Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Wie beurteilen Sie die überraschende Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank und auf welche Implikationen sollten sich Investoren nun besonders genau fokussieren?“
Current Question in the Economics Forum:
“How do you assess the Swiss national bank’s surprising decision to abandon its currency cap with immediate effect and on which implications should investors especially focus going forward?”
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"Der wahrscheinlichste Grund für die Aufhebung des Euro-Schweizer Franken Mindestkurses ist die bevorstehende Implementierung eines umfassenden Anleiheankaufsprogramms (Quantitative Easing) seitens der Europäischen Zentralbank. Denn dabei werden sehr viele Euros (Zentralbankgeld M0) geschaffen bzw. „gedruckt“. Der Hintergrund ist, dass der Schweizer Franken seit dem Ausbruch der Großen Rezession 2008 / 2009 sowie der Euro-Krise einem gewaltigen Festigungsdruck ausgesetzt ist.
Eine Zentralbank kann die Festigung der eigenen Währung immer verhindern, weil sie unendlich viel der eigenen Währung erzeugen kann. Das Problem dabei ist, dass dadurch sehr viel Liquidität erzeugt wird. So ist die Zentralbankgeldmenge (M0) von knapp 8% vom nominellen Bruttoinlandsprodukt im Oktober 2008 auf über 60 % Ende 2014 angewachsen. Um mit dem Quantitative Easing der EZB mitzuhalten, hätte die Schweizerische Nationalbank die Geldmenge weiter drastisch erhöhen müssen. Dadurch kann es zu Verwerfungen in der Wirtschaft kommen (z.B. Überbewertung von Immobilien). Die monetären Indikatoren unterstützen diese Annahme bisher nicht. Die Geldmenge M3 ist im November um lediglich 3,6% im Jahresabstand angestiegen, die Bankkredite im Oktober um nur 3,7%.
Schlussfolgerung:
1) Der Schritt verdeutlicht, dass die wirtschaftliche Dynamik der Weltwirtschaft heterogener geworden ist. Damit im Einklang hat in den vergangenen Monaten die Volatilität auf den Märkten zugenommen.
2) Im Abwertungswettlauf der Währungen (aktuell Euro und Japanischer Yen) wollte sich die SNB nicht beteiligen. Dennoch: die SNB wird weiterhin gegebenenfalls am Währungsmarkt intervenierten.
3) Die Konsequenz: Die Glaubwürdigkeit im Sinne der Forward Guidance der Schweizerischen Nationalbank leidet, die Deflation (sinkende Preise) wird zunehmen, die Bewertung des Schweizer Franken bleibt sehr hoch, exportorientierte Unternehmen kommen unter Druck und die Renditen in der Schweiz bleiben sehr tief (aktuell negativ bis zu einer Laufzeit von 12 Jahren). "