USA: Versöhnlicher Wochenschluss
In den vergangenen zwei Wochen konnte der S&P500 um 2,1 Prozent zulegen. Die Nasdaq blieb dagegen nur bei einem Plus von 1,4 Prozent. Nach den überwiegend schwächeren Konjunkturdaten - unter anderem Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im November (minus 1,4 Prozent) und Konsumentenvertrauen des Conference Board (80,3 nach 84,9 im Vormonat) – sorgte der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe mit einem Wert von 54,7 (zuvor 49,2) für den freundlichen Endspurt an der Aktienbörse. Für eine Belebung der Konjunktur spricht auch der deutlich gestiegene "New Order". Deutlich negative Gewinnrevisionen einiger Unternehmen für das 4. Quartal – darunter Wal Mart und die Baumarktkette Home Depot - sorgten für eine Konsolidierung der Märkte.
Europa: Kriegsangst belastet weiterhin – Anleger hoffen auf Wende in 2003
"Die Markttendenz der letzten beiden Handelswochen ging erstaunlicherweise in zwei Richtungen", sagt Heidrun Heutzenröder, Fondsmanagerin des ADIG Fondak. "Zunächst trieb die latente Kriegsgefahr den Ölpreis nach oben und die Jahresendrallye an der Börse fiel aus. Vielmehr kam es in den letzten Handelstagen des Jahres 2002 zu Kurseinbrüchen. Zudem blieben große institutionelle Anleger den Aktienmärkten fern." Folge: Die Handelsvolumina an den europäischen Börsen ließen zu wünschen übrig. Kriegsängste und Energieverteuerung setzen den meisten europäischen Ländern zu und sorgten auch weiterhin für eine Eintrübung des Konsumklimas.
"Während in den USA neue fiskalische Maßnahmen den Privatkonsum stützen sollen, sind solche Schritte in Europa - von den Steuerentlastungen in Frankreich einmal abgesehen - angesichts leerer Kassen und der durch den Stabilitätspakt selbst auferlegten fiskalischen Fesseln, nicht zu erwarten", so Heutzenröder.
Dennoch: Die Aktienmärkte konnten sich in den ersten Tagen des neuen Jahres schnell wieder aus der umsatzschwachen Lethargie vom Jahresende lösen.
"Ausschlaggebend waren hier vor allem Käufe von institutionellen Anlegern sowie Eindeckungen von im alten Anlagejahr eingegangenen Leerverkäufen", berichtet die Anlageexpertin. "Aber auch die zu erwartende Stabilisierung der Weltkonjunktur aus den USA sowie eine allmählich aufkeimende, neue Zinssenkungsphantasie regte spürbar an."
So haben die europäischen Aktienmärkte in den letzten Wochen – im Einklang mit dem Weltindex – über fünf Prozent zugelegt. Herausragend waren dabei die besonders schwankungsanfällige deutsche Börse (DAX +9,2%), die Pariser Börse (CAC-Index +6,6%) sowie die Züricher (+6,2%) und die Mailänder Börse (+5,4%).
Bei den Branchen zeichneten sich die die zyklischen Segmente durch besonders starke Kurssteigerungen aus. Dies gilt vor allem für Automobil-, Technologie-, Chemie- und Bauwerte sowie für Telekommunikationsaktien. Dagegen blieben defensivere Sektoren zurück.
Japan: Erneut rückläufige Kurstendenz
Die japanische Börse zeigte in den letzten beiden Wochen eine lustlose Haltung: Indexanstieg von 3,6 Prozent bei relativ schwachen Handelsvolumina und weitgehender Abstinenz ausländischer Investoren. Unter Druck standen hauptsächlich Aktien exportorienter Unternehmen. Grund: Die November-Zahlen aus den USA, die auf eine schwache Umsatzentwicklung bei langlebigen Wirtschaftsgütern hindeuteten. Gegen den Trend schwächer waren auch Blue-Chips im Konsumelektronikbereich. So litten Fuji Photo sowie Sony unter Befürchtungen eines lauen Weihnachtsgeschäftes in den USA.
