2014: Wachstum von 1,5 %
Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone schrumpft bekanntlich seit nunmehr sieben Quartalen in Folge. „Ich glaube, dass sich die Eurozone derzeit aus dieser schweren Rezession löst“, sagt Heise. Erste Anzeichen dafür habe man im zweiten Quartal gesehen. Nichtsdestotrotz prognostiziert der Experte für das Gesamtjahr 2013 ein Minus von 0,3 %. „2014 werden wir in der Eurozone wieder ein Wachstum von 1,5 % sehen“, sagt er.
Verbesserte Stimmungsindikatoren
Zuversichtlich stimmt Heise, die Entwicklung diverser Stimmungsindikatoren. So habe sich zuletzt etwa der Economic Sentiment Indicator – dabei handelt es sich um einen Verbundindikator der EU-Kommission aus Vertrauensindikatoren einzelner Wirtschaftsbranchen und Konsumenten – sichtlich verbessert. „Und zwar auch in Griechenland“, meint Heise.
Peripherie: Aufwärtstrend bemerkbar
Der Experte räumt allerdings ein, dass es in der Peripherie einiges an Phantasie bedürfe, um eine Kehrtwende zu sehen, das Tempo des Rückgangs habe aber abgenommen. „In einigen Krisenländern haben wir auch eine Stabilisierung gesehen“, so Heise. Spanien erlebe derzeit etwa eine „ganz ordentliche Exportbelebung“. Gleichzeitig habe die Bauwirtschaft ihre Talsohle erreicht.
Deutschland keine Konjunkturlokomotive
Hilfreich für eine Erholung der Eurozone sei das niedrige Zinsniveau. Er gehe davon aus, dass die Zinsen weiter niedrig bleiben. „So lange sich die Konjunktur nicht stabilisiert hat, wird die EZB die derzeitige Politik fortsetzen“, so. Deutschland und Österreich spricht er nicht die Rolle von Kunjunkturlokomotiven für Resteuropa zu. Sie wären vielmehr eine stabile Basis.
Austeritätsmaßnehmen keine Gefahr
Die von diversen Experten und Organisationen – wie etwa dem IWF – kommunizierte gefährliche Wirkung der Austeritätsmaßnahmen sieht Heise nicht. „Konsolidierungsmaßnahmen führen nicht zwangsläufig in eine Abwärtsspirale, dafür gibt es viele Beispiele. Allerdings ist es wichtig wie diese ausgelegt werden“, sagt er. Nachsatz: „An einer Konsolidierung führt angesichts der Defizite kein Weg vorbei.“
Richtige Maßnehmen setzen
„Wichtig ist die Frage, welche Konsolidierungsmaßnahmen gesetzt werden“, so der Chefvolkswirt der Allianz SE weiter. Schritte wie eine kurzfristige Erhöhung der Mehrwertssteuer, würde kaum Vertrauen erwecken. Vielmehr gelte es mittelfristig bei den Ausgaben anzusetzen und etwa Arbeitsmarkt und Sozialsystem grundlegend zu reformieren.
Keine „vereinigten Staaten von Europa“
Eine Entwicklung in Richtung „vereinigte Staaten von Europa“ erwartet Heise nicht. „Die EU wird ein dezentraler Verbund von Kleinstaaten bleiben“, sagt er. Damit der Euro bleibe, wären allerdings „Umbauten“ erforderlich. Dazu zählt er etwa strikte Regeln, was die Finanz- und Makropolitik betrifft sowie einen verbindlichen Mechanismus, der für deren Umsetzung sorge.
Wichtig: Regeln für EWU-Austritt
„Manche Entscheidungen müssen auf eine europäische Ebene gehoben werden“, so Heise. Dazu zähle etwa eine Bankenunion. Gleichzeitig wäre auch eine Insolvenzordnung für Staaten wichtig – und zwar nicht nur für Investoren, sondern auch für die Staaten selbst. Um die Gemeinschaft zu stärken, schlägt er zudem klare Regeln für einen Austritt aus der Währungsunion – etwa für Mitgliedsstaaten, die sich nicht an die Regeln halten.
Keine Alternative zu Integration
Mit Lösungsansätzen für die Eurokrise und eine Stärkung der Gemeinschaftswährung beschäftigt er sich in seinem neuen Buch „Emerging from the Euro Debt Crisis – Making the Single Currency Work“. An der Notwendigkeit zu Handeln bestehe kein Zweifel. „Wenn Europa und die Länder der Eurozone in der Welt weiter mitstprechen möchten, geht kein Weg an Integration vorbei“, bringt es Heise auf den Punkt.