Rückblick: Erleichterungsrallye
Das diplomatische Tauziehen innerhalb der UNO um das weitere Vorgehen in der Irak-Frage hat den Markt in der vergangenen Woche anfangs belastet. Die Aussicht auf ein schnelles Kriegsende mit nur vergleichsweise geringen Schäden führte später jedoch zu einer Erleichterungsrallye. Im Ergebnis schlossen die Weltaktienmärkte auf Wochenbasis mit 1,2 Prozent im Plus. Die Tagesschwankungen waren allerdings extrem hoch. So signalisierte der VDAX – ein Indikator für Kursschwankungen - in der abgelaufenen Woche Tagesschwankungen von drei Prozent, der langjährige Durchschnitt liegt bei etwa der Hälfte.
Der marktbreite amerikanische S&P500-Index hat leicht mit 0,5 Prozent im Plus geschlossen, die Technologiebörse Nasdaq legte dagegen knapp drei Prozent zu. Die Aktien amerikanischer Fluglinien gaben gegen den Trend massiv ab. Grund war neben spezifischen Problemen bei den jeweiligen Gesellschaften eine Studie, nach der viele Fluglinien einen militärischen Konflikt nicht überstehen würden. Die Konjunkturzahlen gaben ein gemischtes Bild ab.
Die Märkte im Euro-Raum haben mit einem Plus von vier Prozent recht gut performt. In der Erholungsrallye standen die Banken- Finanz- und Versicherungswerte im Mittelpunkt des Interesses: „Nach starken Kursabschlägen in den vergangenen Wochen, legten sie teilweise um 20 bis 30 Prozent zu“, berichtet ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. Negative Meldungen kamen aus Finnland vom Handyhersteller Nokia, der seinen Gewinn- und Umsatzausblick nach unten revidiert hat. Der makroökonomische Datenkranz fiel recht gut aus, besonders die Zahlen zur Industrieproduktion in UK, Deutschland und Frankreich überzeugten.
In Japan wurde mal wieder ein neuer Negativrekord erreicht: Der Nikkei 225 sackte erstmals unter die 8.000-Punkte-Marke. Um das Finanzsystem stabil zu halten, hat die japanische Notenbank massiv Liquidität bereit gestellt. Eine Finanzkrise wollen Regierung und BoJ mittels eines Maßnahmenpakets abwenden.
Der Ausblick auf die Woche vom 17. bis 21. März 2003 (KW 11)
Die Woche der Wahrheit
An den Märkten steht uns wiederum eine schwere Woche bevor. Nach den Äußerungen von George W. Bush vom Wochenende ist noch in dieser Woche mit einem Militärschlag gegen den Irak zu rechnen. Die Marktteilnehmer – so scheint es - wollen eine klare Entscheidung im Irakkonflikt sehen. Ein „Befreiungsschlag“ für Aktien und damit einer Korrektur der im Vergleich zu Renten extremen Unterbewertung kann nur von einer – wie auch immer gearteten – schnellen Lösung der Irakkrise kommen. Die Märkte haben dieses Szenario in der vergangenen Woche bereits einmal durchgespielt. „Es ist aufgefallen, dass Europa die USA outperformt hat“, sagt ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. „Weiterhin war zu erkennen, dass defensive Branchen wie Versorger oder Energie eher untergewichtet bleiben sollten. Favorisiert werden sollten dagegen Tech-Aktien, zyklische Konsumtitel, Versicherungs- und Telekomwerte“, so der Anlageexperte weiter. Am kommenden Freitag findet - wie alle drei Monate - der sogenannte Hexensabatt statt. An diesem Tag laufen an den Terminbörsen diverse wichtige Termingeschäfte auf Indizes und Aktien aus, und dominieren das Marktgeschehen.
In den USA findet heute die turnusmäßige Sitzung der Notenbank FED statt. Marktbeobachter rechnen nicht mit einem Zinsschritt, sondern mit einer Senkung des Bias. Der Bias gibt an, welche Gewichtung die Notenbank den Risiken von Inflation und schwächerem Wachstum beimisst. Zusätzlich stehen eine Menge von Frühindikatoren zur Stimmung im verarbeitenden Gewerbe an, die eine weitgehende Stagnation signalisieren sollten.
In Europa geht der Reigen der Bilanzpressekonferenzen weiter. Im Mittelpunkt steht das Zahlenwerk des Versicherungskonzerns Allianz, das am Donnerstag bekannt gegeben wird. „Bereits nach den Neun-Monatszahlen per Ende September hat sich ein Verlust aufs Jahr gesehen angedeutet“, sagt Grimm, „und auch das letzte Quartal dürfte aufgrund der Aktienmarktsituation zu weiterem Abschreibungsbedarf geführt haben.“ Die Zahlen der Lufthansa für das vierte Quartal (Donnerstag) würden ebenfalls genau analysiert, um daraus Rückschlüsse auf das laufende Geschäftsjahr zu ziehen. Die Industrieproduktion im Euroraum erholte sich mit einem Plus von 1,1 Prozent und lag damit leicht über dem Konsens von einem Prozent. ADIG-Experte Grimm: „In der Tendenz stagniert die Fertigung in der Industrie jedoch, und eine nachhaltige Belebung ist kurzfristig nicht zu erwarten.“
In der um einen Feiertag verkürzten Handelswoche in Japan wird sich zeigen, ob sich die geplanten Maßnahmen von Regierung und Notenbank gegen den Markt stemmen können. Dies ist vor dem Hintergrund des nahenden Ende des Fiskaljahres in Japan besonders wichtig, da Unternehmen und Finanzinstitute ihre Beteiligungen und Aktienbestände dann zu aktuellen Kursen bilanzieren müssen.