Economics Forum: Schuldenabbau in der Eurozone

Wie steht es um das Wirtschaftswachstum 2014 und 2015 in der Eurozone? Welche Maßnahmen zum öffentlichen und privaten Schuldenabbau sind zu erwarten und wie wirkt sich dies auf die wirtschaftliche Erholung aus? Ökonomen und Chefstrategen von Amundi, Candriam, DekaBank, Flossbach von Storch, ING, Kepler-Fonds, LBBW, Petercam, Raiffeisen Capital Management, Swisscanto und UBS mit ihren Einschätzungen. Economics | 18.03.2014 02:00 Uhr
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Aktuelle Frage im Economics Forum:

„Die Eurozone stabilisiert sich. Wie ist Ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2014 und 2015 in der Eurozone? Erwarten Sie Maßnahmen zum Schuldenabbau im öffentlichen und privaten Sektor und welche Auswirkungen könnte dies auf die wirtschaftliche Erholung haben?“


Current question in the Economics Forum:

“The Eurozone is stabilizing. What is your expectation for economic growth in the Eurozone in 2014 and 2015? Do you expect deleveraging measures in the public and private sector and which consequences could this have on the economic recovery?“


Uli Krämer, Leiter Portfoliomanagement, Kepler-Fonds KAG (11.03.2014):

Uli Krämer
Uli Krämer
"Die Euro-Zone sollte heuer erfreulicherweise wieder positive Wachstumszahlen aufweisen. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Konjunkturentwicklung verhalten bleibt. Für 2014 erwarten wir ein Wachstum von etwas mehr als ein Prozent, für 2015 leicht darüber. Ein Hauptgrund für diesen mäßigen Aufschwung bleibt die notwendige Sanierung der Haushalte, sowohl im öffentlichen als auch privaten Bereich. Dieses sogenannte Deleveraging wird uns noch Jahre begleiten und damit das Wachstum drücken. Die USA sind in diesem Prozess vergleichsweise weiter, das Kreditwachstum ist dort schon wieder positiv. Allerdings werden die US-Wachstumszahlen vergleichsweise niedriger ausfallen als in früheren Perioden des Aufschwungs.“


Dr. Andreas Höfert, UBS-Chefökonom (12.03.2014):

Dr. Andreas Höfert
Dr. Andreas Höfert
"Wir erwarten, dass sich das im vierten Quartal gesichtete Wachstum für die gesamte Eurozone sowie für deren sechs größten Volkswirtschaften in 2014 fortsetzt und für das Gesamtjahr 1.1% betragen dürfte. Für 2015 rechnen wir dann mit 1.5%. Es gibt allerdings hier ein Paar Vorbehalte. Zum einen wird das Wachstum der Eurozone in erster Linie weiter von Deutschland getragen und die europäische Peripherie dürfte zumindest in 2014 weiter unterdurchschnittlich wachsen, zum anderen bleiben diese Wachstumsraten deutlich unter denjenigen anderer Wirtschaftsregionen, so dass die Eurozone auch in den kommenden Jahren das schwächste Glied des globalen Wachstums bleiben dürfte.

Die Sanierung der öffentlichen Haushalte wird sich in der europäischen Peripherie, wenn auch nicht im gleichen Ausmass wie in den vergangenen Jahren weiter fortsetzen, so dass 2015 fast alle Länder der Eurozone (mit den erwähnenswerten Ausnahmen von Frankreich und Spanien) ihre öffentliche Defizite wieder unter 3% des Bruttoinlandprodukt haben dürften. Diese Haushaltssanierung erklärt auch, warum wir eher zurückhaltend bei der Wachstumsprognose bleiben.

Das größte Risiko in unserem Ausblick ist die Möglichkeit, dass die in der europäischen Peripherie beobachteten deflationären Tendenzen sich weiter verschärfen und ausbreiten. Sollte dies der Fall sein, so müssten wir unsere Wachstumsprognose wieder nach unten revidieren und das Umfeld wäre auch deutlich schwieriger für die Regierungen, ihre Finanzen in Griff zu bekommen."


Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt, DekaBank (13.03.2014):

Dr. Ulrich kater
Dr. Ulrich kater
"Ein wichtiger Punkt um der Bewältigung der Finanzkrise ein Stück näher zu kommen, ist der Schuldenabbau – sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor. Diese Phase des Schuldenabbaus bei Haushalten, Unternehmen und Banken hat in Euroland gerade begonnen und wird noch viele Jahre anhalten, weil hier nicht mit dem Bulldozer, sondern eher mit dem Sandkasten-Schäufelchen vorgegangen wird. Bei den Staaten zeigt sich dies noch deutlicher: nur in den starken Volkswirtschaften wie etwa der deutschen hat der Abbau der Staatsverschuldung bereits angefangen. Für die kommenden beiden Jahre 2014/15 bleibt es im Euroraum beim gelockerten Problem-Modus: Erfreuliche Wachstumsraten in den meisten Regionen der Weltwirtschaft sowie in Europa ein Ende der Abwärtsspirale in den Peripherieländern. Und zumindest in den kommenden beiden Jahren rechnen wir bei einem Wachstum in Euroland von 1,0 % (2014) und 1,3 % (2015) mit einer Fortsetzung des konstruktiven Umfeldes für die Finanzmärkte."


Kurt Schappelwein, Leiter Multi Asset Strategien, Raiffeisen Capital Management (17.03.2014):

Kurt Schappelwein
Kurt Schappelwein
"Für das Gesamtjahr 2014 erwarten wir für die Eurozone ein Wachstum von 1,0 % (nach -0,4 % 2013) und auch für 2015 gehen wir von weiter steigendem Wirtschaftswachstum aus. Die Arbeitslosenquoten liegen in der gesamten Eurozone weiterhin auf hohen 12,0 %. Das Vertrauen der Konsumenten hat sich – trotz kurzfristigem Rückgang – in den letzten Monaten deutlich verbessert. Seit der letzten Zinssenkung durch die EZB Anfang November beobachtet der Markt gespannt die Inflationsentwicklung. Einige Marktteilnehmer sehen noch Raum für weitere liquiditätsfördernde Maßnahmen. Wahrscheinlicher als eine weitere Zinssenkung erscheinen uns aus aktueller Sicht andere untypische Maßnahmen. Doch erwarten wir zunächst ein Abwarten weiterer Wirtschaftsdaten. Die gesunkenen Zinsen - insbesondere in der Peripherie - sollten den Handlungsbedarf der EZB eher senken als erhöhen. Die Kreditvergabe ist weiterhin auf geringem Niveau."


Tobias Schafföner, Research Analyst, und Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege, Flossbach von Storch AG (17.03.2014)

Tobias Schafföner
Tobias Schafföner

Allerdings gibt es auch viele Belastungsfaktoren. Besonders kritisch sehen wir, dass die Volumina der leistungsgestörten Kredite insbesondere in Spanien (190 Mrd. Euro) und Italien (160 Mrd. Euro) auf Rekordständen sind. Dies wird ein Anspringen der Kreditvergabe der Banken auf längere Zeit verhindern; ein Schuldenabbau bei privaten Haushalten und Unternehmen ist in den betroffenen Ländern also zwangsläufig und wirkt wachstumsdämpfend. Die fragmentierte Refinanzierungssituation verstärkt die ungleichmäßige Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone: Deutschland, das für 30% der Wirtschaftsleistung der Eurozone steht, dürfte die Hälfte des Wirtschaftswachstums beisteuern.

Philipp Vorndran
Philipp Vorndran
Maßnahmen zum Abbau der Verschuldung der öffentlichen Haushalte, die auf der Ausgabenseite ansetzen, werden politisch zunehmend schwerer durchsetzbar. Dennoch erwarten wir Ende 2014 deutlich niedrigere Staatsschuldenquoten in Deutschland und in der Eurozone insgesamt: Denn die Neuberechnung des Bruttoinlandsprodukts ab dem zweiten Quartal wird durch die Berücksichtigung von Forschungs- und Entwicklungsausgaben als Investitionen die deutsche Wirtschaftsleistung um ca. drei Prozent und das BIP der Eurozone um ca. 2,5 Prozent wachsen lassen – bei einem ausgeglichenen Haushalt sinkt die Staatsschuldenquote der Bundesrepublik im Jahresvergleich demnach selbst ohne Wirtschaftswachstum um knapp drei Prozentpunkte."


Bart Van Craeynest, Makroökonom, Petercam (17.03.2014):


Bart Van Craeynest
Bart Van Craeynest
"The gradual recovery of the Eurozone economy looks set to continue in coming quarters. We expect growth of 1.5% in 2014 and 2015. Deleveraging is likely to continue in both the public and the private sector. Public sector fiscal tightening efforts will be less forceful as those of previous years, which implies a positive contribution to overall economic growth. Private sector, especially in the periphery has to make further efforts to reduce debt levels."


