Rückblick: US-Truppen marschieren – die Märkte hinterher
Jetzt, da der Krieg ausgebrochen ist, können die Märkte nicht so richtig damit umgehen. Das erhoffte Ende der Unsicherheiten ist bislang ausgeblieben. Anfang vergangener Woche wurde ein schneller Kriegsausbruch mit einem schnellen Ende noch durch steigende Kurse eingepreist. Als schließlich die ersten Bomben auf den Irak niedergingen, legten die Investoren eine kurze Verschnaufpause ein. Nach dem schnellen Vorrücken der Truppen Richtung Bagdad machten sich wieder die Hoffnungen auf ein schnelles Kriegsende mit begrenzten ökonomischen Auswirkungen breit. Als Folge markierten die Weltaktienmärkte im Wochenvergleich ein Plus von sieben Prozent. Gold, Erdöl und Rentenmärkte gerieten dagegen unter Druck. Der US-Dollar legte kräftig zu.
In den USA notierte der Dow nach einer Rallye gegenüber dem Jahreswechsel wieder im Plus. Besonders gefragt waren die Aktien von Großbanken – nachdem diese durchweg positive Quartalsberichte vorgelegt hatten. Konsumgüterhersteller Procter & Gamble schraubte die Erwartungen aufgrund der Umsatz- und Wechselkursentwicklung hoch und gab schließlich die Übernahme des Darmstädter Kosmetikkonzerns Wella bekannt. Erwartungsgemäß hat die Notenbank die Zinsen unverändert gelassen, jedoch ungewöhnlicherweise auf einen Ausblick verzichtet: Die Auswirkungen des Irakkonflikts auf die Volkswirtschaft seien derzeit schwer zu prognostizieren.
In Europa konnten die Märkte ebenfalls knapp 7,5 Prozent zulegen, wobei der deutsche Markt mal wieder besonders schwankungsanfällig war und mit 13 Prozent deutlich über dem Durchschnitt lag. Auf Sektorebene legten Chemieaktien am meisten zu. Grund waren die guten Zahlen von BASF und der Freispruch für Bayer im ersten Schadensersatzprozess um das Mittel Lipobay. Dieses Urteil gilt als richtungsweisend für weitere Prozesse. Der Kurs der Bayer-Aktie schoss daraufhin um 40 Prozent nach oben. Negative Nachrichten kamen von der Allianz. "Mit einem Verlust von 1,2 Mrd. Euro verzeichnete der Versicherungsriese erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ein negatives Ergebnis", berichtet ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. "Das lag vor allem an den Problemen der Dresdner Bank und dem schwachen Kapitalmarktumfeld", so der Anlageexperte. "Die Aktie geriet vor allem wegen der Kapitalerhöhung von rund vier Milliarden Euro unter Druck."
In der um einen Feiertag verkürzten Handelswoche in Japan wurde per Saldo ein Plus von 3,7 Prozent erreicht. Die japanischen Märkte befinden sich aufgrund hausgemachter Probleme weiterhin in einem Abwärtstrend. Besonders belastend: das Finanzsystem sowie die geringe Umsetzung von Deregulierungsmaßnahmen seitens der Regierung. Die japanische Regierung gab jedoch zum ersten Mal seit Monaten wieder eine optimistische Konjunktureinschätzung ab.
Der Ausblick auf die Woche vom 24. bis 28. März 2003 (KW 13)
Schnelles Kriegsende in Sicht?
In der vergangenen Woche wurde das Szenario eines schnellen Krieges gespielt und eingepreist. Dadurch steigt jetzt jedoch die Gefahr, dass es bei einer länger andauernden militärischen Auseinandersetzung zu starken Kursrückschlägen kommen kann. Wir gehen nicht davon aus, dass der Krieg in ein paar Tagen beendet sein wird. Eine realistische Dauer dürfte bei circa vier bis sechs Wochen liegen. Die Märkte werden in den nächsten Tagen äußerst sensibel auf die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet reagieren. Dabei ist mit einer erhöhten Schwankungsbreite zu rechnen. Die Aktienrallye dürfte sich fortsetzen, jedoch in abgeschwächter Form und nicht mit der selben Dynamik wie in der Vorwoche. Aufgrund der geopolitischen Lage werden Konjunkturdaten und Unternehmensmeldungen voraussichtlich wieder nur eine untergeordnete Rolle spielen, ganz vernachlässigen sollte man sie jedoch nicht.
In den USA stehen am Dienstag das Verbrauchervertrauen des Conference Board für den Monat März sowie am Mittwoch die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter für den Februar im Fokus. Eine spürbare Verbesserung des Verbrauchervertrauens wird sich wohl nicht zeigen, wir rechnen deshalb mit einer Seitwärtsbewegung des Index. In den letzten Monaten haben sich die Zuwächse der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter auf den ersten Monat des Quartals konzentriert. In den Folgemonaten schwächten sich die Auftragseingänge in der Regel ab, wobei insgesamt gesehen der Aufwärtstrend beibehalten worden ist. Deshalb erwarten wir einen Rückgang von einem Prozent gegenüber dem Vormonat.
In Europa liegt das Hauptaugenmerk auf der Münchner Rückversicherung, die einen Bericht zum abgelaufenem Jahr abgibt. "Die Börsenkrise wird auch in der Bilanz des Rückversicherers seine Spuren hinterlassen haben", meint ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. Weiterhin wird sich Unilever bereits mit einem Zwischenbericht zum ersten Quartal zu Wort melden. Die Konjunkturumfragen werden auch im März noch keine Belebung zeigen. In den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone - Frankreich und Deutschland - wird sogar mit einer leichten Eintrübung des Konjunkturklimas gerechnet. "Maßgeblich für die Stimmungsverschlechterung sind der hohe Ölpreis, der starke Euro sowie das anhaltende Börsentief", so Grimm.
Zu Beginn der Woche wird der japanische Aktienmarkt positiv eröffnen. Grund: Da die Börsen im Land der aufgehenden Sonne am letzten Freitag feiertagsbedingt geschlossen waren, werden sie jetzt die Gewinne, die die Weltbörsen seit Kriegsbeginn eingefahren haben, nachholen. Der Rest der Woche steht im Zeichen des Fiskaljahres, das am 31. März zu Ende geht. Aufgrund noch möglicher Portfoliobereinigungen könnten die Märkte eher schwächer tendieren. Erst mit Beginn des neuen Fiskaljahres ist wieder mit einer Erholung zu rechnen. Von konjunktureller Seite steht der Freitag im Blickfeld der Investoren, da hier einige Daten gemeldet werden, die insgesamt positiv ausfallen sollten. Morgen (Dienstag) findet eine außerordentliche Sitzung der japanischen Notenbank statt.