachrichten gleich vorweg: Wie der St. Louis Financial Stress Index nahelegt, haben die Spannungen an den Finanzmärkten zuletzt abgenommen. Auch ist, laut De Vijlder, die Dispersion bei den Wachstumsaussichten zurückgegangen. „Allerdings offenbaren die negativen Realzinsen die tief sitzende Skepsis gegenüber dem künftigen Wirtschaftswachstum“, meint er.
US-Geldpolitik erfolgreich
Die US-Geldpolitik trägt für De Vijlder deutliche Früchte. „Die Wirtschaft beginnt an Fahrt zu gewinnen und auch der Immobilienmarkt wächst wieder“, sagt er. Nicht unwesentlich sei in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Unternehmen wieder leichter zu Bankkrediten kommen, ebenso wie Privathaushalte. Auf der anderen Seite gehe die Arbeitslosenrate nach wie vor zu langsam zurück.
Entwickelte Welt: Defizite zu hoch
In den entwickelten Ländern erwartet De Vijlder insgesamt „erhebliche Konsolidierungsanstrengungen“. „Im Großteil der Länder sind die Defizite nach wie vor zu hoch, um die Schuldenquoten zum BIP zu stabilisieren“, sagt er. Gleichzeitig würden sich die dringend notwendigen Sparmaßnahmen negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken.
Eurozone: Spreads deuten auf Entspannung
Mit Hinblick auf die Entwicklung der Spreads in den letzten Monaten, konnte die Krise in der Eurozone, laut De Vijlder, unter Kontrolle gebracht werden. „Ein anderes Bild zeigt sich wiederum, wenn wir die Realwirtschaft anschauen“, meint er. So würden sich etwa die Einkaufsmanagerindizes auf einem niedrigen Niveau befinden. „Fakt ist, dass der geldpolitische Transmissionsmechanismus in der Eurozone nicht funktioniert.“
Eurozone: Viel zu tun
Dass auf die Eurozone noch „eine Menge Arbeit wartet“, steht für De Vijlder fest. Zu den „Großprojekten“ zählt er die Schaffung einer Bankenunion und die Sicherstellung von kompaktem Wachstum. „Politische Eregnisse gewinnen zunehmend an Bedeutung“, hält er eine Erkenntnis der jüngeren Vergangenheit fest. Dementsprechend gelte es 2013 Ereignisse, wie die Wahlen in Deutschland und Italien, im Auge zu behalten.
China: Keine harte Landung
In China zeichnet sich, mit Hinblick auf das Wirtschaftswachstum, für den BNP-Experten eine Bodenbildung ab. „Wie es ausschaut, kann eine harte Landung vermieden werden. Allerdings werden wir in China in Zukunft ein niedrigeres Wirtschaftswachstum sehen als in der Vergangenheit“, so De Vijlder. Bekanntlich sind zuletzt vor allem die Exporte in die Eurozone zurückgegangen.
BRIC-Staaten: Insgesamt positives Bild
Was die anderen BRIC-Staaten betrifft, sieht De Vijlder eine Wachstumsbeschleunigung in Brasilien. Russland befinde sich wiederum in der Nähe des Trendwachstums, Indien hingegen nicht. „Die BRIC-Länder entwickeln sich insgesamt zufriedenstellend. Sie sind allerdings nicht mehr derselbe Wachstumsmotor wie sie es in der Vergangenheit waren“, sagt De Vijlder.
Positiv: Hohe Liquidität
Positiv auf die Märkte dürfte sich, laut De Vijlder, im kommenden Jahr das anhaltende Umfeld hoher Liquidität auswirken. „Von Leitzinsenänderungen ausgehende Impulse darf man sich 2013 allerdings nicht erwarten“, sagt er. Zur Risikodiversifizierung hat er „Safe-haven“-Anleihen auf der Rechnung. Sind diese allerdings zu teuer? Für De Vijlder trifft das auf US-Anleihen zu, auf deutsche Bundesanleihen hingegen nicht. Er sieht die Assetklasse im kommenden Jahr als gutes Mittel zur Risikodiversifizieung. Guter Dinge ist er für Hochzinsanleihen. „Defaults sind im High Yield-Segment ein spätzyklisches Phenomän. Deshalb ist es zu früh sich über einen Anstieg der Ausfallsrate den Kopf zu zerbrechen“, so der Experte.
Schlüsselfaktor: Ertragswachstum
Auf der Aktienseite, gelte es sich in erster Linie mit dem Ertragswachstum auseinander zu setzen. De Vijlder spricht von einem „Schlüsselfaktor“. Aktuelle Indikatoren, wie der US-Einkaufsmanagerindex und der OECD-Frühindikator für Europa, deuten für ihn auf ein niedriges aber positives EPS-Wachstum in den USA und ein negatives in Europa hin. „Alles in allem erwarten wir 2013 ein herausforderndes Jahr für Aktien“, so De Vijlder. „Buy-and-Hold“-Strategien wären allerdings nicht erfolgversprechend. Vielmehr sei ein dynamischer Ansatz notwendig.