e-fundresearch.com: Notenbanker und Medien warnen vor der „Deflationsfalle“ – wie sehen Sie diese Thematik? Benötigt man zwingend Inflation um Wirtschaftswachstum nachhaltig generieren zu können?
Ronald Stöferle/Mark Valek: Die Aussage, wonach eine stetige, aber geringe Teurungsrate das beste Umfeld für die wirtschaftliche Entwicklung sei, ist im historischen Kontext eindeutig falsch. Zutreffend ist viel eher, dass das monetäre Regime das Inflations- Paradigma vorgibt. Aus den Vereinigten Staaten steht zur Untermauerung dieser These aufschlussreiches, langfristiges Datenmaterial zur Verfügung. Anhand der Grafik erkennt man die annualisierten, realen Wachstumsraten (jeweils mit rotem Strich markiert – rechte Skala) und den Verbraucherpreisindex. Die unterschiedlichen farblichen Markierungen teilen den Zeitraum in drei unterschiedliche monetäre Phasen:
Im gegenwärtigen Fiat-Geldsystem schöpfen Notenbanken und Geschäftsbanken Geld und verzinste Kredite aus dem Nichts, hier haben wir in der Tat einen systemischen Anreiz die Geldmenge exponentiell auszuweiten. Selbstverständlich folgen einer exponentiell wachsenden Geldmenge auch exponentiell steigende Preise. Für die Eurozone wurde die ideale jährliche Wachstumsrate für die Geldmenge von der EZB einst mit 4,5% festgelegt, und die optimale Teuerungsrate gemessen an der Konsumentenpreisinflation mit 2%. Da die Geldmengenausweitung derzeit zu langsam für das kreditsüchtige System voranschreitet, spüren wir alle Entzugserscheinen. Diese machen sich in Form von Disinflation und rezessiven Tendenzen bemerkbar. Die Zentralbanken werden weiterhin alles Nötige tun, um wieder die benötigte Geldmengenausweitung zu erwirken, unterschätzen bzw. vernachlässigen dabei aber die Nebenwirkungen Ihrer Inflationstherapie.
Das Verständnis dieses Kampfs zwischen den monetären Gezeiten ist unserer Meinung heutzutage nach zentral für Investoren und steht auch bei unserem Investmentfonds im Mittelpunkt des Anlageprozesses.