In den letzten 13 Monaten sind die Renditen der 10jährigen US-Treasuries um 1½ Prozentpunkte auf 2,8% gestiegen. Eine so starke Zunahme in so kurzer Zeit hat es in Amerika in diesem Jahrhundert noch nicht gegeben (siehe Graphik). Besonders deutlich war die Bewegung in den letzten drei Monaten seit der Bekanntgabe, dass die Federal Reserve ihre Wertpapierkäufe im Rahmen des Quantitative Easing Programms zurückführen wird (Tapering). Kann sich der Zinsanstieg noch weiter fortsetzen? Ist das das Ende der niedrigen Zinsen?
Fundamental sieht es klar nach höheren Zinsen aus. Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite ist die Wirtschafts- und Finanzkrise in den USA vorbei. Die Konjunktur läuft wieder. Die Notenbank verabschiedet sich von der ultralockeren Geldpolitik. Sie wird im nächsten oder übernächsten Jahr auch die Leitzinsen erhöhen. Der Aktienmarkt reagiert auf die Entwicklung der Bondpreise zwar ab und zu etwas nervös. Insgesamt sind die Kurse seit Mai aber nicht gefallen. Der Markt sieht die Zinserhöhung also nicht als bedrohlich an. Nach den üblichen Modellen gehören zu einer solchen Wirtschaft Treasury-Renditen von 4 bis 4 ½ %.
Das muss aber nicht sofort erreicht werden, sondern vielleicht nach 2 bis 3 Jahren. Das was sich am Markt derzeit vollzieht, halte ich für überzogen. Vor allem die Reaktion auf die Ankündigung des „Tapering“ der US-Wertpapierkäufe war zu stark. Ich rechne daher damit, dass sich entweder der Markt aus sich selbst heraus beruhigt oder dass die Federal Reserve einen Rückzieher beim Tapering macht.
Dr. Martin Hüfner
Volkswirtschaftlicher Berater
direktanlage.at
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