China ist heute Teil des Problems – nicht Teil der Lösung

Jean Pierre-Petit, französischer Ökonom und Macro Advisor für La Financière de l’Echiquier sieht eine Konjunkturabkühlung in China als Risiko für Deflation und negative Zinsen in vielen Ländern. Welche Alternativen gibt es für den Abbau der Schuldenberge weltweit und was kann man sich vom U.S. Wirtschaftswachstum erwarten? Economics | 14.10.2015 11:00 Uhr
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„Das nominelle weltweite Wirtschaftswachstum war in den letzten 20 Jahren in nahezu allen Ländern weltweit negativ – auch in den Schwellenländern. Seit 2008 ist die Gesamtverschuldung weltweit von 80 Prozent des BIP auf 127 % angestiegen“, erklärt Jean Pierre-Petit.

Es ist nicht einfach, globale Schuldenberge abzutragen. Im Jahr 1815 nach der Schlacht bei Waterloo lagen die öffentlichen Schulden von UK bei 250 Prozent des BIP. Der Staatsanteil lag allerdings bei niedrigen 20 Prozent. Jean Pierre-Petit: „Welche Alternativen hatte UK zur Redukt

Jean Pierre-Petit, französischer Ökonom und Macro Advisor für La Financière de l’Echiquier
Jean Pierre-Petit, französischer Ökonom und Macro Advisor für La Financière de l’Echiquier
ion der Schulden? Einerseits Inflation, auch Default und positive Überschüsse im Budget. Diese Alternativen sind heute nicht möglich, weil einerseits die alternde Bevölkerung in Europa gegen Inflation ist und Ausfälle negative Effekte hätten. Andererseits gibt es auch zuwenig Wirtschaftswachstum und zu geringe Überschüsse um die Schulden zu reduzieren.“ Deshalb wird der Entschuldungsprozess sehr lange dauern.

China mit geringerem Wachstum ...

Jean Pierre-Petit: „Man kann nicht erwarten, dass China als Land mit USD 13.000,- BIP/Kopf noch weiterhin mit über 10 Prozent wachsen kann. Allerdings ist das Wirtschaftswachstum seit fünf Jahren rückläufig – von 15 Prozent auf aktuell 6 Prozent. China ist kein Niedriglohnland mehr. Das BIP/Kopf liegt bereits bei einem Drittel von Frankreich und ein Viertel der Schweiz und auf dieser Basis wird das Wachstum in den nächsten Jahren geringer sein.“

China ist alt geworden ...

Pierre-Petit betont auch, dass das Durchschnittsalter in China mi 36 Jahren auch bereits sehr hoch ist – verglichen mit 37 Jahren in den USA, 40 Jahren in Frankreich bzw. 24 Jahren in Indien und 21 Jahren in Afrika.

Negative Zinsen als Risiko für die Welt

Viele Investoren haben derzeit nicht das Risiko in ihren Überlegungen berücksichtigt, dass ausgehend von einer Konjunkturabkühlung in China eine Deflationswelle und negative Zinsen über viele Märkte schwappen könnte.

Pierre-Petit: „Wir werden noch länger mit der Bond Bubble Economy leben müssen – und sehr lange noch mit sehr niedrigen Zinsen.“ Auch in Schwellenländern werden QE Massnahmen folgen.

Welche Risiken gibt es in China? Einerseits zahlt China den Preis der hohen Investitionen in den letzten Jahren. Die Gesamtverschuldung ist von 114 Prozent des BIP im Jahr 2000 auf 217 Prozent aktuell angestiegen. Der ROI auf diese massiven Investitionen ist nicht hoch genug.

Bei einer Abschwächung ist die Frage nach der Geschwindigkeit der Anpassung. Mit hohen Investitionen, Schulden, Immobilienboom, und Konjunkturabschwächung sind viele Faktoren einer klassischen Finanzkrise zu beobachten. Die Auswirkungen wären auf der ganzen Welt spürbar.

China ist heute Teil des Problems ...

Während China als Konjunkturlokomotive in den letzten Jahren immer Teil der Lösung von Krisen war, ist die chinesische Volkswirtschaft heute auch schon Teil des Problems. Und das ändert die globale Konstellation. Warum ist das so?

Pierre-Petit sieht mehrere Faktoren: Die Regierung hat seiner Ansicht nach die Kontrolle verloren und schafft Widersprüche in der Wirtschaftspolitik. Die Daten sind nicht vollkommen verlässlich und die Kommunikationsdefizite tragen auch negativ dazu bei, dass das Risiko einer harten Landung existiert.

Von den USA sollten Investoren nicht zuviel erwarten. Mit 1 Prozent Produktivitätszuwachs und einem halben Prozent Wachstum beim Arbeitskräftepotenzial liegt dieser Wert unter den erwarteten 2 Prozent.

Europa erholt sich – vor allem der Süden. Katalonien wird sich nicht abspalten. Frankreich ist und bleibt der „kranke Mann“ in Europa. Pierre-Petit geht aber davon aus, dass Frankreich nach dem Prinzip lebt: ‚Das Defizit von Frankreich ist das Problem von Europa“

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