Die positiven Seiten eines Grexits

Den Gläubigern geht allmählich die Geduld aus und Griechenlands Regierung das Geld: Warum sich ein drohender Grexit aber durchaus auch positiv auf die Währungsunion auswirken und sogar eine disziplinierende Wirkung entfalten könnte, analysiert Nordea-Ökonom Dr. Holger Sandte in einem Gastkommentar auf e-fundresearch.com. Economics | 17.04.2015 14:13 Uhr
Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea
Dr. Holger Sandte, Chief European Analyst, Nordea
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Gläubigern geht allmählich die Geduld aus

Wenn man herumhört, dann rechnen immer mehr Finanzmarktteilnehmer damit, dass Griechenland der Währungsunion abhandenkommen wird. Speziell bei den deutschen Gesprächspartnern mag dabei auch Wunschdenken eine Rolle spielen. Vorausgesetzt es passieren nicht unbemerkt irgendwelche Fortschritte im Hintergrund, dann liegen Griechenland und seine internationalen Gläubiger nach wie vor weit auseinanderliegen. Die griechische Regierung will Kredite ohne Auflagen, die Gläubiger wollen ihr Geld zurück und brauchen dafür eine reformierte griechische Wirtschaft. Den Gläubigern geht allmählich die Geduld aus und Griechenlands Regierung das Geld, was deren ohnehin nicht gute Verhandlungsposition weiter schwächt.

Kompromiss immer noch wahrscheinlicher als Grexit

Ein Kompromiss in letzter Minute ist m.E. immer noch wahrscheinlicher als ein Bruch der Währungsunion. Kommt es doch zum Grexit, dann dürften die Finanzmärke wackeln, weil ein Präzedenzfall geschaffen wird. Politische Versicherungen („Griechenland ist ein Sonderfall!“) und vor allem das Instrumentenarsenal der EZB dürften allerdings die Ansteckung begrenzen. Griechenland würde in eine tiefe Rezession rutschen, verbunden mit hoher Inflation und einer – dann offenen – Bankenkrise. Die Erholung im Euroraum ginge weiter, allenfalls kurzzeitig gebremst.

Griechenland als abschreckendes Beispiel?

Was aber würde auf längere Sicht passieren? Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie es Griechenland mit eigener Währung erginge. Eine schwächere Währung kann Griechenland eine exportgetriebene Erholung bringen. An erster Stelle ist der Tourismus zu nennen, ansonsten ist die Exportbasis begrenzt. Wahrscheinlich würde Griechenland auch außerhalb der Währungsunion nicht auf Dauer florieren, denn wer soll die notwendigen Reformen durchsetzen, wenn nicht Institutionen von außen? Nicht zuletzt deswegen befürworten ja die meisten Griechen den Euro. Griechenland würde zum abschreckenden Beispiel, was eine disziplinierende Wirkung auf andere Länder entfalten könnte. Der Weg der Währungsunion zu mehr Stabilität wäre dann wahrscheinlich leichter. 

Dr. Holger Sandte
Chief European Analyst
Nordea


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