Die Zukunft des Schweizer Franken

Economics Forum Spezial: Welche Faktoren sollten CHF-Investoren im aktuellen Umfeld ganz besonders gut beobachten? e-fundresearch.com befragte ausgewählte Ökonomen und Währungsspezialisten hinsichtlich Ihren Einschätzungen zur weiteren Entwicklung des Schweizer Franken. Economics | 22.10.2013 02:00 Uhr
Bleibt der Euro-Franken-Mindestkurs? / ©  Schweizerische Nationalbank (SNB)
Bleibt der Euro-Franken-Mindestkurs? / © Schweizerische Nationalbank (SNB)
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Aktuelle Frage:

„Wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung des Schweizer Franken in diesem Jahr und welche Faktoren sollten Investoren in den kommenden Monaten besonders genau beobachten?

Welche Entwicklungen könnten die Aufrechterhaltung des Euro-Franken-Mindestkurses obsolet werden lassen?"


Luca Paolini, Chefstratege, Pictet Asset Management (14.10.2013):

"The CHF has moved sideways this year, marginally depreciating vs. EUR and appreciating vs. USD. We still believe that the CHF is on its long-term appreciation trend and we expect that in the course of 2014 or 2015, the CHF will revalue above 1.20 EUR, forcing at some point the SNB to re-adjust the peg including a basket of currencies.

We do not believe that the Swiss Franc is as expensive as investors tend to believe. On our fair value model, based on relative inflation, relative productivity levels and net investment position, the CHF/EUR fair value is 1.21. But since all these three variables will move favourably for Switzerland vs. EMU, we see the CHF appreciating vs. Euro. In 5 years' time, we think a CHF/EUR parity is a realistic scenario.

Switzerland' s economic stength (GDP is rising at above 2% p.a., with consumption, exports and real estate rising strongly), coupled with zero or negative inflation and a current account surplus of 12% of GDP are supportive factors. The rally in the EUR has been triggered by a sharp upgrade of the EMU's economic outlook and the perception that the debt crisis there is becoming manageable. However, the improvement in lead indicators in EMU has been offset by a comparable improvement in Switzerland and we still believe that in an environment of rising bond yields, the situation in the EMU periphery will potentially become more challenging in the months ahead. This can easily lead to more capital inflows into Switzerland.

The SNB is not expected to change course in the near future but we highlight that monetary growth is already slowing down. "


Thomas Flury, Leiter Währungsstrategie, UBS Wealth Management (16.10.2013):

"Der Franken hat dieses Jahr genau das gemacht, was wir von ihm erwartet haben, nämlich in einer sehr engen Bandbreite gegenüber dem Euro gehandelt. Die tiefen Zinsen in Europa stellen sicher, dass EURCHF nicht von alleine steigt. Die starke Entwicklung der schweizerischen Wirtschaft gewährleistet, dass die SNB die Kursuntergrenze nicht nach oben verschiebt und gleichzeitig sorgen die politischen Unsicherheiten in Europa dafür, dass die SNB an der Kursuntergrenze festhält. Diese Konstellation kann noch lange anhalten, insbesondere da sie keinerlei negative Auswirkungen auf die Inflationsraten in der Schweiz oder Europa hat. Sobald jedoch die EZB Raum für Zinserhöhungen sieht, dürfte sich die Situation ändern. Eine Zinserhöhung wäre ein klares Zeichen, dass die Euro-Krise vorbei ist, und würde damit die Nachfrage nach Euro so weit anheizen, dass die SNB den Mindestkurs fallen lassen und gleichzeitig ihre Devisenbestände abbauen kann."


François Savary, CIO, REYL Bank (17.10.2013):

"Generell ist die Entwicklung des Euro-Franken-Wechselkurses 2013 bislang von einer leichten Abwertung des Schweizer Franken geprägt. Das Währungspaar schwankt zwischen 1,21 und 1,26 und notiert somit über dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verteidigten Mindestkurs. Die leichte Abschwächung der Schweizer Währung gegenüber Ende 2012 lässt sich zum Teil durch die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Krise in Europa erklären. Angesichts der Fortschritte bei der Bewältigung dieser Krise, insbesondere was die Einrichtung einer Bankenunion betrifft, haben die Ängste vor einem Zusammenbruch der Eurozone nachgelassen. Dies schadete dem Status des Franken als Zufluchtswährung. Genau beobachten sollten Investoren die wirtschaftlichen und institutionellen Entwicklungen in Europa, die Qualität der globalen Wirtschaftserholung sowie die geopolitische Lage rund um den Globus. Weitere Faktoren, deren Entwicklung intensiv verfolgt werden sollte, sind die Binneninflation und die Devisenreserven der SNB.

Eine weitere Abwertung des Franken auf ein Niveau von 1,30 bis 1,35 gegenüber dem Euro wäre zweifelsohne ein Zeichen, das die SNB zu einer Aufhebung des Mindestkurses bewegen könnte."


Dr.Thomas Liebi, Chief Economist, Swisscanto Asset Management (18.10.2013):

Dr. Thomas Liebi
Dr. Thomas Liebi
"Der Schweizer Franken hat sich seit Anfang Jahr zaghaft von der Wechselkursuntergrenze zum Euro gelöst, welche die Schweizerische Nationalbank im September 2011 eingeführt hat. Dies widerspiegelt das gestiegene Vertrauen in die Zukunft der Währungsunion. Der Schweizer Franken ist aber nach wie vor zu teuer - vor allem, wenn man ihn handelsgewichtet und inflationsbereinigt betrachtet. Trotz des soliden konjunkturellen Umfelds in der Schweiz verharrt die Teuerung nahe bei null und lag den größten Teil der vergangenen zwei Jahre sogar im negativen Bereich. Solange in der Schweiz die Gefahr einer deflationären Entwicklung besteht und das wiedererlangte Vertrauen in den Euro anfällig bleibt für politische Krisen oder eine erneute konjunkturelle Abschwächung in der Eurozone, wird die Schweizerische Nationalbank kaum riskieren, die Untergrenze aufzuheben."


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