Uwe Burkert, Chefsvolkswirt, Landesbank Baden-Württemberg (17.03.2014):

"Im Euroraum dürfte sich in 2014 - analog zu Deutschland - das BIP-Wachstum zunächst beschleunigen (auf 1,0 %). Und auch 2015 – das ist der Unterschied zu Deutschland in isolierter Betrachtung – dürfte das Wachstum etwas zulegen (auf dann 1,2 %). Der Grund ist, dass in diesem Zeitraum die Reformen in den Peripherieländern ihre Wirkung stärker entfalten. Zudem dürften die hohen Outputlücken in den Peripherieländern zu einem beschleunigten Aufholprozess in diesen Staaten führen. Allerdings geht das nur bedingt einher mit der Möglichkeit, Schulden abzubauen. Die Defizite gehen zwar leicht zurück, nur müssen u.E. dauerhaft hohe Primärüberschüsse erwirtschaftet werden. Daran und an der daraus resultierenden verbesserten Schuldentragfähigkeit wird der Erfolg der Reformbemühungen in den Ländern gemessen werden."


Anton Brender
Anton Brender

"Euro GDP growth should be around 1% in 2014 and slightly above 1.5% next year. One of the main reason for this moderate pick-up in activity is that the brutal fiscal tightening that choked activity since end-2011 is now behind us. There is still some fiscal tightening to come, but, on average at least, at a pace that from now on is more moderate. The private sector deleveraging has also been weighing on past growth but, here too, with the notable exception of the Dutch household sector, an important part of the adjustment has been made. With the slightly more favorable external environment we expect activity should, from now on, slowly expand, but with hardly any domestic support. Roughly half of the – modest – growth we expect for this year and next will be explained by net foreign trade!"


Thomas Liebi
Thomas Liebi

"Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone weitergehen wird und erwarten ein Wachstum von rund 1% in diesem und 1.5% im nächsten Jahr. Die sich langsam aufhellende Stimmung von Unternehmen und Konsumenten wird sich in steigenden Investitions- und Konsumausgaben widerspiegeln. Der Trend zum Schuldenabbau im privaten Sektor wird vor allem in der Europeripherie anhalten. Der Abbau der Staatsschulden bleibt eine grosse Herausforderung – nicht nur in der Europeripherie. Aufgrund der verbesserten Situation bei der Neuverschuldung, höheren Steuereinnahmen und einer langsam sinkenden Arbeitslosigkeit dürfte aber der fiskalische Gegenwind etwas abnehmen, was sich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken wird."


Didier Borowski
Didier Borowski

"The recovery within the eurozone (EZ) has strengthened over the past few months but remains fragile and uneven. It is not a V-shaped rebound. We only expect growth to return to potential: it will not suffice to stabilise unemployment and to dampen deflationary pressure in 2014. 

The EZ remains in uncharted territory, with still large economic and financial fragmentations. The bank credit channel is still impaired, especially for SMEs in peripheral countries. And the euro is too strong. 

The good news is that – for the whole EZ - the recovery is more driven by domestic than by external demand. But the deleveraging of the private and public sectors has hardly started and will cap GDP growth. All in  all, we believe that the ECB will maintain its key rates close to zero for a protracted period."


Willem Verhagen, Volkswirt bei ING Investment Management International (17.03.2014):

Willem Verhagen
Willem Verhagen
"We have argued for a long time that the situation in Europe is very different from that in the US. Every economy has a natural tendency to grow around trends unless something causes it to behave otherwise. This “something” could be a short-lived shock or a more persistent drag and the Eurozone had two negative drags in 2011 and 2012: a large degree of fiscal tightening and the euro crisis, which tightened (peripheral) financial conditions and credit supply as well as imparting a blow to private sector confidence throughout the region. These drags are diminishing so growth is returning to its default state of an around potential rate.  In an economy with a large output gap one would then normally expect some constellation of events that pushes growth above potential. This usually comes in the form of private sector responsiveness to a substantial loosening of policy, possibly aided by a release of pent up demand for durables. This is what is happening in the US, but not in Euroland: The very mixed verdict on the degree of imbalances means that the private sector is not yet sufficiently responsive to policy. What’s more, monetary policy is certainly not loose enough. This lets us believe that on a more medium-term basis we think that Europe will underperform most other DM regions as it has bigger and more widespread internal  imbalances as well as (monetary) policymakers which face more severe constraints.  

Nevertheless, for now underlying economic momentum clearly continues to improve."


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