Europa's New Deal 2012

Das vergangene Jahr wird wohl als der Ausgangspunkt für die politische Einigung in Europa gelten, erklärt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank im Rahmen des traditionellen „Katerfrühstücks“ in Wien. Warum der Weg dorthin schwierig sein wird und wie sich die konjunkturelle Lage in der Weltwirtschaft aktuell darstellt. Economics | 14.02.2013 22:15 Uhr
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dr. Ulrich Kater betont, dass sich die Gesamtsituation in Europa verbessert hat und dies auch so bleiben kann. Trotzdem steht Europa noch vor sehr großen Herausforderungen. Das Jahr 2012 wird seiner Ansicht nach als jenes Jahr in die Geschichtsbücher eingehen, in welchem die ersten wichtigen Schritte zur politischen Einigung in Europa gesetzt wurden.

Kater: "Diese Entwicklungen brauchen einfach Zeit und passieren nicht über Nacht. In den USA hat die Entwicklung der heutigen Finanzverfassung ebenfalls rund 140 Jahre seit der Unabhängigkeitserklärung in Anspruch genommen." Wichtig ist auch, dass in Europa nicht mehr vorrangig über Austrittsszenarien diskutiert wird - weder über das Szenario "Eiszeit" (Austritt von nördlichen Mitgliedsländern der Eurozone) - noch über "Siesta" (Austritt von südlichen Ländern).

New Deal 2012

Die Verständigung der internationalen Staatengemeinschaft in Europa - und vor allem in der Eurozone - hat ergeben, dass die südlichen Länder bereit sein müssen, die Lasten der notwendigen wirtschaftlichen Anpassung zu tragen und die nördlichen Länder bereit sind, die Kreditrisiken zu übernehmen und die Erholung der südlichen Länder zu finanzieren. Die nördlichen Länder sind umso mehr dazu bereit, wenn klar ist, um wieviel Geld es schlußendlich geht und wohin der Weg führt.

Wichtige Bausteine für die Einigung in Europa

Kater sieht drei wichtige Elemente der sich abzeichnenden europäischen Einigung: 1. die Schaffung einer Bankenunion, 2. die Wiedergewinnung der Wettbewerbsfähigkeit und 3. die Umverteilung innerhalb Europas. Für diese langfristigen Vorhaben müsse man jedoch einen Zeitrahmen von zehn Jahren ansetzen.

Kater: "Es ist sehr schwierig, die Strukturen innerhalb Europas zu verändern um eine stärkere Zusammenarbeit zu ermöglichen." Europa ist auf jeden Fall in der Lage, sich Transfers von reichen Länden in bedürftigere Länder zu leisten, da die Krise in den nördlichen Ländern vergleichsweise sanft erlebt wird.

Weltwirtschaft weiter auf Kurs

Kater sieht die Weltwirtschaft weiter auf einem Wachstumskurs. und auch die EU-17 sollten im kommenden Jahr wieder einen Beitrag zum Wachstum der Weltwirtschaft leisten können. Die aktuellen BIP-Zahlen für die Eurozone und Deutschland sieht auch Kater sehr schwach. Die Weltwirtschaft könnte 2013 mit +3,2 Prozent real wachsen und im Jahr 2014 um +3,8 Prozent, wobei die EU-17 dazu rund 14 Prozent des Wachstums beitragen könnten, während rund 40 Prozent aus den Schwellenländern und China kommen würden. In den USA erwartet Kater für das Jahr 2013 ein reales BIP Wachstum von +2 Prozent, nach +2,3 Prozent im laufenden Jahr und im Jahr 2014 sollte das BIP um +2,5 Prozent zulegen können.

Währungskriege am Horizont?

Obwohl die Währungen einen starken Einfluss auf die volkswirtschaftliche Entwicklung haben, sieht Kater noch keine Anzeichen für konkrete Währungskriege. Aktuell versuche man in den wichtigen Währungsräumen über die Geldpolitik zu arbeiten. Eine manipulierte Währung gibt es derzeit nur in der Schweiz. Die Zinsen in Europa werden nach Ansicht vieler Marktteilnehmer mittelfristig auf einem sehr niedrigen Niveau erwartet.

Wachstum in Europa?