Der Ausblick auf die Woche vom 6. bis 10. Januar 2003 (KW 02)
In den USA ist die Gewinnwarnungssaison beendet. Morgen beginnt Alcoa die Gewinnberichtssaison für das 4. Quartal, gefolgt von Coca-Cola am Freitag. In der Woche darauf wird es dann mit Intel, Microsoft und General Motors richtig spannend. Für den Gewinnausblick 2003 muss darauf geachtet werden, inwiefern die Unternehmen bereits Einblick in ihre Pensionspolitik gewähren. Nach nunmehr drei schwachen Aktienjahren in Folge, scheint sowohl bei der Beurteilung der Aktienmärkte als auch bei den anzusetzenden Diskontierungsfaktoren Handlungsbedarf angebracht zu sein. Mögliche Folge: Höhere laufende Aufwendungen könnten den Indexgewinn für das Jahr 2003 drücken.
Von der konjunkturellen Seite werden am heutigen Dienstag Details über das Konjunkturförderprogramm der Regierung veröffentlicht. Dabei zeichnet sich ein Stimulierungspaket in Höhe von 600 Milliarden Dollar ab. Dieses Programm läuft über zehn Jahre und soll von der im Jahr 2001 verabschiedeten grossen Steuerreform profitieren. Darüberhinaus sollten die geplanten Abschreibungserleichterungen bei den Unternehmen sowie die Abschaffung der Dividendenbesteuerung die Börse beflügeln.
Insgesamt sieht es so aus, als wenn die amerikanische Börse die mehrwöchige Konsolidierung beendet. Sobald die 960er-Marke des S&P 500 nachhaltig überwunden ist, hätte der Markt seine Bodenbildung erreicht und würde sich dann in einen mittelfristigen Aufwärtstrend begeben.
"Angesichts relativ schwacher geld- und fiskalpolitischer Impulse bleiben die Konjunkturperspektiven in Europa im Vergleich zu Nordamerika relativ verhalten", meint Heidrun Heutzenröder. "Hinzu kommt die Schwäche des US-Dollar, die die Gewinnentwicklung international tätiger Konzerne durchaus stärker belasten könnte. Aus Kostengründen ist andererseits aber auch von einer weiteren Internationalisierung der Produktionsaktivitäten auszugehen." Folge: Immer mehr Unternehmen profitieren von einer robusten Konjunkturentwicklung in den USA – die Dollarschwäche fällt dagegen weniger ins Gewicht. "Zudem zeigt die Erfahrung, dass in Phasen hoher gesamtwirtschaftlicher Wachstumsraten in den USA, insbesondere Aktien europäischer, exportorientierter Unternehmen mit zyklischem Charakter Kursgewinne erzielen können", so die Anlageexpertin weiter.
Wesentlich für eine positive Kursentwicklung in 2003 wird sein, dass ein Teil des durch Bilanzkrise, Konjunkturschwäche und Kriegsgefahren verursachten Vertrauensverlustes bei den Aktienanlegern im weiteren Jahresverlauf abgebaut werden kann.
In Japan birgt das Jahr 2003 durchaus positives "Überraschungspotential". Grund: Ein hoher Pessimismus der ausländischen Anleger gepaart mit möglichen qualitativen Veränderungen in der Entscheidungsstruktur. Ein neuer Notenbankgouverneur (ab März 2003) sowie Änderungen der politischen Machstruktur als Folge innerparteilicher Kämpfe gegen Premierminister Koizumi könnten zudem unerwartete geld- und reformpolitische Entscheidungen nach sich ziehen. Dagegen bleiben die Chancen für eine konjunkturelle Belebung und eine Beendigung der Deflationsspirale zumindest auf kurze Sicht eher gering.