Mit schwachen BIP Wachstumsraten von -0,6 Prozent im vierten Quartal 2012, geschätzten -0,1 Prozent für 2013 und +1 Prozent für 2014 leidet Europa weiterhin an Konjunkturschwäche. Die Frage nach den Wachstumspotenzialen sind nicht leicht zu beantworten. Was kann Europa unternehmen? Was kann Europa Neues entwickeln? Die starke Rezession in Südeuropa schafft in der Folge auch Probleme für die gesamte Eurozone und für einen Finanzausgleich innerhalb Europas.

Kater nennt auch die konkreten Problemzonen in Europa: einerseits die Bankensanierung in Spanien und der drohende Schuldenschnitt in Zypern, der ganz schlecht für die Wiedergewinnung des Vertrauens wäre, sowie die Unsicherheit bezüglich der nächsten Regierung in Italien und eine drohende Finanzmarktattacke gegen Frankreich.

Die Inflation in Europa wird nach Ansicht von Kater kein Problem sein. Die Zinsen werden in einer Bandbreite von 0-2 Prozent erwartet. Vor einigen Jahre war dies unvorstellbar - wie übrigens auch das Faktum, dass die Zentralbank bis zu 40 Prozent der umlaufenden Staatsschuld halten.

Wirtschaftliche Einschätzung zu Österreich

Mit Bezug auf Österreich, erklärte Kater, dass die österreichische Wirtschaft die Talsohle durchschritten habe und ein stabiles Kernland in der Eurozone sei. „Die österreichische Wirtschaft ist auf einem guten Weg“, resümierte Kater. Nach einem – für alle Länder des Euroraums –  schwierigen Jahr 2012 habe sich die exportorientierte Alpenrepublik von ihrer Schwäche befreit. Der wichtigste Handelspartner Deutschlands könne mit einer starken Positionierung in Mittel- und Osteuropa und einer anspruchsvollen Palette von Exportgütern punkten. „Österreich als stabiles Kernland der Eurozone verfügt über ein funktionierendes Staatswesen, eine vernünftige Lohnpolitik und einen robusten Arbeitsmarkt“, so Kater. Die DekaBank erwartet nach einem Jahr der Stagnation im Jahr 2013 (0,2 Prozent) wieder ein Wachstum von 1,3 Prozent beim österreichischen Bruttoinlandsprodukt.
 
Gleichwohl bestehe in Österreich – wie für den Rest der Eurozone – kein Grund für ein Übermaß an Euphorie. Zwar scheint die Gefahr einer schweren Finanzkrise durch das Eingreifen der Europäischen Zentralbank mittlerweile gebannt, für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh. Zu groß seien die Herausforderungen der kommenden Monate. Unsicherheiten an den Märkten seien zwangsläufig die Folge. Der Experte zeichnete aber nicht nur ein düsteres Bild. So sei die dramatische Phase der Eurokrise mittlerweile überwunden und die Industrieländer befänden sich auf einem Konsolidierungskurs.

Asset Allocation und Anlagestrategie
 
Der Chefvolkswirt ging auch auf die Frage ein, wie Anleger auf dieses Umfeld reagieren sollten. Anlageformen wie etwa Sichteinlagen, Termineinlagen, Spareinlagen oder auch Staatsanleihen aus den „sicheren“ Ländern wie Deutschland, die Niederlande oder Österreich erwirtschaften zurzeit extrem niedrige Zinsen  unterhalb der Inflationsrate. Folglich sei das Gesparte Jahr für Jahr real betrachtet immer etwas weniger wert.

„Anleger sitzen somit in der Realzinsfalle“, so Kater. In den kommenden Jahren müsse daher das ernsthafte Klassenziel der Finanzanlage darin bestehen, mindestens die Inflationsrate zu erwirtschaften. Dies ist mit den derzeit so beliebten „sicheren“ Anlageformen nicht zu erreichen. Höhere Renditen gäbe es in den kommenden Jahren nur dort, wo eng an der realen Wirtschaft investiert wird: also in Aktienunternehmen, bei Unternehmensanleihen oder Gewerbeimmobilien. Dies seien Sachwerte in Wertpapier-Anlageformen, so Kater abschließend

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